Ladenschluss Konterrevolution im Supermarkt

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Widersprüchliche Zahlen

Bei einer Einschränkung der Ladenöffnungszeiten müssen mehrere Rewe-Mitarbeiter laut dem Unternehmen damit rechnen, ihren Job zu verlieren. Quelle: dpa

Besonders umstritten bleibt die Frage nach den Arbeitsplätzen. Hier widersprechen sich die Expertisen. Laut Evaluierungsbericht des NRW-Wirtschaftsministeriums sind von 2003 bis 2011 im NRW-Handel 15 000 Vollzeitstellen abgebaut und gleichzeitig 15 000 Teilzeitstellen geschaffen worden. Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die nur den engeren Zeitraum seit 2007 erfassen, legen jedoch nahe, dass längere Ladenöffnung durchaus mehr Jobs bedeutet. Danach sind insbesondere im Lebensmittelhandel neue Teil- und Vollzeitstellen entstanden. Seit Inkrafttreten des neuen Ladenöffnungsgesetzes stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse im NRW-Handel um gut 13 000, die der geringfügig Beschäftigten um 8000.

NRW ist nur die erste Bastion

Im Umkehrschluss heißt das, reduzierte Öffnungszeiten könnten Jobs bedrohen. Im Rewe-Markt am Zülpicher Platz etwa arbeiten fünf Beschäftigte zwischen 22 und 24 Uhr. Sie füllen Regale auf, wischen den Boden, kassieren. Wenn in Zukunft um 20 Uhr Schluss wäre, würden wohl sechs bis acht von insgesamt 64 Mitarbeitern ihren Job verlieren, sagt Inhaber Rahmati. Die Debatte dürfte daher in den kommenden Monaten noch hitziger werden. Kaufhof-Chef Mandac lehnt nicht nur eine Beschränkung der Ladenöffnungszeiten an Werktagen „strikt ab“, sondern bläst zum Gegenangriff: „Langfristig ist auch eine breite Debatte über die Lockerung des Verkaufsverbots an Sonntagen sinnvoll.“ Dies sei der Wunsch vieler Verbraucher.

Für die Gewerkschaften hingegen ist NRW nur die erste Bastion, die sie zurückerobern wollen. Verdi-Funktionär Dalibor: „Die Debatte über kürzere Ladenöffnungszeiten in NRW wird eine Signalwirkung für andere Bundesländer haben.“

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