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Geblitzt.comStartup wird zum Schrecken der Bußgeldstelle

Die Seite „Geblitzt.com“ wirbt damit, Bußgeldbescheide kostenlos auf Fehler zu prüfen. Das könnte die Kommunen viel Geld kosten. Doch der Deutsche Anwaltverein ist skeptisch, dass das Geschäftsmodell Bestand hat.Lukas Bay 21.05.2014 - 19:26 Uhr Quelle: Handelsblatt

Der Deutsche Anwaltverein (DAV) hat 150 Städte befragt, wie hoch ihre Einnahmen aus Geschwindigkeitskontrollen im Jahr 2012 gewesen sind. Nicht im Ranking enthalten sind Großstädte wie Berlin, Hamburg und München, da die Städte trotz gesetzlicher Auskunftspflicht nicht auf die Anfrage des DAV reagiert haben. "Von den angeschriebenen Städten haben wir bisher nur 34 Fragebögen, zum Teil mit unvollständigen Angaben, zurückbekommen. Sechs dieser Städte haben außerdem die übermittelten Daten nicht zur Veröffentlichung freigegeben", sagte Jens Dötsch vom DAV gegenüber der Bild-Zeitung.



Foto: dpa

Die meisten Radarfallen gibt es übrigens in Berlin: In der Hauptstadt stehen 22 festinstallierte Blitzer. Hinzu kommen 100 mobile Geschwindigkeitskontrollen. Zweitplatzierter ist Düsseldorf mit 37 stationären und mobilen Radarfallen. Danach kommt Hamburg mit 34 Blitzern, Stuttgart mit 32, Freiburg mit 24 sowie Bremen und Aalen mit je 20 Blitzern. Die 34 Städte, die der DAV ausgewertet hat, haben zusammen mehr als 500 stationäre und mobile Blitzsysteme.

Foto: dpa

Platz zehn: Pforzheim

Die baden-württembergische Stadt Pforzheim hat laut DAV-Angaben im vergangenen Jahr 1,4 Millionen Euro durch Radarkontrollen eingenommen. Zweckgebunden sind die Gelder, die Raser an die Kommunen zahlen übrigens nicht. Sie fließen in den Gesamthaushalt.

Foto: WirtschaftsWoche

Platz neun: München

Die bayerische Landeshauptstadt verdiente an Autofahrern mit Bleifuß vergangenes Jahr 1,9 Millionen Euro.

Foto: AP

Platz acht: Bonn

Auch die frühere Bundeshauptstadt Bonn konnte sich 2012 über Zusatzeinnahmen aus den Radarkontrollen freuen: Insgesamt flossen 2,5 Millionen Euro in den Haushalt der Stadt. Und es dürfte künftig noch mehr werden: Die Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen dürfen nämlich künftig ohne polizeiliche Zustimmung blitzen. Radarfallen können also auch in Bonn in Zukunft unabhängig von dem Gefahrenpotential einer Verkehrsstelle aufgebaut werden. Der DAV vermutet hinter dieser Regelung Abzocke der Autofahrer.

Foto: dpa

Platz sieben: Frankfurt

Nach Meinung des Deutschen Anwaltverein werden die anderen Bundesländer dem Beispiel Nordrhein-Westfalen folgen. Allein dem hessischen Frankfurt könnte eine solche Lockerung der Blitzer-Richtlinien einiges einbringen. Im vergangenen Jahr verdiente die Bankenstadt am Main 2,7 Millionen Euro mit Rasern.

Foto: dpa

Platz sechs: Nürnberg

Im fränkischen Nürnberg konnte sich die Stadtverwaltung 2012 über 2,8 Millionen Euro an zusätzlichen Einnahmen freuen.

Foto: dpa

Platz fünf: Mannheim

Auf Platz fünf der Städte mit den höchsten Einnahmen aus Radarkontrollen liegt Mannheim in Baden-Württemberg. Dort zahlten Geschwindigkeitssünder letztes Jahr 3,4 Millionen Euro an die Stadt.

Foto: dpa

Platz vier: Freiburg

Die Stadt Freiburg im baden-württembergischen Breisgau hat ihren Verkehrssündern im Jahr 2012 4,1 Million Euro verdient. Bei 218.000 Einwohnern und der entsprechenden Anzahl an zugelassenen Pkw kassierte die Stadt also pro Auto 47,38 Euro. Damit kamen die Freiburger im vergangenen Jahr deutlich schlechter weg als andere Bundesbürger.

Foto: REUTERS

Platz drei: Düsseldorf

In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf klingelten 2012 kräftig die Kassen: 5,3 Millionen Euro nahm die Stadt durch Radarkontrollen ein.

Foto: dpa/dpaweb

Platz zwei: Dortmund

Die Stadt Dortmund kassierte vergangenes Jahr - heruntergerechnet auf alle zugelassenen Pkw - 27,75 Euro pro Auto. Insgesamt flossen sieben Millionen Euro in die Haushaltskasse.

Foto: dpa

Platz eins: Stuttgart

Ausgerechnet die Autostadt Stuttgart verdient am meisten an ihren Rasern: 7,9 Millionen Euro nahm die Hauptstadt Baden-Württembergs allein durch Radarkontrollen ein. Pro zugelassenem Pkw sind das 28,07 Euro.

Foto: dpa

Kurz bevor Markus Harwarth (Name von der der Redaktion geändert) die Baustelle auf der Autobahn hinter sich lässt, blitzt es. 60 Kilometer pro Stunde waren erlaubt, Harwarth war deutlich schneller. Auf dem Bußgeldbescheid, der wenige Wochen später in seinem Briefkasten liegt, steht es schwarz auf weiß: 26 Stundenkilometer zu viel hat der Radarmesser der Polizei ermittelt. Das macht 100 Euro, 3 Punkte und sogar ein einmonatiges Fahrverbot, denn es ist nicht das erste Mal, dass Harwarth geblitzt wird. Nur ein Stundenkilometer weniger und er wäre glimpflicher davon gekommen.

Für Harwarth ist der Bußgeldbescheid eine Katastrophe. Als Taxifahrer ist er auf seinen Führerschein angewiesen. Dann entdeckt er im Internet Geblitzt.com. Die Seite wirbt dem einem einfachen Versprechen: Sie lässt Bußgeldbescheide kostenlos auf ihre Richtigkeit prüfen. Wenn die Lizenzanwälte der Seite keine Chance sehen, den Fall zu gewinnen, lehnen sie eine weitere Bearbeitung ab. Sehen sie eine gute Chance, dass der Fall Erfolg haben könnte, fechten sie den Fall für den Klienten durch. Und das ebenfalls völlig gratis.

„Viele zahlen diesen Bußgeldbescheid einfach – dabei ist die Fehlerquote hoch“, sagt Jan Ginhold, Betreiber von Geblitzt.com. Acht Prozent aller Bußgeldbescheide in Deutschland seien unzulässig falsch, so haben es Verkehrsexperten auf dem 51. Verkehrsgerichtstag in Goslar 2013 in einer Studie errechnet. Jeder vierte Bußgeldbescheid ist zudem in der Beweisführung mangelhaft. Die Gründe reichen vom unkenntlichen Foto über fehlerhaft ausgefüllte Formulare bis zu falsch geeichten Radargeräten. Ginhold und seine Seite könnten damit zum Schrecken der Bußgeldstelle werden: Denn die Blitzer spülen Jahr für Jahr Millionen in die Stadtkassen. Alleine die Stadt Stuttgart nimmt jährlich 7,9 Millionen Euro durch Radarkontrollen ein.

Verkehrs-Apps
Tamyca
Flinc
Trapster
Stau Mobil
Mehr Tanken
Parken-App
Auto & Verkehr

Das Angebot von Geblitzt.com klingt verlockend. Eine Dienstleistung, die bei einem anderen Anwälten bis zu 800 Euro kostet, gibt es dort gratis. Das Geschäftsmodell: Wenn ein Bußgeldbescheid in einem Prozess für fehlerhaft befunden wird, muss die Bußgeldstelle den Anwalt bezahlen. Hat der Geblitzte bei dem Prozess keinen Erfolg, zahlt Geblitzt.com selbst das Anwaltshonorar. Das Geld bekommt die Firma aus Lizenzeinnahmen. Denn die Anwälte, die über die Plattform Fälle annehmen, müssen für die Nutzung dieses Dienstes ihrerseits Geld bezahlen.

„Viel Arbeitszeit in Anwaltskanzleien geht für Routinen drauf“, sagt Ginhold. Seine Firma Coduka ist der Betreiber von Geblitzt.com und fungiert als Prozessfinanzierer und Softwareentwickler. Das System von Coduka soll den Anwälten die Arbeit immens erleichtern: Ginhold spricht von einer Zeitersparnis von bis zu 90 Prozent. Die Prüfung einer Akte alleine nehme für einen erfahrenen Anwalt meist nicht mehr als 15 Minuten in Anspruch, weil alle erforderlichen Daten bereits aufgenommen wurden.

Insgesamt – so wirbt die Coduka – habe man über Geblitzt.com bereits mehr als 2000 Fälle bearbeitet. Für die Anwälte hat das System mehrere Vorteile. Zum einen sparen sie Zeit, zum anderen spielt Ihnen die Seite neue Klienten in die Kanzlei. Für jeden bearbeiteten Fall zahlt die Coduka den Anwälten eine zudem eine kleine Pauschale, denn Anwälte dürfen laut Gesetz nicht kostenlos arbeiten.

Sind Fälle komplizierter gelagert, können die Anwälte auch weitere Beratung anbieten. Ist beispielsweise ein Bußgeldbescheid korrekt, aber ein Fahrverbot zu vermeiden, kann sich der Klient weiter von der Kanzlei vertreten lassen. Die Nutzer von Geblitzt.com können dann selbst entscheiden, ob sie ihren Fall kostenpflichtig weiterführen wollen. Rund jeder dritte Nutzer hat auch eine Rechtsschutzversicherung, die eventuelle Kosten übernimmt.

Bisher geht das Geschäftsmodell auf, sagt Betreiber Ginhold, man sei bereits profitabel.

Blitzer.de

Den Radarfallenmelder "Blitzer.de" gibt es sowohl für Android-Handys als auch für iPhones. Die kostenlose App erfasst sowohl fest installierte Blitzer als auch mobile Kontrollen. Blitzer.de aktualisiert sich alle fünf Minuten anhand der Blitzerwarnungen aus der Community. Wer im Ausland unterwegs ist und Roaminggebühren umgehen möchte, kann auch einen Offline-Modus wählen, bei dem allerdings die Aktualisierung entfällt.

Technische Daten: Für die App sind entweder iOS 3.0 (oder höher) oder Android OS 2.1 (oder höher) erforderlich.

Foto: Screenshot

Bußgeldrechner von Ergo Direkt

Mit diesem kostenlosen Bußgeldrechner checken Sie die zu erwartenden Kosten bei Verkehrsverstößen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Tempoüberschreitungen, zu geringen Abstand, überfahrene Ampeln oder Alkohol am Steuer handelt.

Technische Daten: Kompatibel mit iPhone 3GS, iPhone 4, iPhone 4S, iPhone 5, iPod touch (3. Generation), iPod touch (4. Generation), iPod touch (5. Generation) und iPad. Erfordert iOS 4.3 oder neuer.

Foto: Screenshot

Pannenhilfe vom ADAC

Die ADAC Pannenhilfe App stellt auf Wunsch einen Telefonkontakt zum ADAC her, um bei Panne oder Unfall einfach und schnell Hilfe anzufordern. Auf Wunsch wird zusätzlich der aktuelle Standort zum ADAC übertragen. Das erspart lange Beschreibungen des Aufenthaltsortes und kann das Auffinden des Pannenfahrzeugs erleichtern. Die App ist für ADAC Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern kostenfrei.

Technisch Daten: Unterstützt werden derzeit Geräte ab der Android-Version 1.6. Ebenso kompatibel mit iPhone, iPod touch und iPad. Erfordert iOS 5.0 oder neuer. Diese App ist für iPhone 5 optimiert.

Foto: Screenshot

Staus umfahren mit StauMobil

Die App zeigt neue Staus umgehend an. Der Service umfasst zudem die aktuelle ADAC Verkehrsprognose. Daten über Ferientermine, Urlaubsrouten, Grenzübergänge, Dauerbaustellen und Großveranstaltungen fließen in die Prognosen ein. Bei Stau können sie so eine neue Route planen. Über die Lokalisierungsfunktionen werden Sie automatisch über die nächstgelegenen Gefahrenpunkte im Verkehr informiert. Die Staudarstellung erfolgt per Karte, Satellitenfoto oder Hybridansicht.

Technische Daten: Kompatibel mit iPhone, iPod touch und iPad. Erfordert iOS 4.3 oder neuer. Diese App ist für iPhone 5 optimiert.

Foto: Screenshot

Die Kosten im Blick mit dem TankBuch

Statt des Büchleins im Handschuhfach lassen sich die Tankdaten bequem mit dieser App erfassen. Sie ist sowohl in einer kostenlosen als auch in einer „Pro“-Version für 2,99 Euro zu haben. Mehrere Fahrzeuge lassen sich damit verwalten. Wer seinen Fahrstil ändert, kann sich die Auswirkungen auf sein Tankverhalten grafisch anzeigen lassen. Die grafische Übersicht für mehrere Zeiträume möglich.

Technische Daten: Tankbuch ist werbefinanziert über das iAd Network. Ihre Daten können Sie über Google Docs transferieren. Kompatibel mit iPhone, iPod touch und iPad. Erfordert iOS 4.1 oder neuer.

Foto: Screenshot

Private Leihautos nutzen und anbieten - Tamyca

Wer auf die Schnelle einen Transporter für den Umzug braucht oder einen schicken Oldtimer für ein Wochenende mit seiner Süßen, der kann über Tamyca den Kontakt zu privaten Autoverleihern herstellen. Gewünschte Leihdauer und benötigte Kilometer eingeben und über die Umkreissuche potenzielle Vermieter heraussuchen lassen. Die App ist kostenlos und kann im App Store oder im Google Play Store heruntergeladen werden.

Technische Daten: Kompatibel mit iPhone, iPod touch und iPad. Erfordert iOS 5.0 oder neuer. Diese App ist für iPhone 5 optimiert

Foto: Screenshot

Navigon Europe

Die Navigations-App "Navigon Europe" verfügt über das Kartenmaterial der 40 wichtigsten europäischen Länder. Während der Navigation im Auto ist keine Internetverbindung nötig. Wie ein vollständiges Navigationsgerät auch, bietet die App neben der reinen Navigation Tempo- und Blitzerwarner, Stauinformationen, eine Parkplatzsuche sowie die Suche nach bestimmten Zielen wie Bahnhöfen oder Tankstellen. Die App bietet außerdem die Möglichkeit, über Facebook und Twitter zu kommunizieren und beispielsweise die voraussichtliche Ankunftszeit an einem bestimmten Treffpunkt zu übermitteln. Mit 59,95 Euro Euro ist die Navigon-App allerdings nicht billig.

Technische Daten: Die Anwendung erfordert Android OS 2.2 oder höher. Nach der Installation müssen rund zwei GByte Kartenmaterial heruntergeladen werden.

Foto: Screenshot

Mitfahrgelegenheit

Das Portal "Mitfahrgelegenheit" bietet für Android-Handys und iPhones eine passende App an, mit der nach zahlenden Beifahrern gesucht werden kann. Die App ist kostenlos und hat die gleichen Funktionen wie der Webauftritt: Eingabe von Start- und Zielort, Datum sowie gezielte Suche nach Rauchern beziehungsweise Nichtrauchern oder Bahnmitfahrgelegenheiten. Eine Anmeldung bei mitfahrgelegenheit.de ist dabei nicht nötig.

Technische Daten: Für die Nutzung der App ist mindestens Android OS 2.2 beziehungsweise iOS 4.3 erforderlich.

Foto: Screenshot

Finde mein Auto - Find my car

Die kostenlose App "Finde mein Auto - Find my car" rentiert sich für all diejenigen, die regelmäßig in Parkhäusern oder fremden Städten nach ihrem Wagen suchen. Mit der Anwendung kann die GPS-Position des Autos gespeichert werden. Wer sich dann unsicher ist, wo er das Auto abgestellt hat, kann sich den Standort auf einer Karte anzeigen und sich mittels der Google-Navigation dorthin lotsen lassen. Wer möchte, kann zur Sicherheit auch noch ein Foto des Parkhauses speichern, oder seinen Standort Freunden mitteilen.

Technische Daten: Für die App ist Android OS 1.6 oder höher erforderlich. Für die Kartendarstellung ist eine Internetverbindung nötig. Offline kann nur nach Himmelsrichtungen navigiert werden.

Foto: Screenshot

Park Patrol

Die App "Park Patrol" eignet sich für notorische Falschparker und solche, die "nur mal eben schnell" im Parkverbot gehalten haben, um etwas abzuholen oder abzugeben. Die App zeigt zum einen an, wie lange das Auto schon irgendwo steht, wo es das nicht tun sollte und zum anderen, ob sich Politessen dem Wagen nähern. Die Daten für den Knöllchenwarner bekommt die App direkt aus der Community, die die Politessen meldet. Je mehr Leute mitmachen, desto genauer ist die App also.

Technische Daten: Für die Anwendung ist iOS 3.0 oder höher erforderlich. Die Grundversion ist gratis, das Pro Upgrade kostet 1,79 Euro.

Foto: Screenshot

Jörg Elsner, Verkehrsrechtsanwalt und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltsvereins, hegt dagegen große Zweifel am Erfolg dieses Geschäftsmodells. Denn nicht immer lasse sich die Fehlerhaftigkeit eines Bußgeldbescheides aus dem Foto oder aus der Akte umgehend erschließen. „Bei technischen Fragen zu  Messgeräten müssen die  Anwälte einen Sachverständigen hinzuziehen“, sagt Elsner. Und das verursache zusätzliche Kosten. Bei einer Pleite von Coduka bleiben die Anwälte im schlimmsten Fall auf den Kosten sitzen.

Auch die Erstattung durch die Bußgeldstelle sei keinesfalls selbstverständlich, sondern erfolge nur bei wirklich eindeutig fehlerhaften Bescheiden, erklärt Elsner. „Der Staat verteidigt jeden Euro mit Zähnen und Klauen.“ Juristische Auseinandersetzungen um Bußgeldbescheide sind in der Realität oft ein zähes Ringen. „Man darf nicht glauben, dass es reicht, einen Brief zu schreiben, damit die Bußgeldstelle ihre Fehler einsieht.“

Bei der Kanzlei Schuhmacher&Partner ist man dagegen überzeugt von der System der Coduka. Die Düsseldorfer Anwälte nutzen die Software seit einem Jahr. Zwei Anwälte beschäftigen sich allein mit den eingehenden Fällen, die über Geblitzt.com einlaufen. Wenn ein Fall auf ihrem Schreibtisch in Düsseldorf landet, sind viele Arbeitsabläufe, die sonst in der Kanzlei erledigt werden mussten, bereits in das System eingepflegt. Namen und Adressen der Klienten, und sämtliche relevante Unterlagen sind elektronisch erfasst. Die Anwälte können so Standardschreiben wie die Übernahme des Mandats mit einem Klick erledigen. Nur die Prüfung der Akte und weitere Schriftsätze, die individuell verfasst werden müssen, sind weiter Aufgabe des Anwalts. „Durch die hohe Zahl an Fällen haben unsere Anwälte eine gewisse Erfahrung“, sagt Ginhold

Als Fürsprecher hat Geblitzt.com auch einen prominenten Juristen gewinnen können - Hans-Peter Schwintowski. Der emeritierte Professor der Humboldt-Universität in Berlin ist Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats im Bund der Versicherten und machte im Jahr 2007 mit einer Plagiatsaffäre negative Schlagzeilen. Geblitzt.com ist für Schwintowski eine „zukunftsweisende Technologie“. „Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Projekt mit seiner Software-Lösung das Rechtssystem in Deutschland oder sogar Europa verändern kann“. Ganz uneigennützig ist das Lob des Professors allerdings nicht: Er ist selbst finanziell an der Coduka beteiligt, hält Anteile an dem Start-Up.

Ohnehin gibt es einige Auffälligkeiten, die zumindest Zweifel am Geschäftsmodell von Geblitzt.com wecken. Als Unternehmergesellschaft (UG) ist Plattformbetreibers Coduka haftungsbeschränkt. Das Handelsregister weist ein Kapital von 384 Euro aus. In Wirklichkeit sei das Kapital, das in der Gesellschaft steckt größer, betont Ginhold auf Nachfrage. Über einen Investorenpool habe man 250.000 Euro eingesammelt, darum sei schon längst geplant, die Coduka in eine GmbH umzuwandeln.

Allerdings lässt auch ein weiteres Detail Zweifel an der Seriosität zu: An der eingetragenen Adresse der Coduka ist auch die Akud & Co. Verlagsgesellschaft mbH beheimatet. Hier heißt der Geschäftsführer ebenfalls Jan Ginhold. Allerdings sind einige Seiten, die von Akud betrieben werden, weniger seriös als die der Schwesterfirma Coduka. Neben einigen Fortbildungsseiten sind auf ihren Namen unter anderem die Webseiten Schlampenhimmel.de und Personalluder.de registriert. „Wir liefern nur die technische Basis für diese Seiten“, verteidigt sich Geschäftsführer Jan Ginhold. Er selbst produziere keine erotischen Inhalte.

Dass die eingehenden Bußgeldbescheide an die gleiche Adresse verschickt werden, an der auch die Akud registriert ist, ist nach Ansicht von Ginhold kein Problem. „Zwischen den beiden Firmen gibt es keinerlei personelle oder technische Überschneidungen“.

Doch insbesondere die Datenerfassung von „Geblitzt.com“ hält Verkehrsrechtsanwalt Elsner für fragwürdig. In einer Anwaltskanzlei seien die Angestellten zur Verschwiegenheit verpflichtet. „Ich kann mein Vorzimmer deswegen auch nicht einfach an einen Dienstleister auslagern“, sagt Elsner. Der Datenschutz sei auch bei Coduka voll garantiert, versichert dagegen Ginhold.

Im Internet ist die Resonanz auf Geblitzt.com überwiegend positiv. Rund 35.000 Nutzer folgen der Facebook-Seite von Geblitzt.com. „Bußgeldverfahren eingestellt. Nur einmal Porto bezahlt und dafür Bußgeld und 1 Punkt erspart. Coole Seite“, schreibt ein Nutzer. Und auch Taxifahrer Herwarth ist zufrieden. Innerhalb weniger Wochen wurde sein Fall von den Anwälten von Geblitzt.com übernommen. Ein kleines Detail rettete am Ende seinen Führerschein: Der Blitzer war falsch geeicht. Sein Bußgeldbescheid ist unwirksam.

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