Rennen um den SPD-Vorsitz Kann dieser Millionär die SPD retten?

Robert Maier, Mitgründer und Vizepräsident des SPD-Wirtschaftsforums, will SPD-Chef werden. Quelle: dpa

Am Sonntagabend endet die Bewerbungsfrist für den SPD-Vorsitz. Der Unternehmer Robert Maier will es werden. Was er ändern würde: Die Wirtschaftsskepsis. Die falsche Sozialpolitik. Also fast alles.

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Robert Maier, 39, gründete 2009 das Digitalunternehmen Visual Meta, das er 2018 an Axel Springer verkaufte. Er ist seit 2015 Gründungsmitglied und Vizepräsident des SPD-Wirtschaftsforums.

Herr Maier, Sie waren ein erfolgreicher Gründer und Unternehmer, nun wollen Sie SPD-Chef werden. Warum sollte ausgerechnet ein Millionär die darbende Sozialdemokratie retten?
Robert Maier: Warum denn nicht? Ich bin unabhängig und frei, ich kann ohne Rücksicht auf andere meine Position vertreten. Außerdem bringe ich den Blick des Seiteneinsteigers mit. Den haben, glaube ich, viele Genossen leider verloren. Und: Ich bin nicht auf die Politik angewiesen. Ich trete an, weil ich mit Leidenschaft Sozialdemokrat bin und mir Sorgen um unser Land mache.

Wie kommt Ihre Bewerbung bei der Basis an?
Ehrlich gesagt: ganz unterschiedlich. Einige sind reserviert mir gegenüber. Gleichzeitig bekomme ich auch ganz viel positive Resonanz, dass gerade so jemand wie ich antritt. Aber ich hätte mir mehr Einladungen aus den Unterbezirken gewünscht, die mich ja nominieren müssen.

Sie sind im ganzen Bewerberfeld, das noch bis Montag offen ist, der einzige mit einem Wirtschaftshintergrund. Was sagt das über die SPD anno 2019?
Eine Menge, fürchte ich. Der Ton der SPD ist meist ängstlich, wir schauen mit Sorge auf die Zukunft und, ja, auch mit Befremden auf die Wirtschaft. Das Gegenteil sollte sein. Eine starke Wirtschaft und ein leistungsfähiger Sozialstaat bedingen einander. Die eine finanziert den anderen. Wir sollten optimistisch sein – und das auch vorleben. Wir sollten in den Fortschritt verliebt sein. Und in den Aufstieg. Gute, verantwortungsbewusste Unternehmer müssten natürliche Partner der SPD sein.

Sie rücken darüber hinaus das Thema Sicherheit sehr in den Vordergrund. Ist das nicht passé?
Eben nicht. Diese Scheuklappen aufzuhaben, das halte ich für den größten Fehler meiner Partei. 2017, auf dem Höhepunkt des Aufschwungs, haben wir einen Gerechtigkeitswahlkampf geführt. Die Leute trieb aber um, ob die vielen Flüchtlinge integriert werden können. Das haben wir ausgeblendet.

Aber was ist heute?
Sicherheit treibt immer noch alle um. Alle außer der SPD. Es gibt da draußen viele, die das Gefühl haben, dass der Staat versagt. Nicht bei Renten, nicht bei Hartz. Sondern in normalen Alltag. Die sehen, dass Kriminelle wegen überlasteter Gerichte nicht verurteilt werden. Dass die Integration nicht immer und überall reibungslos klappt. Dass Polizisten fehlen. Lehrer, Sozialarbeiter, Erzieher. Wenn wir das nicht ansprechen, tun es die Falschen.

Lassen Sie uns ein paar Themen durchgehen, die die SPD gerade wichtig sind. Und Sie antworten bitte kurz und bündig, was Sie davon halten: Vermögensteuer.
Lehne ich ab. Eine kluge Erbschaftsteuer wäre gerechter und besser für das Leistungsprinzip.

Ein allgemeiner Mietendeckel.
Absolut falsch.

Die Grundrente ohne Bedürftigkeitsprüfung.
Ein Fehler. Mit Bedürftigkeitsprüfung: ja. Ein guter Sozialstaat fängt die auf, die ihn brauchen. Im Sinne derer, die ihn tragen.

Mindestlohn auf 12 Euro.
Mittelfristig ja. Kurzfristig erst auf 10,50 Euro, dann auf 11,50 Euro.

Viele Ihrer Mitbewerber wollen die große Koalition beenden. Und Sie?
Ich neige dazu, diese Koalition fortzusetzen. Sie ist besser als ihr Ruf. Und Deutschland ist mit stabilen Regierungen immer gut gefahren. Hinzu kommt: Es passt nicht zu einer SPD, wie ich sie mir vorstelle, wenn wir die parteiinternen Befindlichkeiten über die Stabilität des Landes stellen - so schwierig es gerade auch sein mag.

Nehmen wir einmal an, Sie schaffen das und werden Vorsitzender. Wollen Sie auch Kanzlerkandidat sein?
(lacht) Zunächst einmal müsste die SPD dafür wieder in Umfrage-Regionen kommen, in denen eine Kandidatur nicht anmaßend wirkt. Aber grundsätzlich gilt: Ich erwarte von jeder und jedem, der diese Partei führen will, dass er sich das Kanzleramt zutraut.

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