Forderung von Kramp-Karrenbauer Das sagt ein Heizungsbauer zur Abwrackprämie für Ölheizungen

AKK bringt Abwrackprämie für Ölheizungen ins Spiel Quelle: dpa

Hochrangige Politiker der Union haben eine Abwrackprämie für Ölheizungen ins Spiel gebracht. Ganz im Sinne des Klimaschutzes. Ob es die wirklich braucht, erklärt ein Heizungsbauer.

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Es werden Erinnerungen an 2009 wach: Damals wurde die Abwrackprämie ins Leben gerufen. Wer sein altes Fahrzeug verschrotten ließ und sich einen Neuwagen zulegte, erhielt eine Prämie von 2500 Euro vom Staat. Neben der Automobilindustrie sollte die vor allem der Umwelt zugutekommen, indem dreckige und alte Autos gegen saubere und neue eingetauscht würden – so die Idee. Den Umweltgedanken verfolgten nun auch CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer und Unionfraktionsvize Andreas Jung, als sie in einem Gastbeitrag für die „Welt am Sonntag“ „steuerliche Sanierungsförderungen“ und vor allem „eine Abwrackprämie für Ölheizungen“ forderten.

Ziel solcher Maßnahmen soll die „grüne Null“ sein, die Kramp-Karrenbauer und Jung im Beitrag skizzieren. „Das bestehende Gesamtgebäude aus Entgelten, Umlagen, Abgaben und Steuern im Energiesektor muss grundlegend umgebaut werden. Es geht uns dabei um besseren Klimaschutz, nicht um mehr Staatseinnahmen“, schreiben die CDU-Politiker.

Ihr Vorschlag kommt überraschend, ist zumindest Kramp-Karrenbauer doch erst Ende Juli als neue Verteidigungsministerin vereidigt worden. Wie eine Abwrackprämie für alte und möglicherweise klimaschädliche Ölkessel tatsächlich aussehen soll, wird im Beitrag nicht erwähnt. Ob sie trotzdem sinnvoll wäre und wie die Politik noch nachhelfen könnte, um den Umstieg auf die sauberste Heiztechnik zu ermöglichen, erklärt ein Heizungsbauer im Gespräch mit unserer Redaktion.

Henrik Holter ist seit 2013 Geschäftsführer der Holter GmbH und führt das Familienunternehmen aus dem niederrheinischen Korschenbroich in dritter Generation. Das 1964 gegründete Unternehmen beschäftigt sich mit der Planung und dem Einbau vor Heizungs- und Sanitär- sowie Klimaanlagen.

Herr Holter, was halten Sie von dem Vorschlag, eine Abwrackprämie für Ölheizungen einzuführen?
Henrik Holter: Ich halte ihn für sinnvoll. Es existieren ja bereits Fördermöglichkeiten, die ein Hausbesitzer für den Austausch der Heizung in Anspruch nehmen kann. Allerdings sind diese oft sehr komplex gestaltet oder erfolgen nur in Zusammenarbeit mit einem Energieberater – das schreckt ab. Eine simpel gehaltene Abwrackprämie für Ölheizungen würde bei den Kunden sicherlich gut ankommen.

Welche Förderungen existieren denn bereits?
In Nordrhein-Westfalen konnten von März bis Ende Juni unter der Aktion „Kesseltausch NRW“ zum Beispiel alte Heizungsanlagen gegen moderne Geräte mit Brennwerttechnik ersetzt werden. Für den Austausch erhielten die Kunden einen Zuschuss von 200 Euro – zwar vergleichsweise nicht gerade viel Geld, aber ein simples Vorgehen. Solche Initiativen sind allerdings meist zeitlich begrenzt und nur lokal verfügbar. Deshalb wäre eine bundesweite Abwrackprämie besonders interessant.

Wann sollten alte Heizungen denn überhaupt ausgetauscht werden?
Der neueste Stand der Technik ist die Brennwerttechnik. Seit 2016 dürfen nur noch solche Heizungsanlagen gebaut werden. Wer noch über eine Anlage mit veralteter Heizwerttechnik heizt, sollte über eine Umrüstung nachdenken. Ab einem Alter von 30 Jahren ist die Umrüstung der veralteten Anlage sogar Pflicht. Doch eine Abwrackprämie kann auch darüber hinaus sinnvoll sein: Es sind viele Geräte im Einsatz, die noch in einem dauerhaften Betrieb laufen und nicht regulierbar sind, etwa wenn im Sommer weniger geheizt werden muss. Solche Heizungen verbrauchen mit Abstand am meisten – ihr Austausch sollte gefördert werden. Etwa durch eine Abwrackprämie.

Und wenn wir an den Klimaschutz denken?
Gerade aus energetischer Sicht ist die Umrüstung in den meisten Fällen einfach sinnvoll. Oftmals lassen sich bis zu 30 Prozent der Kosten einsparen, weil die Anlage so viel effizienter ist.

Auf welche neue Heizung sollten Verbraucher denn umrüsten?
Bislang sind Öl- und Gasheizungen noch ziemlich alternativlos und schwierig zu ersetzen. Tatsächlich merken wir in unserer Region, dass das Gasnetz von den Energieversorgern ausgebaut wird und die Kunden auch vermehrt von den alten Ölkesseln auf moderne Gasheizungen umsteigen. Die sind im Betrieb meist günstiger und weniger störungsanfällig.

Allerdings befinden sich ja auch Wärmepumpen auf dem Markt – und die werden ebenfalls gefördert.
Das stimmt. Doch gerade in Altbauten samt mehreren Mietwohnungen gibt die Technologie noch nicht das her, was nötig wäre, um eine wirkliche Alternative darzustellen. Hier müssen gerade zu kälteren Jahreszeiten viele Wohnungen gleichzeitig mit Wärme versorgt werden.

Annegret Kramp-Karrenbauer brachte ihren Vorstoß recht unverhofft vor. Ist die Situation in deutschen Kellern so schlimm, dass der Staat eingreifen muss?
Durchaus, denn für die meisten Leute ist die Heizung ein Thema, um das man sich lieber nicht kümmern will. Sie soll ihren Dienst tun – und das möglichst lang und reibungslos. Das erleben wir bei vielen Kunden, wo tatsächlich noch alte und störungsanfällige Kessel im Einsatz sind, die klimaschädlich arbeiten. Unserer Erfahrung nach sind Eigenheimbesitzer übrigens häufiger bereit, ein neues Gerät zu installieren, als es aufwändig zu reparieren – oftmals lohnt sich das auch. Ein altes Auto jedes halbe Jahr zu reparieren ist meist auch deutlich ineffizienter, als einen Neuwagen anzuschaffen. Bei einer Heizungsanlage ist das etwa nach 20 Jahren der Fall.

Und Vermieter oder Hausverwaltungen handhaben das anders?
Zum Teil schon, viele wollen die Heizung so lange laufen lassen wie nur eben möglich. Ein Vermieter muss ja auch nicht den ineffizienten Betrieb bezahlen, sondern lediglich die Anschaffung. Neben einer Abwrackprämie wäre ein Zuschuss für Vermieter in solchen Fällen sinnvoll: Investitionen in ein energieeffizienteres und somit auch klimafreundlicheres Haus kann ein Vermieter zwar auf die Miete umlegen. Bislang galt das für elf Prozent der Kosten. Dieser Satz wurde allerdings auf acht Prozent gesenkt. Meiner Meinung nach ist das die falsche Richtung. Denn durch eine effizientere Heizung sinken in der Regel die Nebenkosten der Mieter, auch wenn die Kaltmiete durch die Umlage der Investitionskosten steigt. Es würde also beiden Parteien zugutekommen.

Was kostet der Austausch der Heizung ungefähr?
Wenn Sie in einem Einfamilienhaus den alten Ölkessel durch eine neue Brennwertanlage ersetzen, müssen Sie insgesamt mit bis zu 10.000 Euro rechnen. Bei einem aufwändigeren Bau samt einer Fußbodenheizung kommen bis zu 1000 Euro hinzu. Die Gasheizung als solche kostet mit circa 7000 Euro deutlich weniger. Kostspielig ist häufig ein neuer Gasanschluss bei der Umrüstung.

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