Olaf Tschimpke, Chef des Nabu Asterix im Wunderland

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Man tauscht sich aus: Über das geplante bundeseinheitliche Genehmigungsverfahren für Industriebetriebe, dann über das neue CDU-Gundsatzprogramm. Als das Gespräch auf Kernkraft und Emissionshandel kommt – hier liegen Nabu und CDU quer –, kühlt die Atmosphäre ab. Olaf Tschimpkes Stimme wird ein wenig zu laut für den Raum und beschleunigt auf das Tempo des Überzeugten, der den Uneinsichtigen nun endlich bekehren möchte. Dennoch: Die Drähte zu Schwarz-Rot sind sehr eng. Schließlich ist die politische Umwelt auch personell ein kleines Wunderland für den Nabu. Sehnsucht nach Rot-Grün? „Teilweise haben wir in der großen Koalition sogar mehr Spielraum“, sagt Olaf Tschimpke. Mit Angela Merkel sitzt eine Ex-Umweltministerin im Kanzleramt; mit Sigmar Gabriel ist einer Umweltminister, den Tschimpke gut kennt. Man steht in ständigem Kontakt – per SMS. Minister wissen: Nach der Anzahl der Köpfe spielt der Nabu in einer Liga mit Daimler-Chrysler oder Siemens. Das sind eine Menge Wähler. Der Nabu ist Meinungsmacher und Meinungsmacht. Das war nicht immer so in seiner 108-jährigen Geschichte. Der Verein bleibt bis in die 90er-Jahre unpolitisch (siehe: „Von Paradiesvögeln und Grundbesitzern“). Erst der junge Präsident Jochen Flasbarth setzt ab 1992 durch, dass der Nabu zur schlagkräftigen Naturschutzorganisation wird, die sich nicht nur um Uhu und Kleiber kümmert, sondern auch um Verkehr, Energie, Abfall und Klima. Tschimpke hat an Flasbarths Seite gefochten. Als der 2003 ins Bundesumweltministerium wechselt, wird Tschimpke sein Nachfolger. Es ist ein Stilbruch: Wo Flasbarth schon mal so polterte, dass Kanzler Gerhard Schröder 1999 seine Teilnahme an der Feier zum 100. Nabu-Geburtstag absagte, ist Tschimpke lieber leise. „Tschimpke hat eine große Verantwortung übernommen“, sagt Klaus Töpfer. „Er ist dabei, seinen Weg zu finden. Aber wer seinen Vorgänger kopiert, der hat schon verloren.“ Einer aus der Wirtschaft, der mit Tschimpke oft zu tun hat, sagt es so: „Er ist keiner, der schnell warm wird mit Leuten, aber wenn er auf Touren kommt, kann er viele überzeugen.“ Überzeugen musste der Nabu-Präsident zunächst seine eigenen Leute, dass Unternehmen Partner sein können und nicht nur Gegner. Was für Konkurrenten wie Greenpeace kaum denkbar ist, der Nabu macht es: gemeinsame Sache mit Konzernen.

Lesen Sie weiter auf Seite 4: „Wer gehört werden will, muss auch beißen können.“

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