Konsequenz aus Berlin-Anschlag Muss Merkel weg?

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Schwierigste Tage von Merkels ganzer Kanzlerschaft

„Wenn die Folgen einer aus reiner Gesinnung fließenden Handlung übel sind, so gilt ihm nicht der Handelnde, sondern die Welt dafür verantwortlich, die Dummheit der anderen Menschen oder – der Wille des Gottes, der sie so schuf“, schreibt Weber.

Die Kanzlerin würde wohl sagen: Genau. Eine humanitäre Tat bleibt eine richtige Tat, selbst wenn daraus von anderen etwas Böses, Grausames geschaffen werden kann.

Und nochmal Weber: „Der Verantwortungsethiker dagegen rechnet mit eben jenen durchschnittlichen Defekten der Menschen, –  er hat (…) gar kein Recht, ihre Güte und Vollkommenheit vorauszusetzen.“ Horst Seehofer würde sagen: Genau deshalb hätten wir niemals Hunderttausende weitgehend ungeprüft ins Land lassen dürfen. Argumente, die mit „Es hätte doch keiner ahnen können, dass…“ beginnen, lässt der Ethiker der Verantwortung niemals gelten.

Nun war Max Weber viel zu schlau und zu beschlagen, als dass er jemals für eine Seite Partei ergriffen hätte. Ganz entschieden hält er beide Prinzipien für erlaubt und geboten. Es ist zwar unüberlesbar, dass Weber die größere Achtung vor der Verantwortungsethik hat – aber vor allem deshalb, weil er hinter neun von zehn Gesinnungspolitikern – so wörtlich – „Windbeutel“ vermutet, Menschen, die „nicht real fühlen, was sie auf sich nehmen, sondern sich an romantischen Sensationen berauschen“.

Vielleicht liegt am Ende hier die Erklärung, warum Angela Merkel in diesen schwierigsten Tagen und Monaten ihrer ganzen Kanzlerschaft politisch doch überleben kann: Weil „Windbeutel“ das letzte ist, was man mit ihr Verbindung bringt. Nicht einmal ihre ärgsten Kritiker.

WirtschaftsWoche-Redakteure Gregor Peter Schmitz und Christian Schlesiger befassten sich in einem Facebook-Livetalk am Mittwoch ebenfalls mit Merkels Rolle. Das Video gibt es hier:




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