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Quelle: dpa

„So werde ich Millionär“ muss Schulfach werden

Beat Balzli
Beat Balzli Ehem. Chefredakteur WirtschaftsWoche Zur Kolumnen-Übersicht: Balzli direkt

Nie war der Leistungsgedanke so verpönt wie heute. Wer viel verdient, gilt nicht nur der SPD und den Linken als suspekt. Das sorgt für fatale Anreize.

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Interessant ist, was sie nicht wollen. Wer Kinder nach ihren Berufswünschen fragt, erhält auch mal „Hartzer“ als Antwort, erzählt man sich in Lehrerkreisen. Nur eines will keiner werden: Millionär.

Kaum jemand genießt in Deutschland einen schlechteren Ruf als Reiche. In der öffentlichen Diskussion umweht sie ein Geschmäckle. Der Besitz von viel Geld gilt nur als legitim, wenn es in der Show von Günther Jauch gewonnen wurde. In einer aus dem Ruder gelaufenen Gerechtigkeitsdebatte wird der Leistungsgedanke auf die Kompetenz als Quizkandidat reduziert.

Dass Spitzenverdiener oft hart arbeiten, Verantwortung übernehmen, viel in ihre Ausbildung investieren und Firmen gründen, traut sich in der Politik kaum noch einer zu sagen. Zu offen romantisieren Teile des Wahlvolkes den Sozialismus. Forderungen nach Mietdeckeln, Enteignungen oder gar der Kollektivierung von BMW finden erstaunlich viele Anhänger. Sogar Christian Lindners Lobby der Leistungsträger sieht dem hilflos zu.

Stattdessen verbreitet die Partei des Finanzministers ein Bild der Bessergestellten, das einem Rufmord gleicht. Die Strategen auf der Titanic SPD stellen den Großverdiener im Liegestuhl dar. Das Geld kommt bündelweise zu ihm – ohne sein Zutun und unverdient, versteht sich. Der darf ruhig den Soli zahlen.

Die Anbiederung an die gefühlten Kapitalismusopfer im Osten ist leicht zu durchschauen. Dazu passt der Vorschlag einer mittelstandsfeindlichen Vermögensteuer trotz voller Staatskassen. Ganz offiziell nimmt sich die SPD dabei die Schweiz zum „Vorbild“ und täuscht das Land. Andernfalls müssten Scholz und Co. ja auch eine Senkung der Einkommen-, Unternehmens- und Mehrwertsteuer auf eidgenössisches Niveau fordern.

Das populäre Reichen-Bashing setzt fatale Anreize. Künftig wollen noch weniger Menschen als Gründer, Investoren oder Top-Manager ins Risiko gehen. Zudem betreibt kaum ein Land eine solch rigorose Umverteilung. Heute finanzieren zehn Prozent der Steuerzahler über 50 Prozent eines dysfunktionalen Staates. Die Politik sollte sie nicht noch mehr schröpfen, sondern schätzen. Am besten lehrt man die Kinder schon in der Schule den intelligenten Umgang mit Geld und wie man ohne TV-Hilfe Millionär statt Mieter wird. Dieses Mindset schafft Jobs und Steuersubstrat. Sonst folgen am Ende viele Spitzenkräfte dem Beispiel der Ärzte – und setzen sich reihenweise in die vorbildliche Schweiz ab, liebe SPD.

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