Streit in der Regierung Herr Scholz, nehmen Sie sich ein Beispiel – an Schröders Agenda 2010

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf der Regierungsbank im Bundestag. Quelle: dpa

FDP und Grüne verkeilen sich. Beim Ampel-Konflikt geht es eigentlich um den Umbau der Industriegesellschaft. Dafür braucht es einen führungsstarken Kanzler – und eine Agenda 2030. Ein Kommentar.

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Manchmal lohnt sich etwas Abstand. Abstand zu den Streithähnen etwa: FDP und Grüne verhakeln sich in manchem Foulspiel um Wärmepumpen oder Attacken auf den Bundesetat. Doch geht‘s in der Regierung um Größeres, darum wie der Umstieg vom fossilen ins erneuerbare Zeitalter in kurzer Zeit gelingen kann.

Was heute nicht auf den Weg gebracht wird, macht das allseits verfolgte Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 nahezu unerreichbar. Die Aufgabe ist riesig, sie ist schwer und gelingt nur mit einem klugen Einsatz von privatem wie öffentlichem Geld. Auch darum geht der Zoff zwischen Liberalen und Ökos – längst nicht nur um Wahlergebnisse und unpopuläre Entscheidungen.

Der Kanzler verharrt bei dem Konflikt um den besten Weg seltsam am Rand. Olaf Scholz will nicht, dass sich der Streit auf ihn und die Seinen auswirkt. Doch auch hier hilft etwas – diesmal zeitlicher Abstand. 2002/2003 galt Deutschland als „kranker Mann Europas“: die Bürokratie überbordend, die Erwerbslosigkeit hoch, der Arbeitsmarkt erstarrt. Bundeskanzler Gerhard Schröder verband damals seine Zukunft mit der Agenda 2010, dem Umbau des Sozialstaats. Dieser gelang, auch wenn Schröder abgewählt wurde.

Die drei Koalitionsparteien SPD, Grüne und FDP wollen nach dem Krisenjahr 2022 in die Offensive, aber jeder Partner strebt in eine andere Richtung. Für große Wünsche fehlt das Geld, die Konflikte treten offen zutage.
von Daniel Goffart

Nun geht es um „die schwächelnde Frau Europas“, um Deutschlands Industrie und alles was dranhängt. Ein Abbröckeln der Industrie findet längst statt.

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Neue klimataugliche Unternehmen und Lösungen brauchen klare Anreize, verlässliche Botschaften. Diese Agenda 2030 wäre Scholz‘ Aufgabe. Es braucht dafür einen steigenden CO2-Preis, der privaten Investitionen Platz gibt und einen gezielten, sparsamen Rahmen des Staates. Es braucht halt Mut.

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