Währung Goodbye Dollar

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Gefährliche Schieflage 2.Wie das Wechselkurssystem

In der vergangenen Woche schlug Russlands Präsident Dmitri Medwedew in die gleiche Kerbe. „Wir müssen das internationale Währungssystem über die Schaffung neuer Reservewährungen stärken“, forderte Medwedew. Ebenso wie Zhou verlangt er, die Sonderziehungsrechte auszubauen und dabei den Rubel, den Yuan, Rohstoffe sowie Gold zu berücksichtigen.

Sonderziehungsrechte sind eine Kunstwährung für finanzielle Transaktionen zwischen Staaten und internationalen Einrichtungen. Sie werden als Währungskorb aus  Euro, Dollar, Pfund und Yen berechnet. Geht es nach dem Willen Chinas und Russlands, werden SZR in Zukunft auch als Zahlungsmittel im internationalen Warenverkehr und an den Finanzmärkten verwendet.

China fordert Reservewährung

Dass China und Russland ausgerechnet jetzt, wo der Dollar wegen der Finanzkrise ohnehin angezählt ist, Druck zur Reform des globalen Währungssystems machen, liegt vor allem an der Sorge, die USA könnten versuchen, ihre explodierenden Staatsschulden durch Inflation zu entwerten. Das würde den Dollar auf Talfahrt schicken und den Wert der chinesischen und russischen Devisenreserven dahinschmelzen lassen wie Schnee in der Sonne. Besonders China träfe das hart. Das Reich der Mitte besitzt mit rund zwei Billionen Dollar die größten Dollar-Reserven der Welt, von denen rund 1,5 Billionen in US-Staatsanleihen stecken.

Die Sorgen der Chinesen sind begründet. In den USA fordern prominente Ökonomen wie Gregory Mankiw, ehemaliger Wirtschaftsberater von George W. Bush, und Kenneth Rogoff, Ex-Chefvolkswirt des IWF, schon lautstark eine höhere Inflation. Die Teuerungsrate solle für mehrere Jahre auf sechs Prozent steigen, um „die Schuldenbombe zu entschärfen“, empfiehlt Rogoff. Verständlich, dass die Chinesen da unruhig werden und eine supranationale Reservewährung fordern.

Ob die Sonderziehungsrechte den Dollar als Leitwährung ersetzen können, ist jedoch trotz des lauten medialen Getöses aus Peking und Moskau fraglich. Um in den Währungskorb aufgenommen zu werden, müssten die Wechselkurse von Yuan und Rubel erst einmal freigegeben werden und beide Währungen uneingeschränkt gegen andere Devisen umtauschbar sein. Davon sind sie aber noch weit entfernt.

Shelton: Währung an Edelmetalle binden

Hinzu kommt, dass der IWF als Verwalter der SZR keine eigenen geldpolitischen Kompetenzen besitzt, die zur Emission und Steuerung einer Währung nötig sind. Über die Ausgabe neuer SZR müssten daher die Regierungen der IWF-Mitgliedsländer entscheiden. Das wäre mit einem langwierigen, konfliktreichen und hochpolitischen Entscheidungsprozess verbunden. Eine auf stabile Preise ausgerichtete Geldpolitik wäre damit de facto unmöglich. Fraglich ist darüber hinaus, ob die wirtschaftlich extrem heterogenen Länder alle unter den Hut einer gemeinsamen Währung passen.

Einige Ökonomen wie Judy Shelton fordern daher, die nationalen Währungen beizubehalten und diese an Edelmetalle wie Gold und Silber zu binden, um so für mehr währungspolitische Stabilität zu sorgen. „Es gibt kein Zahlungsmittel, das auf breitere Akzeptanz stößt als Gold“, sagt Shelton. Im Prinzip liefe das auf eine Wiederbelebung des Goldstandards hinaus.

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