Greenpeace-Chefin wird Staatssekretärin Vom Schlauchboot in die Staatskarosse

Die US-Amerikanerin Jennifer Morgan war seit 2016 Chefin von Greenpeace. Nun soll sie Sonderbeauftrage für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt werden. Quelle: imago images

Der Wechsel von Managern in die Politik steht immer unter dem Generalverdacht des Eigennutzes – bei hohen Regierungsämtern für Aktivisten sieht man das offenbar nicht so eng. Ein Kommentar.

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Man stelle sich nur für eine Sekunde vor, der frühere CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer hätte den Technikchef von Porsche zum Staatssekretär berufen – mit der erklärten Absicht, für mehr Tempo auf Deutschlands Autobahnen zu sorgen. Die Empörungswellen hätten das Kanzleramt geflutet.

Die Berufung der amerikanischen Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan zur Sonderbeauftragten für Klimapolitik im Range einer Staatssekretärin durch Außenministerin Annalena Baerbock hingegen wird in Berlin und in der Hauptstadtpresse offenbar wohlwollend akzeptiert – schließlich soll die Umweltaktivistin für mehr Tempo beim Klimaschutz sorgen – und dagegen ist nun wirklich jeder Einwand zwecklos.

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Baerbock versucht mit dieser Personalie, die im Regierungsamt unumgänglichen Kompromisse mit den Maximalforderungen der protestierenden Greta-Generation außerhalb der grünen Partei zu versöhnen: Seht her, so die Botschaft, auch die Hohepriesterin der Ökoszene steht an unserer Seite.

Greenpeace, eine millionenschwere und knallharte Lobbyorganisation, hat es geschafft, illegale Blockaden in die Sphäre legitimen Protestes zu heben. Man darf gespannt sein, ob die zunehmende Selbstermächtigung von Kraftwerksbesetzern und Autobahnblockierern künftig den Segen einer Regierung erhält, die im Rechtsstaat das Legalitätsprinzip immer noch über ihre hehren Ziele stellen muss.

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