In die Geschichte des Parlamentarismus wird dieser Untersuchungsausschuss, so viel ist bereits klar, als Erfolg eingehen. Seit wenigen Monaten erst ergründen die Abgeordneten das politische Versagen im Wirecard-Skandal. Doch schon jetzt wird das Bild deutlicher, wie sich Finanz- und Wirtschaftsprüferaufsicht vom einstigen Dax-Wunder täuschen ließen. Einige Verantwortliche mussten bereits gehen.
Nun sollte man solche Ausschüsse nicht an der Zahl rollender Köpfe messen. Die Aufklärung aber rehabilitiert einen Grundsatz guten Regierungshandelns: Wer Verantwortung nicht gerecht wird, muss mit Konsequenzen rechnen. Das Lob gilt nicht allein der Boygroup von FDP, Grünen und Linken, die sich hervorragend zu vermarkten wissen.
Auch die Koalitionsabgeordneten sind bemüht – anders als im Maut-Skandal, wo die Union vor allem mit Zeitschinderei glänzte.
Da irritiert es umso mehr, dass die Fraktionsführungen von Union und SPD auf ein Ende der Befragungen im April drängen. Die übliche Logik, prominente Zeugen nicht im Wahlkampf zu hören, sollte im Fall Wirecard höheren Zielen weichen. Wie wäre es mit einem politischen Nichtangriffspakt zum Wohle des Finanzstandorts Deutschlands? Für Aufarbeitung, whatever it takes!
Mehr zum Thema: Der Zahlungsdienstleister Wirecard war groß darin, sich als Technologieführer zu verkaufen. Ein Mailwechsel mit Markus Braun zeigt, dass es selbst in den eigenen Reihen Zweifel am Selbstbild gab.