Kabinettsliste Kampf um die Ministerämter

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Drei Ministerien für die CSU

Die Berufe der Parlamentarier
Öffentlicher Dienst149 von 630 Bundestagsabgeordneten kommen aus dem öffentlichen Dienst, sind also Lehrer, Polizisten oder Verwaltungsmitarbeiter. Sie stellen mit einem Viertel die größte Gruppe der Abgeordneten. Allerdings repräsentieren sie nur elf Prozent der 41 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland. Eine Erklärung für den hohen Anteil an Mitarbeitern aus dem öffentlichen Dienst im Bundestag kann sein, dass für diese Berufsgruppe eine Beurlaubung leichter möglich ist, wie die Welt in einer Analyse feststellt. Quelle: dpa
LehrerIn der Gruppe der Abgeordneten aus dem öffentlichen Dienst ist die Anzahl der Lehrer besonders hoch. Seit 1961 stieg der Anteil der Pädagogen stetig an und erreichte 1994 mit 77 Personen ihren Höhepunkt. Im neuen Bundestag werden noch 36 Lehrer vertreten sein. Quelle: dpa
Anwälte und Notare80 Vertreter dieser Branche sitzen im neuen Bundestag, während es 1961 nur 33 Personen waren - eine Verdopplung also. In ganz Deutschland, so die Angaben der Anwaltskammer, praktizieren 160.000 Anwälte. Quelle: dpa
Forst-und LandwirtschaftDie Anzahl der Abgeordneten aus Forst- und Landwirtschaft ist deutlich gesunken - von 52 Abgeordnete, auf heute noch 15 Personen. Quelle: dpa
UnternehmerMittlerweile sitzen kaum noch Unternehmer im Bundestagtag: Es sind nur noch 35... Quelle: Fotolia
Handwerker... Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass sich das Bundestagsmandat in kleineren (Handwerks-)betrieben nur schwer mit der Arbeit verbinden lässt. Quelle: Fotolia

Wie in der nun abtretenden Regierung werden die Christsozialen auch künftig vermutlich drei Hausspitzen besetzen dürfen. Von größtem Interesse ist hier für die CSU seit jeher das Verkehrsministerium, das über einen milliardenschweren Investitionsetat verfügt. Davon möglichst viel in die bayerische Heimat zu leiten, empfindet schon jeder CSU-Abgeordnete als großes Ziel. Wie viel mehr gilt das für einen Minister, heiße er nun Hans-Peter Friedrich oder doch weiter Peter Ramsauer. Letzterer fiel allerdings beim Parteivorsitzenden Seehofer in Ungnade, weil er „Zar Peter“ zu wenig Engagement und Durchsetzungskraft attestierte. Aber auch in dieser Position käme Dobrindt in Frage.

Hans-Peter Friedrich könnte dann entweder Innenminister bleiben (obwohl er das Amt nie angestrebt und lange mit ihm gefremdelt hat) oder ins Justizressort wechseln. Sein Pendant wäre so oder so im jeweils anderen Haus der SPD-Innenexperte und bisherige parlamentarische Geschäftsführer Thomas Oppermann. Einziges Problem der Genossen hierbei: Mit Gabriel und Oppermann (und dem nach Düsseldorf ausgeliehenen Duin) säßen dann gleich drei rote Niedersachsen im Kabinett.

Das macht es unwahrscheinlicher, dass auch noch Frank-Walter Steinmeier wieder in die Regierung eintritt. Er selbst möchte ja ohnehin lieber als Fraktionsvorsitzender bleiben. Und manche in der SPD können sich auch den Präsidenten des Europaparlaments Martin Schulz als Außenminister vorstellen. Andererseits verhandelt Steinmeier sein früheres Fachgebiet zusammen mit CDU-Mann Thomas de Maizière, der gern Verteidigungsminister bleiben möchte. Schließlich hat er mit dem Umbau der Bundeswehr und der Rückholung der Truppen aus Afghanistan noch zwei große Aufgaben zu lösen.
Für Steinmeier spricht allerdings, dass er ein größeres Ansehen als Schulz einbringen und damit der SPD mehr Vorteile bringen kann. Außerdem ist Schulz ja eigentlich als Spitzenkandidat für die nächste Wahl zum Europaparlament im Mai 2014 vorgesehen.

Die letzten beiden Positionen werden durch die Festlegungen in anderen Ressorts zur Verhandlungsmasse – ganz unabhängig von der tatsächlichen Bedeutung des Themas. Fällt das Verbraucherschutzministerium tatsächlich an die CSU, dann geht das Forschungsministerium an die SPD. Darf Zypries Kunden und Landwirte beackern, gehen Bildung und Wissenschaft erneut an die Union und Ressortchefin Johanna Wanka darf bleiben. Sie war eingesprungen, als Vorgängerin Annette Schavan den Doktorhut nehmen musste.

Die Entwicklungshilfe fällt in jedem Fall wohl an die SPD und böte dort der Generalsekretärin Andrea Nahles Gelegenheit, sich mit dem Ministerdasein vertraut zu machen.

So könnte es aussehen, das nächste Kabinett. Oder auch ganz anders. Denn für die Koalitionsverhandlungen gilt: Die Wege der Herrin sind unergründlich.

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