




Nordkorea hat eine Langstreckenrakete abgefeuert und damit internationale Warnungen in den Wind geschlagen. Die USA, Japan und Südkorea verfolgten die Flugbahn der Rakete, die laut Pjöngjang am Sonntag einen Satelliten in eine Erdumlaufbahn brachte. Japan und die USA beklagten einen Bruch von UN-Resolutionen und ließen noch für den selben Tag eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats ansetzen. China mahnte die Akteure zur Mäßigung. Erst vor gut einem Monat hatte Pjöngjang den Test einer Wasserstoffbombe gemeldet.
Nun meldete Nordkoreas Raumfahrtbehörde, weniger als zehn Minuten nach dem Start einer Trägerrakete sei der neue Erdbeobachtungssatellit Kwangmyongsong 4 (Leuchtender Stern 4) in die Erdumlaufbahn eingetreten. Es würden weitere Starts folgen, hieß es im Staatsfernsehen. Pjöngjang bezeichnet derartige Starts als Teil seines friedlichen Weltraumprogramms. Doch Washington und Seoul sehen darin einen Vorwand für verbotene Tests militärischer Langstreckenraketen.
Ein Vertreter des Verteidigungsministeriums in Seoul bestätigte, dass die Langstreckenrakete gegen 9:30 Uhr (Ortszeit) von einer Rampe an der nordkoreanischen Westküste abgefeuert worden sei. Allerdings sei das Geschoss rund sechs Minuten später von den Radarschirmen des südkoreanischen Militärs verschwunden.
Berichte der Nachrichtenagentur Yonhap und des Senders YTN, wonach der Raketenstart womöglich fehlgeschlagen sei, konnte die Regierung indes nicht bestätigen. Ein US-Regierungsvertreter erklärte, es lasse sich erst in Tagen ermitteln, ob der Raketenstart geglückt sei.
Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye nannte das Vorgehen Nordkoreas eine „inakzeptable Provokation.“ Bei den Bemühungen Pjöngjangs um den Ausbau seiner Raketentechnologie gehe es „nur darum, das Regime zu halten“, erklärte sie. Zugleich ignoriere die kommunistische Führung das Leid gewöhnlicher Nordkoreaner.
Fünf spannende Fakten über Nordkorea
Nordkorea produziere kaum wettbewerbsfähige Güter. Außerdem herrsche ein Mangel an Devisen und somit auch Investitionsgütern. Die Infrastruktur ist marode, zahlreiche Industrieanlagen sind seit Jahren nicht mehr in Betrieb, schreibt das Auswärtige Amt auf seiner Internetseite. Allerdings entstanden unter Kim Jong Un 13 neue Sonderwirtschaftszonen.
Das Land ist streng zentralistisch organisiert und betreibt einen intensiven Personenkult, um mittlerweile drei Führer. Nordkorea wurde 1948 gegründet, und verfügt formal über Verfassungsorgane wie Parlament, Gerichtsbarkeit und Regierung. Allerdings übt vor allem ein übermächtiger Führer mit einem kleinen Kreis an Vertrauten die Macht aus.
Die Medien sind durchgängig staatlich kontrolliert. Die meisten Nordkoreaner haben keine Möglichkeit auf Internet zuzugreifen, teilweise wissen sie nicht einmal, was es ist. Von den knapp 25 Millionen Nordkoreaner haben gerade mal eine Million Menschen ein Handy: Es gibt lediglich einen einzigen Mobilfunkbetreiber, der zwar ein 3G-Netz anbietet, aber keine Datendienste.
Anfang 2014 stellten die Vereinten Nationen einen Bericht über Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Nordkorea vor. Darin heißt es: Nordkorea ist ein totalitärer Staat, in dem als politisch unzuverlässig eingestufte Menschen systematisch ermordet oder als Arbeitssklaven missbraucht werden.
Grundsätzlich bestehen zwischen Nordkorea und Deutschland politische Beziehungen, diese sind allerdings auch durch die von der EU und der UN verhängten Sanktionen belastet. Für die ehemalige DDR war Nordkorea einer der wichtigsten Partner des Landes im Ostblock.
Japans Ministerpräsident Shinzo Abe nannte den Raketenstart Nordkoreas und den jüngsten Atomtest des Landes eine Verletzung von UN-Vereinbarungen. „Wir können das absolut nicht erlauben“, erklärte er vor Reportern. Zudem kündigte Abe Maßnahmen zum Schutz der japanischen Bevölkerung an.
China, der engste Verbündete Nordkoreas, drückte sein Bedauern über den jüngsten Raketenstart aus. Zwar sei Peking der Ansicht, das Pjöngjang das Recht auf eine friedliche Nutzung des Weltraums habe, teilte Außenamtssprecherin Hua Chunying mit. Doch „momentan ist dieses Recht durch UN-Sicherheitsresolutionen eingeschränkt.“
Zugleich hoffe China, dass alle Akteure in der Angelegenheit Ruhe bewahrten, mit Umsicht vorgingen und keine Schritte unternähmen, die eine mögliche weitere Eskalation der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel zur Folge hätten, hieß es in der Erklärung weiter.
US-Außenminister John Kerry warf Pjöngjang eine „flagrante Verletzung von UN-Sicherheitsresolutionen“ vor. Es sei schon das zweite Mal in etwas mehr als einem Monat, dass Pjöngjang eine „große Provokation“ unternehme, die „nicht nur die Sicherheit der koreanischen Halbinsel, sondern die der Region und der Vereinigten Staaten“ bedrohe. Dennoch sei Washington entschlossen, seine Verbündeten Seoul und Tokio zu verteidigen, betonte Kerry.
Seit seiner Machtübernahme Ende 2011 hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un drei Tests mit Langstreckenraketen befehligt. Zuletzt hatte das kommunistische Land im Dezember 2012 nach etlichen Fehlschlägen eine solche Rakete erprobt.