Aktivisten in London Anti-Kohle-Protest an der Deutschen Botschaft

Greenpeace-Protest in London: Aufruf zum Kohleausstieg Quelle: REUTERS

Fünf Greenpeace-Aktivisten fordern Deutschland bis 2030 zum raschen Ausstieg aus der Kohle auf und solidarisieren sich mit den Protesten gegen die Rodung des Hambacher Forsts.

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Die Umweltorganisation Greenpeace dringt derzeit mit einer Protestaktion an der Deutschen Botschaft in London auf einen raschen Ausstieg Deutschlands aus der Kohle. Fünf Greenpeace-Aktivisten kletterten am Montagmorgen um 6.30 Uhr über ein eingerüstetes Dach auf einen Fassadenvorsprung der Residenz des deutschen Botschafters am Belgrave Square, wo sie ein acht mal zehn Meter großes Transparent mit der Aufschrift „Exit Coal“ („Steigt aus der Kohle aus“) entrollten.

Im Einklang mit anderen europäischen Ländern solle sich die Bundesregierung bis zum Jahr 2030 zum Ausstieg verpflichten, so die Forderung von Greenpeace in Großbritannien. Die Umweltorganisation hatte den zuvor veröffentlichten Sonderbericht des Weltklimarates IPCC zum Anlass für die Aktion genommen.

Die Aktivisten fordern die Bundesregierung auf, den Kohleausstieg rascher umzusetzen als bisher geplant, wie Greenpeace-Sprecher Graham Thompson der WirtschaftsWoche sagte. Außerdem solidarisiere sich Greenpeace mit den Protesten gegen die Rodung des Hambacher Forsts. Die Deutsche Botschaft sprach von einer „friedlichen Demonstration“ von Greenpeace-Aktivisten vor der Botschaft. Vertreter der Botschaft, unter ihnen der deutsche Botschafter Peter Wittig, seien mit den Demonstranten im Gespräch. Auch die Polizei ist vor Ort.

„Wir müssen rasch von unserer Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen loskommen. Kaum zu glauben, dass Deutschland, Europas technologische Supermacht, auch heute noch auf eine dreckige Technologie aus Viktorianischer Zeit setzt“, so die Deutsch-Britin Franziska Grobke, die gemeinsam mit drei Männern und einer anderen Frau die Fassade der Residenz erklommen hatte. Bundeskanzlerin Angela Merkel dürfe es nicht länger zulassen, dass die Lobbyisten der Kohleindustrie Deutschlands Klimapolitik bestimmten. Wenn Deutschland es mit dem Klimaschutz ernst meine, müssten die schmutzigen Braunkohlebestände in der Erde bleiben, erklärte Grobke. „Der UN-Bericht hat sehr deutlich gemacht, dass alle Regierungen die Bemühungen, den Schadstoffausstoß zu reduzieren, beschleunigen müssen“, so Grobke. Greenpeace-Sprecher Thompson: „Die Vorgänge im Hambacher Forst sind ein Symbol für Deutschlands Abhängigkeit von der Kohle“. Zwar sei die gerichtliche Entscheidung, die Rodung vorübergehend auszusetzen willkommen, sie reiche aber nicht aus.

Obwohl die Protestaktion bisher ohne Zwischenfälle verlief, wirft sie doch einige ernste Fragen nach den Sicherheitsvorkehrungen an der Deutschen Botschaft in London auf. Erst in der vergangenen Woche hatte Botschafter Wittig, der erst im Sommer von den USA nach London versetzt worden war, dort am 4. Oktober anlässlich der Feiern zum Tag der Deutschen Einheit den britischen Finanzminister Philip Hammond und zahlreiche andere Gäste aus Politik und Wirtschaft empfangen.

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