Bettina Röhl direkt

Terrorismus: So macht Enthaupten Spaß!

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Gefährliche Abstumpfung im Westen

Das Enthaupten gehört, wie es bereits in mehreren Medienberichten zu hören war, zur Standardausbildung bei Isis. Und die Isisführung weiß auch die Symbolik perfekt zu nutzen. Die Casting-Manie des Westens, die Aufhebung aller Grenzen von Scham, Peinlichkeit und Pietät, die maßlose Wut des Westens im Reality-Fernsehen auch noch den letzten Dreck zu vergolden, die Aufhebung aller Werte bis zur Negierung der Existenz von Werten oder der Existenzberechtigung von Werten und viele, viele andere Fehlentwicklungen, die den Westen täglich durchschütteln, haben einen Abstumpfungsgrad im Westen erzeugt, der schon seit langem gefährlich ist. Zwischen Kakerlakenfressen im Dschungelcamp und Krieg spielen im Nahen Osten ist der Weg verdammt kurz geworden. Alles nur Event.

Enthauptungen nehmen dem Westen seine Würde

Wer das Schwert vor laufender Kamera in diesen Momenten führt und enthauptet, spürt körperlich und seelisch, wenn er denn entsprechend konditioniert ist, ein Gefühl der Erhabenheit, der Überlegenheit, der Herrschaft über Leben und Tod und er spürt das geile Gefühl des Starseins.

Er ist quasi über Nacht eine gewaltige, wenn auch schwarz vermummte, feige Persönlichkeit, die aus eigener Machtvollkommenheit im Namen einer überpersönlichen Macht, auf die er sich beruft, nicht nur einen Menschen in den Tod schickt und dessen Angehörige und Freunde erschüttert und dabei nicht nur eine Gesellschaft vorführt, sondern der die Führungsmacht dieser Welt, nämlich den Westen, der seine Führungsrolle auf eine schizophrene Art verspielt, als Ganzen zum Hampelmann macht.

Mit den auf Quälen abgestimmten Werkzeugen der sogenannten Enthauptung zeigt ein Mensch dem gesamten Westen, dass dieser ein irrlichtender, eigentlich verderbter Feigling ist, der mit hohen moralischen, konstitutiven Ansprüchen herum labert, aber seine Menschen nicht nur nicht schützen kann, sondern, schlimmer noch, gar nicht schützen will. Früher die Kommunisten und jetzt die sogenannten Islamisten haben den Westen als Dekadenzveranstaltung beschrieben und verachtet. Der Westen, der zu seinen Werten nicht steht, muss in den Spiegel schauen und sich selber eingestehen, dass er keine Werte mehr hat.

Enthauptungen, wie sie derzeit in Mode geraten, machen denjenigen, die sie machen und inszenieren, Spaß, weil sie das Publikum des Westens gleichermaßen mit Schauder, Faszination und Nichtstun erfüllen, weil sie das westliche Publikum in die absolute Leere schicken, weil sie den Spaß im Westen verderben und den Spaßfaktor zu sich holen. Die "Reichweite" einer solchen Enthauptung ist enorm und die Wirkung ist viel nachhaltiger als der Westen es jetzt zu realisieren bereit ist. Mit jeder Enthauptung eines Menschen, die eine qualvolle Prozedur ist, wird dem Westen ein weiteres Stück seiner Würde genommen. Der Westen wird im Sinne des üblich gewordenen Schimpfwortes, du Opfer, zu einem solchen Opfer degradiert.

Das ist die Wahrnehmung derjenigen, die sich mit Leib und Leben Isis anschließen. Der Westen hat schon lange keine Idee mehr. Er schwelgt überheblich, lässig, aber eben vor allem fahrlässig in Selbstverleugnung und hält dies für die höchste Stufe der kulturellen Entwicklung der Menschheit. Das ist vor allem das im Prinzip kriminell zu nennende Machwerk der Kaste der sogenannten Westintellektuellen, die man standartmäßig Linksintellektuelle nennt.

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