Karriereleiter Homeoffice: Was wir nach Ende der Kontaktsperre beibehalten sollten

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Das Arbeitsleben in die Zukunft katapultieren

Und damit sind wir bei

3. Videokonferenzen oder Audio-Gruppencalls bringen mehr Flexibilität

Homeoffice und Video-Konferenzen gehen oft miteinander einher. Viele Firmen haben mittlerweile auf Audio-Konferenzen umgestellt, weil sich die Belegschaft sagt: Wir wissen, wie wir aussehen und das deutsche Internet ist zu schlecht für Gesichter. Ich finde allerdings: Gestik und Mimik machen die Kommunikation viel, viel geschmeidiger. Gerade wenn es um Themen geht, bei deren Abstimmung persönliche Befindlichkeiten eine Rolle spielen, wo es auch mal knarzt und knallt, da würde ich die Cam zuschalten. Ich wünsche jedem die passende Internet-Infrastruktur dafür in unserem schönen Land. Denn Audio ist immer die kleine Lösung - es sei denn, man hat daheim noch nicht geduscht.

Und auch wenn das lustig klingt, es ist ja was dran. Es gibt Jobs, da stellen sich die Leute morgens in den Stau, nur um im Büro an der Morgenkonferenz teilzunehmen. Dabei könnten sie auch von zuhause aus über Skype oder Facetime oder Slack oder Zoom mitreden, währenddessen die Rushhour verstreichen lassen und erst danach ins Büro aufbrechen. Vielleicht bleibt so sogar noch Zeit für einen Kaffee mit dem Schatz daheim, oder um den Kindern das Schulbrot zu schmieren. Wenn dann der Arbeitstag erst um 10 Uhr mit einer Konfi vom heimischen Sofa aus beginnt, dann kann er ja dafür auch später enden. Vielleicht im Büro. Vielleicht ja wieder im Homeoffice um 20 Uhr. Nach der langen Abendpause. Nachdem wir die Kinder ins Bett gebracht haben. Oder nach einem frühen Candlelightdinner. Hauptsache, die Arbeit wird fertig. Egal wann. Corona beweist gerade vielen, dass das geht. Wenn Arbeitgeber und Mitarbeiter an einem Strang ziehen.

4. Die Standleitung ins Homeoffice. Für ein Gefühl fast wie nebeneinander im Büro

Für viele ist Homeoffice bislang keine Option, weil sie sich sagen: „Ich muss mich einfach zu oft mit anderen abstimmen.“ Und ja: Jemand, der für sich allein ein, zwei Tage am Design einer neuen Produktverpackung arbeitet, der ist auf den ersten Blick zuhause besser aufgehoben, als jemand, der alle drei Minuten auf kurzem Dienstweg schnell mal eine gemeinsame Präsentation mit einem Kollegen einüben muss.

Aber auch hier haben wir vielleicht noch nicht alle Optionen ausprobiert: nämlich das, was Freunde und Familien dieser Tage öfters privat ausprobieren: Die Videostandleitung mit nur bei Bedarf eingeschaltetem Mikro. Ganz gemütlich guckt man so gemeinsam Filme, jeder im eigenen Wohnzimmer. Oder Kinder malen mit ihren Freunden so gemeinsam Bilder. Jeder in seinem Spielzimmer.

Sowas geht auch im Job. Und immer wenn es was zu sagen gibt: Klick! Mikro an: „Du, wie findest du Folgendes, blablabla.“ Der Andere klick, Mikro an: „Joa, oder mach doch so und so.“ Klick, klick. Mikros aus.

Letztendlich entscheidet sich alles an unserer Bereitschaft, Neues auszuprobieren und ein paar Wochen auszutarieren. Bislang war der Druck dafür nicht groß. Warum ändern, was doch eigentlich ganz gut eingespielt ist? Jetzt aber ist die Gelegenheit. Weil es anders gehen MUSS.

Ich weiß von mindestens zwei Führungskräften, die sagen: Wir überlegen, ob wir künftig die Audio-Konferenz, die wir seit drei Wochen jeden Morgen alle von zuhause aus führen, künftig sogar beibehalten, wenn wir wieder vom Büro aus arbeiten. Dann sitzt jeder an seinem Platz, hat den Kopfhörer drin, und ein Stockwerk weiter unten sitzen andere und lauschen still und alle tauschen sich vom Schreibtisch aus aus, statt dass sich alle persönlich versammeln. Das ist ruhiger und geht schneller, weil alles disziplinierter abläuft. Denn fürs Telefon gilt das Gleiche wie beim Stehen im Foyer: Man fasst sich kürzer und kommt schneller auf den Punkt. Und einige können dann sogar von Fall zu Fall von zuhause aus arbeiten oder können sich von einer Dienstreise zuschalten lassen. Als wären sie direkt mit dabei.

Kürzere Wege, weniger Reisezeit, weniger Stress unterwegs. Mehr gesparte Zeit im ganzen Team durch kürzere Abstimmungen. Bessere Kombinierbarkeit von Job und Privatem durch flexiblere Arbeitszeiten dank der Mischung aus Büro und Zuhause. Kurz: Mehr Effizienz für bessere Ergebnisse und mehr Zeit für Schönes.

In einigen Firmen wären dafür sicher einige Investitionen in die digitale Kommunikationstechnik nötig. Aber sehen wir es mal so: Dann wird es mal Zeit. Und oftmals reicht einfach schon das Smartphone.

Nicht locker lassen jetzt. Es könnte sich für Jahrzehnte lohnen und das Arbeitsleben in Deutschland ein ganzes Stück in die Zukunft katapultieren. Das macht das Leben besser. Was wäre das schön, wenn das am Ende auch eine der Folgen von Corona wäre.

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