Künstliche Intelligenz Auf die KI-Revolution muss die Revolution der Bildung folgen

Grundlagen der KI müssen an den Schulen gelehrt werden – doch es fehlt an Lehrkräften, besonders die mit KI-Qualifikationen. Quelle: imago images

KI erobert die Arbeitswelt und ja: Sie kann bei der Bewältigung des Arbeitskräftemangels helfen. Die Technologiegeschichte zeigt aber, warum wir dafür einen nationalen Kraftakt für KI-Kompetenz brauchen. Ein Gastbeitrag.

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Chatbots und Sprachmodelle werden die Arbeitswelt verändern wie nur wenige Innovationen in der Geschichte der Menschheit. Mit künstlicher Intelligenz (KI) werden sich mittelfristig Produktivität und Kreativität steigern lassen. Ein Blick in die Wirtschafts- und Technologiegeschichte verrät, warum es gute Gründe gibt, den Wandel offen und optimistisch anzugehen. Und was zu tun ist, damit er gelingt.

Die Dringlichkeit für neue Technologien ist groß – in erster Linie geht es hier um Automatisierung, Robotik und digitale Assistenzsysteme: Mit fast zwei Millionen unbesetzten Stellen hat der Fach- und Arbeitskräftemangel in Deutschland gerade einen Rekordstand erreicht. Der demografische Wandel wird den Mangel verschärfen. Für die Sozialsysteme stellt dies eine Zerreißprobe dar: Immer weniger Berufstätige müssen immer mehr Rentnerinnen und Rentner finanzieren. Technologie- und Produktivitätssprünge sind nötig, damit der Arbeitsbedarf gedeckt und unsere Sozialsysteme weiterhin finanziert werden können.

Von der Dampfmaschine zu ChatGPT

Wir haben uns in modernen Gesellschaften längst darauf spezialisiert, arbeitsteilig organisiert zu sein. Mit der industriellen Revolution setzte sich die arbeitsteilige Wirtschaft durch – so gelang ein stärkeres Wachstum als je zuvor. Seither werden Arbeitsschritte immer stärker aufgeteilt und von spezialisierten Fachkräften erledigt. Und genauso lange ist es Teil der Entwicklung, dass dabei auch Technologien Arbeitsschritte verändern und übernehmen – angefangen von der Dampfmaschine bis zum Computer.

Über die Gast-Autoren

Bei allen Umwälzungen, die diese Fortschritte mit sich gebracht haben, gibt es eine Konstante: die Zusammenarbeit von Menschen und Maschinen. Produktionsweisen, Unternehmensprozesse, Arbeitsschritte haben sich mit jedem technologischen Durchbruch gewandelt – nicht aber die grundlegende Tatsache, dass es weiter Menschen bedarf. Die heutige Welt ist sogar so komplex, dass es Teams mit Spezialwissen aus unterschiedlichen Bereichen braucht. Technologien übernehmen in dieser Welt wie selbstverständlich Arbeitsschritte – und damit wird KI Teil des Teams.

Mit jedem Technologiesprung haben sich stets neue, gut bezahlte Berufe herausgebildet. Etwa für Menschen, die Maschinen konstruieren, bauen, warten, reparieren und programmieren. Die Technologiegeschichte lehrt: Erfolgreich sind bei bahnbrechenden Innovationen diejenigen, die am geschicktesten mit ihnen umzugehen wissen.

Nicht anders wird es bei der künstlichen Intelligenz sein. Sie wird manche Arbeitsschritte ganz übernehmen und dabei Menschen besser unterstützen. Sie ist ein neues Werkzeug, das Zuschnitte und Zusammenarbeit in Teams ändert, aber auch ganz neue Aufgaben für Menschen hervorbringt. Die Fähigkeit, mit KI-Systemen zu arbeiten und zumindest deren grundlegende Funktionsweise zu verstehen, wird zur Schlüsselkompetenz – für Arbeitgeber und Beschäftigte gleichermaßen.

Die Schule der Innovationsnation

Damit ist auch klar: Für die KI-Revolution brauchen wir eine Bildungsrevolution. Die Grundlagen müssen in den Schulen gelegt werden. Doch dort klemmt es. Es fehlt an Lehrkräften – und insbesondere an solchen mit IT-Qualifikation. Es fehlt an digitaler Ausstattung und IT-Support für Schulen, an pädagogischen Konzepten zum digitalen Lernen. In einer dynamischen Arbeitswelt braucht es zugleich Aus- und Weiterbildung für Zukunftskompetenzen. Es geht hier um lebenslanges Lernen – ein Konzept, das schon lange diskutiert, aber noch immer viel zu wenig praktiziert wird.

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Weder der Staat noch die Unternehmen können das allein meistern: Nötig ist vielmehr eine enge Kooperation. Ein Beispiel: Microsoft und die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) haben mit dem Netzwerk SchuleWirtschaft ein Lernprogramm entwickelt: die „Future-Skills“-Boxen. In Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit können die Berufsberatungen der Arbeitsagenturen sowie mehrere Tausend Partnerschulen in Deutschland die Boxen mit digitalen und analogen Inhalten rund um Digitalisierung und KI kostenfrei erhalten. Solche Kooperationen brauchen wir viel häufiger und über alle Bildungsstufen hinweg – denn die KI-Revolution wird Auswirkungen auf alle Bereiche unserer Gesellschaft haben.

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Wir sollten offen und neugierig sein – auch weil neue Technologien die Grundlage für künftige Wertschöpfung und Beschäftigung sind. Viele KI-Debatten drehen sich um Regulierung, beispielsweise die Diskussion über die europäische KI-Verordnung. Das ist wichtig, muss aber auf nationaler wie europäischer Ebene ausgewogen und angemessen sein. Gerade für Mittelständler ist es aufgrund geringerer Ressourcen ohnehin eine Herausforderung, KI-Anwendungen zu nutzen. Was fehlt: dass wir nicht nur über Einschränkungen reden, sondern auch an die Befähigung denken! Nur wer Technologie versteht, kann sie auch reflektiert, selbstbewusst und sicher einsetzen. Deshalb brauchen wir den Kompetenzkraftakt für KI.

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