Die schiere Größe der italienischen Staatsschulden macht im Krisenfall einen Bail-out durch die europäischen Partnerländer politisch unmöglich. Für die Rettung großer Euro-Staaten ist deshalb die EZB zuständig. Im Sommer 2011 verhinderte nur die Intervention der EZB die Staatspleite von Italien. Mit dem Hinweis auf die Bekämpfung einer - nach den Reformversprechen durch die italienische Regierung - angeblich grundlosen Spekulation gegen Italien kaufte die EZB für 100 Milliarden Euro rund fünf Prozent der italienischen Staatsschulden auf. Das war die erste groß angelegte monetäre Staatsfinanzierung in der Geschichte der Währungsunion. Von den italienischen Reformen ist bis heute nicht viel sehen. Und genau deshalb setzen sich die Zinsen in Italien jetzt wieder in Bewegung.
Zu Beginn dieser Woche lagen die Renditen zehnjähriger italienischer Staatsanleihen mit 4,52 Prozent erstmals seit 18 Monaten wieder über den Renditen zehnjähriger spanischer Papiere. Zuletzt war das der Fall im Frühjahr 2011 vor der ersten großen Eskalation der europäischen Schuldenkrise. Einige Wochen später stand Italien im Mittelpunkt der Marktspekulationen. Der Risikoaufschlag gegenüber deutschen Staatsanleihen legte damals auf fast sechs Prozentpunkte zu.
Wie die Regierungen Südeuropas und Frankreichs setzt auch der von der Justiz bedrängte Berlusconi mit seinen ständigen Erpressungsversuchen der italienischen Regierung auf die normative Kraft des Faktischen. Sind die Schulden erst einmal gemacht, dann wird sich schon jemand finden, um diese zu bedienen. Zur Not übernimmt das der Rettungsfonds ESM oder eben die EZB. Berlin macht das Spiel stillschweigend mit.
Vom Fiskalpakt ist aus den Reihen der CDU schon lange nichts mehr zu hören. Der Maastrichter Vertrag ist dreimal so tot wie der Friedhof von Chicago. Um den Fortbestand der Währungsunion zu sichern wird Berlin am Ende auch die Bonität Deutschlands opfern müssen. Der Euro ist schließlich alternativlos.
Aber Vorsicht. Die empirisch belegte zyklische Natur der Anleihenmärkte gibt der Euro-Rettung eigentlich keine Chance. Die Notenbanken werden mit Null-Zins-Politik und dem Aufkauf von Staatschulden die Marktkräfte auf Dauer nicht ausschalten können. Langfristige Zinstrends an den internationalen Anleihemärkten sind überaus stabil und werden in den USA gemacht.
Ein Blick auf die Entwicklung der langfristigen amerikanischen Zinsen seit 1800 zeigt sieben große Aufwärts- und Abwärtstrends. Die Investmentgesellschaft Invesco hat ermittelt, dass die Abwärtstrends zwischen 25 und 37 Jahren dauerten, die Aufwärtstrends zwischen 22 und 35 Jahren. Der letzte Abwärtstrend startete 1981 nachdem die Zinsen in den USA ein 200-Jahreshoch von 15,2 Prozent erreicht hatten. Der zyklische Tiefpunkt der Zinsen könnte deshalb bereits durchschritten sein. Bei einem „Weiter so“ wird in wenigen Jahren auch Deutschland in der Schuldenfalle sitzen.