Studie zu Unternehmenskäufen Chinesische Unternehmen investieren deutlich weniger in Europa

Chinesische Firmenkäufern wird in Europa misstrauen entgegengebracht. Die Investitionen in europäische Firmen sind zurückgegangen. Quelle: dpa

Chinas Unternehmen gaben 2019 viel weniger für Kauf oder Beteiligungen an europäischen Unternehmen aus als im Jahr zuvor. Die meisten Transaktionen tätigten sie in Deutschland - allerdings in deutlich geringerem Umfang.

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Chinas Unternehmen haben ihre Firmenkäufe und -beteiligungen in Europa zurückgefahren: Investoren aus der Volksrepublik gaben im vergangenen Jahr gut 17 Milliarden Dollar (15,6 Mrd Euro) für Zukäufe und Beteiligungen an Unternehmen in Europa aus. Verglichen mit dem Vorjahr bedeutet das einen starken Rückgang von 45 Prozent. Das hat die Beratungsgesellschaft EY in ihrer regelmäßigen Untersuchung der chinesischen Investitionen errechnet. Allerdings zogen die Aktivitäten chinesischer Firmen im zweiten Halbjahr wieder stark an, nachdem es in der ersten Jahreshälfte nur wenige Transaktionen gegeben hatte. Das geht aus der am Donnerstag in Stuttgart veröffentlichten Studie hervor.

Rein zahlenmäßig fiel das Minus weniger deutlich aus: 2018 hatten die China-Fachleute bei EY 196 Firmenzukäufe und -beteiligungen gezählt, 2019 waren es noch 182. Doch gab es im vergangenen Jahr sehr viel weniger große Deals.

Chinesische Firmenkäufer sehen sich in Europa mit wachsendem Misstrauen konfrontiert – nicht zuletzt wegen des offiziellen Ziels der Pekinger Führung, den Westen und Japan in sämtlichen Schlüsselbranchen vom Autobau bis zur Raumfahrt technologisch zu überflügeln. So hatte die Bundesregierung 2018 ihre Veto-Möglichkeiten gegen unerwünschte Firmenkäufe durch ausländische Investoren ausgeweitet. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will die Regeln nun noch verschärfen. Umgekehrt klagen westliche Firmen, die chinesische Unternehmen kaufen wollen, nach wie vor in vielen Branchen über hohe Hürden.

In Deutschland nahm die Zahl der Firmenübernahmen und -beteiligungen durch Chinesen 2019 zwar leicht von 35 auf 39 zu, mehr als in jedem anderen europäischen Land. Doch da es sich abgesehen von der Daimler-Beteiligung der Staatsfirma Beijing Automotive zum Großteil um relativ bescheidene Transaktionen handelte, sanken die Investitionen um mehr als die Hälfte von 10,6 auf 4,6 Milliarden. Bisheriges Rekordjahr in Deutschland war 2017, als chinesische Firmen über 13,6 Milliarden Dollar für Übernahmen in Deutschland ausgaben.

In der längerfristigen Betrachtung haben chinesische Unternehmen 2019 damit so wenig Geld in Europa investiert wie seit 2013 nicht mehr. Hauptziel war die Industrie mit einem Anteil von über einem Viertel. Europaweit größter chinesischer Firmenkauf war demnach die Übernahme der britischen Brauereigruppe Greene King durch eine der Familie des Hongkonger Multimilliardärs Li Ka-Shing gehörende Immobilien- und Investmentfirma für 5,5 Milliarden Dollar. An zweiter Stelle kam die Fünf-Prozent-Beteiligung des chinesischen Staatskonzerns Beijing Automotive an Daimler für knapp 2,9 Milliarden Dollar.

Die Unternehmensberater gehen davon aus, dass chinesische Firmenkäufer in diesem Jahr wieder aktiver werden und auch die Coronavirus-Epidemie keine längerfristigen Auswirkungen haben wird. Die sich abzeichnende Lösung des Handelskonflikts zwischen den USA und China würde nach Einschätzung von EY-China-Expertin Sun Yi die Phase der Unsicherheit beenden: „Damit werden sich auch wieder mehr chinesische Unternehmen Gedanken über ihre strategische Entwicklung im Ausland machen“.

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