Neue Art von Atomwaffen Was die US-Nuklearstrategie für Deutschland bedeutet

US-Präsident Trump will neue Atomwaffen entwickeln lassen. Das betrifft auch Deutschland: Hier sind immer noch einige Bomben stationiert.

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Das U-Boot der Ohio-Klasse ist eines von acht U-Booten mit ballistischen Raketen, die die US-Marine in der Basis stationiert hat. Quelle: dpa

Berlin Die neue Nuklearstrategie der USA hat auch direkte Auswirkungen auf Deutschland. Mit ihr wird die bereits seit 2010 geplante Modernisierung der in Europa stationierten US-Atombomben bestätigt. Auf dem Bundeswehr-Stützpunkt im rheinland-pfälzischen Büchel sollen noch etwa 20 Bomben vom Typ B61-4 lagern, die jede für sich die vierfache Sprengkraft der Bombe von Hiroshima haben. Auf dem Fliegerhorst sind „Tornado“-Kampfjets der Bundeswehr stationiert, die die Bomben im Ernstfall abwerfen würden. Damit beteiligt sich Deutschland an der nuklearen Abschreckungsstrategie der Nato.

Die Bomben von Büchel sind Relikte des Kalten Krieges. In den 80er Jahren waren noch 7.000 der weltweit 70.000 Atomwaffen in beiden Teilen Deutschlands stationiert. Heute sind nur noch die auf dem Luftwaffenstützpunkt in der Eifel übrig. In der neuen Nuklearstrategie wird nun bekräftigt, dass die Jahrzehnte alten Bomben ab 2021 durch modernere und präzisere B61-12-Bomben ersetzt werden sollen.

Die US-Regierung will die Entwicklung neuer Atomwaffen mit einer geringeren Sprengkraft vorantreiben. Die Veränderungen sollten vor allem der Abschreckung gegenüber Russland dienen, heißt es in einem Bericht des Verteidigungsministeriums: „Unsere Strategie soll sicherstellen, dass Russland versteht, dass jeder Einsatz von Atomwaffen - egal wie begrenzt - inakzeptabel ist.“ Der Bericht geht aber auch auf die „unberechenbare“ Bedrohung durch Nordkorea ein.

In Deutschland ist das aber höchst umstritten. In Umfragen spricht sich stets eine große Mehrheit für den Abzug der US-Bomben aus. Auch Linke und Grüne fordern das und haben im Wahlkampf mit SPD-Chef Martin Schulz einen Verbündeten gefunden. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass in Deutschland gelagerte Atomwaffen aus unserem Lande abgezogen werden“, kündigte der Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten an.

Im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD wird sich das allerdings voraussichtlich nicht niederschlagen. In einem Papier der Arbeitsgruppe Außenpolitik bekennen sich die Unterhändler beider Seiten zur nuklearen Abschreckung der Nato. „Solange Kernwaffen als Instrument der Abschreckung im Strategischen Konzept der Nato eine Rolle spielen, hat Deutschland ein Interesse daran, an den strategischen Diskussionen und Planungsprozessen teilzuhaben“, heißt es darin.

Ein Abzug der Bomben in Büchel wird von den Koalitionsexperten nur als Ergebnis von Abrüstungsverhandlungen für möglich gehalten: „Erfolgreiche Abrüstungsgespräche schaffen die Voraussetzung für einen Abzug der in Deutschland und Europa stationierten taktischen Nuklearwaffen.“

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