Geblitzt.com Startup wird zum Schrecken der Bußgeldstelle

Seite 2/2

Verbindung zu Pornoportal?

Die besten Apps für Autofahrer
Blitzer.deDen Radarfallenmelder "Blitzer.de" gibt es sowohl für Android-Handys als auch für iPhones. Die kostenlose App erfasst sowohl fest installierte Blitzer als auch mobile Kontrollen. Blitzer.de aktualisiert sich alle fünf Minuten anhand der Blitzerwarnungen aus der Community. Wer im Ausland unterwegs ist und Roaminggebühren umgehen möchte, kann auch einen Offline-Modus wählen, bei dem allerdings die Aktualisierung entfällt. Technische Daten: Für die App sind entweder iOS 3.0 (oder höher) oder Android OS 2.1 (oder höher) erforderlich. Quelle: Screenshot
Bußgeldrechner von Ergo DirektMit diesem kostenlosen Bußgeldrechner checken Sie die zu erwartenden Kosten bei Verkehrsverstößen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Tempoüberschreitungen, zu geringen Abstand, überfahrene Ampeln oder Alkohol am Steuer handelt. Technische Daten: Kompatibel mit iPhone 3GS, iPhone 4, iPhone 4S, iPhone 5, iPod touch (3. Generation), iPod touch (4. Generation), iPod touch (5. Generation) und iPad. Erfordert iOS 4.3 oder neuer. Quelle: Screenshot
Pannenhilfe vom ADACDie ADAC Pannenhilfe App stellt auf Wunsch einen Telefonkontakt zum ADAC her, um bei Panne oder Unfall einfach und schnell Hilfe anzufordern. Auf Wunsch wird zusätzlich der aktuelle Standort zum ADAC übertragen. Das erspart lange Beschreibungen des Aufenthaltsortes und kann das Auffinden des Pannenfahrzeugs erleichtern. Die App ist für ADAC Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern kostenfrei. Technisch Daten: Unterstützt werden derzeit Geräte ab der Android-Version 1.6. Ebenso kompatibel mit iPhone, iPod touch und iPad. Erfordert iOS 5.0 oder neuer. Diese App ist für iPhone 5 optimiert. Quelle: Screenshot
Staus umfahren mit StauMobilDie App zeigt neue Staus umgehend an. Der Service umfasst zudem die aktuelle ADAC Verkehrsprognose. Daten über Ferientermine, Urlaubsrouten, Grenzübergänge, Dauerbaustellen und Großveranstaltungen fließen in die Prognosen ein. Bei Stau können sie so eine neue Route planen. Über die Lokalisierungsfunktionen werden Sie automatisch über die nächstgelegenen Gefahrenpunkte im Verkehr informiert. Die Staudarstellung erfolgt per Karte, Satellitenfoto oder Hybridansicht. Technische Daten: Kompatibel mit iPhone, iPod touch und iPad. Erfordert iOS 4.3 oder neuer. Diese App ist für iPhone 5 optimiert. Quelle: Screenshot
Die Kosten im Blick mit dem TankBuchStatt des Büchleins im Handschuhfach lassen sich die Tankdaten bequem mit dieser App erfassen. Sie ist sowohl in einer kostenlosen als auch in einer „Pro“-Version für 2,99 Euro zu haben. Mehrere Fahrzeuge lassen sich damit verwalten. Wer seinen Fahrstil ändert, kann sich die Auswirkungen auf sein Tankverhalten grafisch anzeigen lassen. Die grafische Übersicht für mehrere Zeiträume möglich. Technische Daten: Tankbuch ist werbefinanziert über das iAd Network. Ihre Daten können Sie über Google Docs transferieren. Kompatibel mit iPhone, iPod touch und iPad. Erfordert iOS 4.1 oder neuer. Quelle: Screenshot
Private Leihautos nutzen und anbieten - TamycaWer auf die Schnelle einen Transporter für den Umzug braucht oder einen schicken Oldtimer für ein Wochenende mit seiner Süßen, der kann über Tamyca den Kontakt zu privaten Autoverleihern herstellen. Gewünschte Leihdauer und benötigte Kilometer eingeben und über die Umkreissuche potenzielle Vermieter heraussuchen lassen. Die App ist kostenlos und kann im App Store oder im Google Play Store heruntergeladen werden. Technische Daten: Kompatibel mit iPhone, iPod touch und iPad. Erfordert iOS 5.0 oder neuer. Diese App ist für iPhone 5 optimiert Quelle: Screenshot
Navigon EuropeDie Navigations-App "Navigon Europe" verfügt über das Kartenmaterial der 40 wichtigsten europäischen Länder. Während der Navigation im Auto ist keine Internetverbindung nötig. Wie ein vollständiges Navigationsgerät auch, bietet die App neben der reinen Navigation Tempo- und Blitzerwarner, Stauinformationen, eine Parkplatzsuche sowie die Suche nach bestimmten Zielen wie Bahnhöfen oder Tankstellen. Die App bietet außerdem die Möglichkeit, über Facebook und Twitter zu kommunizieren und beispielsweise die voraussichtliche Ankunftszeit an einem bestimmten Treffpunkt zu übermitteln. Mit 59,95 Euro Euro ist die Navigon-App allerdings nicht billig. Technische Daten: Die Anwendung erfordert Android OS 2.2 oder höher. Nach der Installation müssen rund zwei GByte Kartenmaterial heruntergeladen werden. Quelle: Screenshot

Jörg Elsner, Verkehrsrechtsanwalt und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltsvereins, hegt dagegen große Zweifel am Erfolg dieses Geschäftsmodells. Denn nicht immer lasse sich die Fehlerhaftigkeit eines Bußgeldbescheides aus dem Foto oder aus der Akte umgehend erschließen. „Bei technischen Fragen zu  Messgeräten müssen die  Anwälte einen Sachverständigen hinzuziehen“, sagt Elsner. Und das verursache zusätzliche Kosten. Bei einer Pleite von Coduka bleiben die Anwälte im schlimmsten Fall auf den Kosten sitzen.

Auch die Erstattung durch die Bußgeldstelle sei keinesfalls selbstverständlich, sondern erfolge nur bei wirklich eindeutig fehlerhaften Bescheiden, erklärt Elsner. „Der Staat verteidigt jeden Euro mit Zähnen und Klauen.“ Juristische Auseinandersetzungen um Bußgeldbescheide sind in der Realität oft ein zähes Ringen. „Man darf nicht glauben, dass es reicht, einen Brief zu schreiben, damit die Bußgeldstelle ihre Fehler einsieht.“

Bei der Kanzlei Schuhmacher&Partner ist man dagegen überzeugt von der System der Coduka. Die Düsseldorfer Anwälte nutzen die Software seit einem Jahr. Zwei Anwälte beschäftigen sich allein mit den eingehenden Fällen, die über Geblitzt.com einlaufen. Wenn ein Fall auf ihrem Schreibtisch in Düsseldorf landet, sind viele Arbeitsabläufe, die sonst in der Kanzlei erledigt werden mussten, bereits in das System eingepflegt. Namen und Adressen der Klienten, und sämtliche relevante Unterlagen sind elektronisch erfasst. Die Anwälte können so Standardschreiben wie die Übernahme des Mandats mit einem Klick erledigen. Nur die Prüfung der Akte und weitere Schriftsätze, die individuell verfasst werden müssen, sind weiter Aufgabe des Anwalts. „Durch die hohe Zahl an Fällen haben unsere Anwälte eine gewisse Erfahrung“, sagt Ginhold

Als Fürsprecher hat Geblitzt.com auch einen prominenten Juristen gewinnen können - Hans-Peter Schwintowski. Der emeritierte Professor der Humboldt-Universität in Berlin ist Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats im Bund der Versicherten und machte im Jahr 2007 mit einer Plagiatsaffäre negative Schlagzeilen. Geblitzt.com ist für Schwintowski eine „zukunftsweisende Technologie“. „Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Projekt mit seiner Software-Lösung das Rechtssystem in Deutschland oder sogar Europa verändern kann“. Ganz uneigennützig ist das Lob des Professors allerdings nicht: Er ist selbst finanziell an der Coduka beteiligt, hält Anteile an dem Start-Up.

Ohnehin gibt es einige Auffälligkeiten, die zumindest Zweifel am Geschäftsmodell von Geblitzt.com wecken. Als Unternehmergesellschaft (UG) ist Plattformbetreibers Coduka haftungsbeschränkt. Das Handelsregister weist ein Kapital von 384 Euro aus. In Wirklichkeit sei das Kapital, das in der Gesellschaft steckt größer, betont Ginhold auf Nachfrage. Über einen Investorenpool habe man 250.000 Euro eingesammelt, darum sei schon längst geplant, die Coduka in eine GmbH umzuwandeln.

Allerdings lässt auch ein weiteres Detail Zweifel an der Seriosität zu: An der eingetragenen Adresse der Coduka ist auch die Akud & Co. Verlagsgesellschaft mbH beheimatet. Hier heißt der Geschäftsführer ebenfalls Jan Ginhold. Allerdings sind einige Seiten, die von Akud betrieben werden, weniger seriös als die der Schwesterfirma Coduka. Neben einigen Fortbildungsseiten sind auf ihren Namen unter anderem die Webseiten Schlampenhimmel.de und Personalluder.de registriert. „Wir liefern nur die technische Basis für diese Seiten“, verteidigt sich Geschäftsführer Jan Ginhold. Er selbst produziere keine erotischen Inhalte.

Dass die eingehenden Bußgeldbescheide an die gleiche Adresse verschickt werden, an der auch die Akud registriert ist, ist nach Ansicht von Ginhold kein Problem. „Zwischen den beiden Firmen gibt es keinerlei personelle oder technische Überschneidungen“.

Doch insbesondere die Datenerfassung von „Geblitzt.com“ hält Verkehrsrechtsanwalt Elsner für fragwürdig. In einer Anwaltskanzlei seien die Angestellten zur Verschwiegenheit verpflichtet. „Ich kann mein Vorzimmer deswegen auch nicht einfach an einen Dienstleister auslagern“, sagt Elsner. Der Datenschutz sei auch bei Coduka voll garantiert, versichert dagegen Ginhold.

Im Internet ist die Resonanz auf Geblitzt.com überwiegend positiv. Rund 35.000 Nutzer folgen der Facebook-Seite von Geblitzt.com. „Bußgeldverfahren eingestellt. Nur einmal Porto bezahlt und dafür Bußgeld und 1 Punkt erspart. Coole Seite“, schreibt ein Nutzer. Und auch Taxifahrer Herwarth ist zufrieden. Innerhalb weniger Wochen wurde sein Fall von den Anwälten von Geblitzt.com übernommen. Ein kleines Detail rettete am Ende seinen Führerschein: Der Blitzer war falsch geeicht. Sein Bußgeldbescheid ist unwirksam.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%