AfD Kasse machen mit den Rechtspopulisten

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Dieter Stein und die "Junge Freiheit"

So fächert sich das Bild des rechtspopulistischen Medienunternehmers immer mehr auf, je näher man es betrachtet. Neben einzelnen Akteuren, die sich unverhohlen an die Spitze der Bewegung setzen, gibt es einige, die dem politischen Spektakel interessiert zuschauen, und andere, die lieber die Augen verschließen, um nicht allzu genau sehen zu müssen, woher ihre Gewinne kommen. Aber gibt es die eine Schaltzentrale, bei der alle Fäden zusammenlaufen?

Sollte es diesen Ort geben, er müsste hier sein, am Berliner Hohenzollerndamm, laut Stadtplan noble Wilmersdorfer Lage, in der Realität eine so schnurgerade wie schmucklose Ausfallstraße. Im ersten Stock empfängt Verleger Dieter Stein in der Redaktion der „Jungen Freiheit“. Das wichtigste Statement haben sie gleich an die Wand geschlagen: die Auflagenentwicklung seit dem Jahr 2000, auf Millimeterpapier Woche für Woche abgetragen.

"Deutschland ist ein Modell für die Welt"
Marianne Thyssen, EU-Sozialkommissarin Quelle: dpa
Mark Zuckerberg, Facebook-Chef Quelle: REUTERS
Johanna Mikl-Leitner, Österreichs Innenministerin Quelle: dpa
Alexander Gauland, stellvertretender Parteivorsitzender der Aktionsgemeinschaft für Deutschland (AfD) Quelle: dpa
Charlotte Knobloch, frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland Quelle: dpa
Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz Quelle: dpa
Wolfgang Schäuble, Bundesfinanzminister (CDU) Quelle: dpa

Dabei bräuchte man keine Millimeter, um die Richtung zu erkennen. Nach oben, zunächst sachte, dann mit immer größeren Sprüngen. Am Ende steht ein Wert knapp über der 27 000, anders als bei Elsässer ist das die echte, IVW-geprüfte Auflage. Keine Tricks.

„Ich habe die Zeitung immer als Teil einer politischen Entwicklung verstanden, die das Ziel hat, publizistisch die Gewichte zugunsten der konservativen Seite zu verschieben“, sagt Stein, Verleger, Chefredakteur, Chefkolumnist, Gründer und Übervater. Keiner ist so lange aktiv in der Bewegung wie er, keiner kennt so viele der Beteiligten in und jenseits der AfD. Manche sagen: Die Zeitung ist nicht Teil, sondern Kern dieser Bewegung.

Das zeigt schon Steins Vita. Gegründet hat er das Blatt, noch als Schüler, Ende der Achtzigerjahre als Organ der Jugendorganisation der Freiheitlichen Volkspartei, einer Abspaltung von den Republikanern. Doch Stein setzte damit auf das falsche zweier lahmer Pferde. Die Partei versank schnell in der Bedeutungslosigkeit und mit ihr die „Junge Freiheit“. Den wirtschaftlichen Ruin konnte er nur dank einer Spendensammlung bei besonders treuen Lesern verhindern, die sich seitdem Kommanditisten nennen dürfen, obwohl sie nichts zu sagen haben.

Seit den frühen Neunzigerjahren hat Stein viel erlebt in einer Szene, die alles rechts der CDU umfasst, was auf dem Boden der Verfassung noch sagbar ist. Bis heute hat er immer die richtigen Schlüsse gezogen, deshalb ist er nicht bloß noch da, sondern vielleicht mächtiger als je zuvor. Eine Handvoll seiner Redakteure sind in der AfD aktiv, einer ist Pressesprecher des Berliner Landesverbandes.

So ist aus der Zeitung einerseits ein wirtschaftlicher Erfolg geworden, laut Stein setzte der Verlag mit seinen gut zwei Dutzend Mitarbeitern zuletzt gut 3,5 Millionen Euro um, machte dabei Gewinne von mehr als 100 000 Euro. Zum anderen ist er einer der intellektuellen Vordenker der rechtskonservativen Bewegung, ohne sich selbst zu exponieren. Seine Leitartikel geben oft den Ton in parteiinternen Debatten vor.

Seit Jahren bemüht er sich, der rechten Intelligenzija ein Forum zu geben. Erst gründete er dafür das „Institut für Staatspolitik“, das der von ihm damit betraute Götz Kubitschek dann aber jenseits der verfassungsrechtlichen Demarkationslinie führte und damit unmöglich machte. Seit einiger Zeit sitzt er nun der Berliner „Förderstiftung für konservative Bildung und Forschung“ vor.

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