Opec Gas ist Katars neues Öl

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Neuer Exportschlager Flüssiggas

Seit der Blockade der Anrainerstaaten verstärkt Katar seine wirtschaftlichen Beziehungen zu anderen Partnern wie etwa der Türkei und auch Deutschland. In den nächsten fünf Jahren will das Land seine Investitionen in Deutschland um zehn Milliarden Euro aufstocken. Im Herbst kündigte Katar Investitionen in einen möglichen Flüssiggasterminal in Deutschland an.

Für Katar ist Gas das neue Öl. Der Golfstaat gehört wegen seiner Gasvorräte zu den reichsten Ländern der Welt und ist der größte Produzent von flüssigem Erdgas, das per Schiff über die Weltmeere transportiert wird. Flüssiges Erdgas (LNG = liquified natural gas) kann auch als Alternative zu fossilen Kraftstoffen wie Öl und Diesel in LKW und Schiffen eingesetzt werden. Damit können Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor gesenkt werden. Katar liefert dem Weltmarkt heut schon rund 30 Prozent der Gesamtmenge. An zweiter und dritter Stelle folgen Australien und die USA.

Energieminister Saad Sherida al-Kaabi zufolge will Katar die Gasförderung bis spätestens 2024 von jährlich 77 Millionen Tonnen auf 110 Millionen Tonnen erhöhen. Das Gas stammt vom South-Pars-Feld vor der Küste des Emirats, dem größten Gasfeld der Welt. Katar teilt es sich mit dem Iran, dem Erzfeind Saudi-Arabiens.

Das ist Katar

Die Gaspreise sind flexibel und unterscheiden sich je nach Markt erheblich. Anders als im Ölmarkt gibt es keine global dominierenden Richtpreise. Darum wird Flüssiggas vor allem in die Häfen geliefert, wo die Nachfrage nach Erdgas am höchsten ist. Das ist derzeit vor allem Japan. Mit dem billigen Pipeline-Erdgas, das vor allem Russland nach Deutschland liefert, kann Flüssiggas preislich allerdings noch nicht konkurrieren.

Wilhelmshaven hofft auf LNG-Terminal, Katar als möglicher Investor

Trotzdem will auch Deutschland in ein Flüssiggas-Terminal investieren, um sich unabhängiger von russischen Erdgasimporten zu machen. Druck macht hier vor allem US-Präsident Donald Trump, um auch US-Flüssiggas nach Deutschland liefern zu können.

Ende November besuchte der Botschafter Katars, Saoud bin Abdulrahman Al Thani den Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven. Dieser könnte, so der Botschafter, das erste Flüssiggas-Terminal in Deutschland bekommen. Deutschland hat derzeit noch kein eigenes LNG-Terminal. Das wäre notwendig, wenn Deutschland selbst Flüssiggas importieren wollte. Bisher bezieht Deutschland Flüssiggas von anderen Terminals innerhalb der EU.

Bisher sind vor allem Brunsbüttel und Stade als Standorte für ein solches Gas-Terminal in Deutschland im Gespräch. Die Bundesregierung hatte grundsätzlich die Investition in ein Terminal begrüßt und dafür finanzielle Unterstützung zugesagt. Je nach Größe würde ein Flüssiggas-Terminal zwischen 250 Millionen Euro und einer Milliarde Euro kosten. Experten bezweifeln, ob Deutschland ein eigenes Terminal benötigt. Noch hat auch kein Investor für ein solches LNG-Terminal zugesagt.

Nach dem Besuch des Botschafters aus Katar hofft jetzt Wilhelmshaven auf den Zuschlag. „Flüssiggas trägt zur Diversifizierung der Gasbezugsquellen bei und dient damit auch der Versorgungssicherheit“, hatte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel betont. Aber die Entscheidung im Energiesektor, so Merkel, fiele letztlich ohne die Politik.

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