Start-up Schnelllieferdienst Gorillas sucht nach Partnerschaften

Der Druck auf Gorillas steigt. Dennoch will der Lieferdienst in 12 Monaten profitabel sein. Ein Ausweg aus der Krise sollen Kooperationen mit großen Supermarktketten sein.

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Damit dem Unternehmen nicht das Geld ausgeht, wurden im Mai 300 Mitarbeiter in der Verwaltung entlassen. Quelle: Reuters

Der deutsche Lebensmittel-Schnelllieferdienst Gorillas setzt beim Ringen um finanzielle Fortschritte auf Partnerschaften. Ziel sei es, mit großen Supermarktketten zusammenzuarbeiten, sagte Mitgründer und Chairman Ugur Samut am Mittwoch auf einer Konferenz in Dublin.

Die „Tescos und Alibabas dieser Welt“ würden Gorillas mehr Einkaufskraft und höhere Margen bieten. Bisher konnte sich das hohe Verluste schreibende Berliner Startup nur Testläufe mit Tesco sichern und ein Lieferbündnis mit dem Bio-Supermarkt Alnatura. Der Berliner Konkurrent Flink hingegen arbeitet mit Rewe und Carrefour zusammen.

Gorillas muss seine Kosten herunterschrauben, um seine eigenen Ziele zu erreichen. „Wir glauben, dass wir operativ in drei Monaten profitabel sind und als Gruppe in zwölf Monaten“, sagte Samut. Gorillas leidet unter der hohen Inflation, Wirtschaftsabkühlung und Talfahrt von Technologiewerten und musste sich deswegen bereits von seinem in der Corona-Krise gestarteten Expansionskurs verabschieden. Damit dem Unternehmen nicht das Geld ausgeht, wurden im Mai 300 Mitarbeiter in der Verwaltung entlassen und die Geschäfte in Italien, Spanien, Dänemark und Belgien in das Schaufenster gestellt.

Auch Getir aus der Türkei und der britische Anbieter Zapp streichen Stellen. „Wir haben realisiert, wir müssen uns anpassen, den Kurs korrigieren und wir müssen es schnell tun, weswegen es einige schwierige Entscheidungen gab und jetzt liegt der gesamte Fokus auf der Profitabilität“, sagte Samut. Gorillas-Investor Christophe Maire von Atlantic Food Labs sagte Reuters, die strategische Neuausrichtung sei der richtige Schritt, um ein langlebiges Geschäft aufzubauen.

Lebensmittel-Schnelllieferdienste wie Gorillas, die DoorDash-Beteiligung Flink und Getir aus der Türkei sind in der Corona-Krise wie Pilze aus dem Boden geschossen. Bereitwillig stellten Finanzinvestoren den Verluste schreibenden Startups Kapital zur Verfügung. Angesichts der Zinswende sitzt das Geld nicht mehr so locker. Gorillas konnte letztmalig im Oktober rund 860 Millionen Euro einsammeln. Damals kam auch der weltweit tätige Essenslieferdienst Delivery Hero als Investor mit einer Kapitalspritze von 200 Millionen Euro an Bord.

Einem Insider zufolge hat Gorillas nun die Investmentbank JPMorgan beauftragt, mit Investoren über eine frische Geldspritze und andere strategische Optionen zu verhandeln, zu denen auch ein Verkauf gehört. Gorillas sei ein guter Fang für Essenslieferdienste, die Freunde einer Konsolidierung seien, sagte die mit der Angelegenheit vertraute Person.

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