US-Republikaner Kriegsheld, Senator, Trump-Kritiker: John McCain ist tot

John McCain ist tot Quelle: dpa

Der einflussreiche Republikaner John McCain ist gestorben. Er war Präsidentschaftskandidat, Kriegsheld, Senator, Querdenker und Trump-Kritiker. Die Welt nimmt Abschied von einem Ausnahmepolitiker, der gerne aneckte und sich immer treu blieb.

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Der einflussreiche und an einem bösartigen Hirntumor erkrankte US-Republikaner John McCain ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Wie sein Büro mitteilte, verschied der Senator von Arizona am Samstag (Ortszeit). Weltweit wurde der Politiker für seine Lebensleistungen gewürdigt. Erst am Vortag hatte seine Familie mitgeteilt, dass er auf die Behandlung des Tumors fortan verzichte. „Der Fortschritt der Krankheit und die Unerbittlichkeit des Alterns fällen ihr Urteil“, hieß es in deren Erklärung.

McCain war einer der prominentesten parteiinternen Kritiker von US-Präsident Donald Trump. 2017 hatte er gegen einen republikanischen Gegenentwurf zur Krankenversicherungssystem von Trumps Vorgänger Barack Obama votiert, indem er im Plenum einfach seinen Daumen senkte - und das geplante Gesetz so zu Fall brachte. Die dramatische Szene galt als Symbol für die Standhaftigkeit McCains, der Zeit seines Politikerlebens einen Nimbus als Querdenker innehatte.

Schon damals war bekannt, dass McCain an einem Glioblastom erkrankt war, einer Krebsart, an der auch schon der demokratische Senator Edward Kennedy 2009 gestorben war. McCain sagte damals, er trete dem, was komme, mit Dankbarkeit dafür entgegen, „ein großartiges Leben“ gehabt zu haben. Manchmal habe er „Angst davor, was passiert“. Doch auch Kennedy habe trotz seiner Krebsdiagnose weitergearbeitet und niemals aufgegeben.

Trump sprach den Angehörigen des Senators via Twitter „tiefstes Mitgefühl und Respekt“ aus. Ex-Präsident George W. Bush würdigte McCain als einen „Mann mit tiefen Überzeugungen“ und „Patriot von höchstem Rang“. Auch Bush-Vorgänger Bill Clinton und dessen Frau, Ex-Außenministerin und -Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, zollten dem verstorbenen Republikaner ihren Respekt. McCain sei ein „fähiger, taffer Politiker“ gewesen, der oft Parteipolitik beiseite geschoben habe, um „das aus seiner Sicht Beste für das Land zu tun“.

Ex-Präsident Barack Obama, gegen den McCain 2008 die Präsidentenwahl verloren hatte, fand ebenfalls würdigende Worte. Trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten hätten McCain und er eine „Treue zu etwas Höherem“ geteilt - „die Ideale, für die Generationen von Amerikanern und Einwanderern gleichermaßen kämpften, marschierten und Opfer brachten“, erklärte Obama. McCain und er hätten „unsere politischen Schlachten sogar als ein Privileg betrachtet, etwas Nobles“.

Auch über die US-Grenzen hinaus würdigte man McCain. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte, der Tod McCains habe sie mit großer Trauer erfüllt. Der Senator sei „eine der großen politischen Persönlichkeiten unserer Zeit“ gewesen und „ein unermüdlicher Kämpfer für ein starkes transatlantisches Bündnis“. Außenminister Heiko Maas sagte, McCain habe für ein Amerika gestanden, „das ein verlässlicher und enger Partner ist“.

Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron bezeichnete McCain als „einen wahren amerikanischen Helden“, der sein gesamtes Leben seinem Land gewidmet habe. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, McCain habe Israel immer unterstützt.

McCain stammt aus einer Offiziersfamilie und geriet im Vietnamkrieg in Gefangenschaft, als sein Kampfjet 1967 abgeschossen wurde. Während seiner mehr als fünf Jahre langen Kriegsgefangenschaft wurde er gefoltert. Dass er damals gefangen genommen wurde, nahm Trump im Wahlkampf 2016 zum Anlass, um McCain zu verspotten.

Seit 1986 vertrat McCain den US-Staat Arizona im Senat und machte sich als Politiker einen Namen, der eher seinen Überzeugungen als der Parteilinie folgte. Zuletzt war er Vorsitzender des Streitkräfteausschusses im Senat.

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