Viele Selbstständige bangen wegen der Energiekrise und drohenden Rezession um ihre wirtschaftliche Existenz. Das Barometer für deren Geschäftsklima stieg zwar im November um 3,4 Punkte, liegt aber mit minus 21,6 Zähler nach wie vor tief im negativen Bereich, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Münchner Ifo-Instituts hervorgeht.
„Für die Selbstständigen bleibt die Lage jedoch schwierig“, erläuterte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. „Sie haben große Existenzsorgen.“
Fast jeder fünfte Soloselbstständige sieht demnach sein wirtschaftliches Fortbestehen bedroht: Im November befürchteten dies 19,4 Prozent. Das ist etwas weniger als die 19,7 Prozent vom Oktober – aber ein deutlich höherer Wert als in der Gesamtwirtschaft, wie das Institut betonte.
Schneller schlau: Rezession
Der Begriff Rezession bedeutet Rückgang und stammt aus dem Lateinischen. Es handelt sich um eine Rezession, wenn die Wirtschaft nicht wächst, sondern schrumpft – sich also in einem Abschwung beziehungsweise Rückgang befindet. Für die Bemessung der Konjunktur dient das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Offiziell tritt eine sogenannte technische Rezession ein, wenn das BIP in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresquartalen nicht wächst, sondern zurückgeht.
Die Rezession ist eine der vier Phasen, die der Konjunkturzyklus einer Volkswirtschaft durchlaufen kann. Sie folgt auf die Phase der Hochkonjunktur und kann im schlimmsten Fall in eine Depression übergehen. Auf eine Depression folgt dann früher oder später ein Aufschwung.
Eine Rezession zeichnet sich durch unterschiedliche Merkmale aus. Dazu gehören unter anderem:
- Rückgang der Nachfrage
- überfüllte Lager
- Abbau von Überstunden und beginnende Kurzarbeit
- Entlassung von Arbeitskräften
- ausbleibende Investitionen
- teilweise Stilllegung von Produktionsanlagen
- stagnierende oder sinkende Preise, Löhne und Zinsen
- fallende Börsenkurse
Zu den Ursachen einer Rezession gehören unterschiedliche Punkte, die sich nur schwerlich verallgemeinern lassen. Aktuell wirkt sich etwa der Krieg in der Ukraine erheblich auf die Konjunktur in Europa und den USA aus.
In einer Rezession halten Unternehmen und private Haushalte ihr Geld in der Regel beisammen. Zu den Folgen einer Rezession zählen steigende Arbeitslosenzahlen, außerdem arbeiten mehr Menschen in Kurzarbeit. Beides führt zu geringerer Nachfrage. Denn wenn die Bürger weniger Geld verdienen, konsumieren sie auch weniger. Dies ist wiederum schlecht für Unternehmen, die dadurch weniger verkaufen und auf ihren Lagerbeständen sitzen bleiben. Die fehlenden Einnahmen können zu weiteren Entlassungen führen, sodass die Arbeitslosigkeit weiter steigt.
Auch Menschen, die auf der Suche nach einem neuen Job sind, stehen in einer Rezession vor Problemen. Denn wer sich um eine neue Stelle bewirbt, dürfte während einer Rezession Schwierigkeiten haben eine entsprechende Stelle zu finden – denn geht es Unternehmen wirtschaftlich schlechter, stoppen sie Neueinstellungen.
Durch eine steigende Inflation sinkt die Kaufkraft der Menschen. Durch eine sinkende Kaufkraft sinkt wiederum die Konsumbereitschaft der Menschen, da sie ihr Geld beisammen halten, statt es für Waren und Güter auszugeben.
Die aktuelle Geschäftslage hat sich etwas erholt: Die positiven und negativen Antworten halten sich hier die Waage. Auf die kommenden Monate blicken die Soloselbstständigen jedoch weiterhin sehr pessimistisch, während sich der Erwartungsindikator in der Gesamtwirtschaft zuletzt deutlich stärker erholt. „Immerhin: Im Vergleich zum Vormonat sehen die Selbstständigen ihre Zukunft etwas weniger düster“, hieß es dazu.
Der deutschen Wirtschaft machen Energiekrise, Materialmangel und hohe Inflation seit Monaten zu schaffen, nachdem zuvor bereits die Corona-Krise für viele Branchen deutliche Geschäftseinbußen brachte. Allerdings sind die Risiken einer schweren Rezession zuletzt gesunken.
Ein Grund dafür ist, dass die befürchtete Gasrationierung im Winter auch wegen voller Speicher unwahrscheinlicher geworden ist. Außerdem haben die Materialengpässe zuletzt abgenommen, während die Inflation ihren Höhepunkt erreicht haben könnte. Die meisten Experten rechnen daher inzwischen mit einer milden Winterrezession und einem weitgehend stabilen Arbeitsmarkt.
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