Geldpolitik EZB-Vize rechnet ab dem Schlussquartal mit sinkender Inflation

Die Inflation wird sich wohl auch weiterhin auf einem hohen Niveau bewegen, sagt Luis de Guindos. Die Europäische Zentralbank habe noch schwierige Monate vor sich.

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„Wir haben gesehen, dass die Inflation viel länger dauert und sich mehr festsetzt.“ Quelle: Reuters

EZB-Vize Luis de Guindos rechnet erst ab dem vierten Quartal mit einem Rückgang der rasant gestiegenen Inflation im Euro-Raum. „Die Inflation wird sich in den nächsten Monaten um die gegenwärtigen Niveaus herum bewegen. Wir erwarten, das sie beginnend im letzten Quartal des Jahres zurückgehen wird“, sagte der Stellvertreter von EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Freitag auf einer von der Schweizer Großbank UBS organisierten Diskussionsrunde.

Dies sei nicht die ideale Situation für die Geldpolitik, sagt de Guindos. Das Mandat der EZB sei aber Preisstabilität. „Wir haben gesehen, dass die Inflation viel länger dauert und sich mehr festsetzt“, sagt er.

Die Europäische Zentralbank (EZB) habe einige schwierige Monate vor sich, da die Teuerungsrate zunächst hoch bleiben werde und die Wirtschaft an Schwung verliere. Angesichts der Inflation hatte die EZB auf ihrer jüngsten Zinssitzung für Juli die erste Zinserhöhung seit elf Jahren angekündigt.

Dann will sie die wichtigsten Leitzinsen um jeweils 0,25 Prozentpunkte erhöhen. Für ihr Zinstreffen im September peilt sie einen zweiten Schritt nach oben an, der womöglich noch stärker ausfallen soll. Die Inflation im Euro-Raum war im Mai auf ein Rekordniveau von 8,1 Prozent geklettert.

De Guindos äußerte sich auch zu dem geplanten neuen Werkzeug zur Bekämpfung einer unerwünschten Ausweitung der Renditeabstände (Spreads) bei den Staatsanleihen der Euro-Länder. Das neue Instrument dürfte Experten zufolge ein neues Anleihenkaufprogramm sein, mit dem die EZB stark verschuldeten Ländern wie Italien unter die Arme greifen könnte, sollten sich durch Marktverwerfungen ihre Finanzierungskosten erhöhen.

Zu Medienberichten, die EZB werde womöglich Zukäufe von Staatsanleihen der südlichen Euro-Länder, die mit dem neuen Werkzeug erfolgten, dann durch Verkäufe von Titeln andere Euro-Länder wieder ausgleichen, sagte de Guindos eher skeptisch: „Wir haben das nicht diskutiert, aber ich würde nicht immer Medienberichten folgen.“ Das Ansteigen der Bilanz der Notenbank sei nicht wirklich ein Thema.

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