Plus bei der Wirtschaftsleistung China wird auch 2021 schneller wachsen als der Rest der Welt

Chinas Wirtschaft wächst 2020 trotz Corona Quelle: dpa

Die Volksrepublik erholt sich noch schneller von Corona, als die meisten Analysten erwartet hatten. Fast 27 Prozent des weltweiten Wachstums dürften in diesem Jahr in China entstehen.

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Als das Statistische Bundesamt am vergangenen Donnerstag seine Schätzung für das BIP in Deutschland veröffentlichte, musste man schon genau hinsehen, um überhaupt irgendetwas positives in den Daten entdecken zu können. Immerhin, so die Statistiker, sei die Wirtschaft nicht so stark eingebrochen wie nach der Finanzkrise 2009. Lag das Minus damals bei 5,7 Prozent, schrumpfte die Wirtschaft im abgelaufenen Jahr laut der Vorhersage um 5 Prozent. Dennoch sprachen die Experten von einer „tiefen Rezession“.

Rund um die Welt müssen Regierungen in diesen Tagen das R-Wort bemühen, wenn sie ihre Berichte zur wirtschaftlichen Lage abgeben. Die Ausnahme ist China. Als einzige große Volkswirtschaft schaffte die Volksrepublik im abgelaufenen Jahr ein Plus bei der Wirtschaftsleistung. 2,3 Prozent betrug der Zuwachs, wie das Pekinger Statistikamt am Montag stolz berichtete. Der Anstieg fällt damit noch größer aus, als die meisten Analysten vorhergesagt hatten. Sie hatten im Durchschnitt mit einem Zuwachs von 2,1 Prozent gerechnet.

Der Grund für den Aufschwung liegt auf der Hand: Weil China das Coronavirus seit dem Sommer weitestgehend im Griff hat und nur vereinzelt Infektionen und kleinere Ausbrüche zählt, haben sich die wirtschaftlichen Aktivitäten wieder normalisiert.

Die Dynamik der Erholung scheint dabei immer mehr Fahrt aufzunehmen. Nach einem Plus von 4,9 Prozent im dritten Quartal, legte die Wirtschaft im Zeitraum von Oktober bis Dezember im Vorjahresvergleich sogar um 6,5 Prozent zu. Damit ist die chinesische Wirtschaft wieder schneller gewachsen, als vor Corona.

Und genauso dürfte es erstmal weitergehen. China, so glauben die meisten Beobachter, wird 2021 einen wirtschaftlichen Boom in einer Größenordnung erleben, wie ihn selbst die Chinesen seit Jahren nicht mehr erlebt haben. Der internationale Währungsfonds rechnet mit einem Plus von 7,9 Prozent. Andere Institute sagen mehr als 8 Prozent hervor.

Damit dieser Plan aufgeht, muss die Führung jedoch darauf hoffen, dass das Virus tatsächlich unter Kontrolle bleibt. Zuletzt hatten hunderte Infektionen in der Provinz Hebei, die Peking umschließt, neue Sorgen ausgelöst. Bislang kann aber von einer großen neuen Welle keine Rede sein.

Mit oder ohne Corona dürfte in diesem Jahr der neue Fünfjahresplan neuen Schwung für die Wirtschaft bringen.

Der Plan, der im März beim Volkskongress in allen Details vorgestellt wird, soll Antworten auf die größten Herausforderungen liefern, mit denen China in den letzten Jahren zu kämpfen hatte. Der Handels- und Technologiekrieg der USA mit China hat Peking die Abhängigkeit vom Ausland schmerzlich bewusst gemacht. Noch mehr als bislang wird China deshalb versuchen, eigene Innovationen hervorzubringen und die heimische Nachfrage zu stärken.

Laut einer Analyse der US-Investmentgesellschaft Pimco sollten Anleger vor allem Sektoren im Auge behalten, die sich mit Technologie, Infrastruktur, moderner Fertigung und erneuerbaren Energien befassen.



„Technologie steht im Zentrum des Fünfjahresplans, da China hier weniger von Importen abhängig sein will“, schreiben die Pimco-Analysten. Autohersteller mit starker Ausrichtung auf Elektrofahrzeugen und Hersteller von Elektrofahrzeugbatterien würden daher zu den großen Gewinner zählen. Schwierig könnte sich jedoch das Ziel erweisen, bei Computerchips die Lücke zu den USA zu schließen. Der Sektor, so glaubt man bei Pimco, könnte kurzfristig weiterem Gegenwind ausgesetzt sein. Weitere Einschränkungen und Sanktionen der USA seien unter US-Präsident Joe Biden nicht ausgeschlossen.

Ein sicherer Gewinner der nächsten Jahre sei jedoch Chinas Internet-Industrie. Trotz der strengeren Regulierung, an der Peking derzeit arbeitet, seien die Internet-Firmen „Hauptnutznießer im neuen wirtschaftlichen Rahmen“. Auch Bereiche wie Cloud, Big Data, KI und Smart Manufacturing würden eine größere Rolle spielen.

Während Europa und die USA noch immer mit den Auswirkungen von Corona zu kämpfen haben, nimmt Chinas Bedeutung für die Weltwirtschaft weiter zu. Laut Berechnungen des in Großbritannien ansässigen CEBR-Instituts wird China die USA wegen der Pandemie wahrscheinlich nun schon deutlich früher als gedacht als größte Volkswirtschaft der Welt ablösen. Anders als bisher gedacht, soll dies nun bis 2028 erfolgen und nicht erst in den 30er Jahren.

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Der wichtigste Wachstumstreiber für die Welt, ist die Volksrepublik schon heute. Während China in diesem Jahr laut einer Bloomberg-Berechnung fast 27 Prozent zum globalen Wachstum beitragen wird, werden die USA noch 15 Prozent ausmachen.

Mehr zum Thema: Warum das Verschwinden von Alibaba-CEO Jack Ma in China niemanden überrascht und Deutschland im Irrglauben über Chinas technische Fähigkeiten ist.

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