Kampf gegen die Pfunde: Diese Unternehmen forschen an Abnehm-Medikamenten
Medikamente versprechen, das Abnehmen einfach zu gestalten.
Foto: imago imagesPharmaunternehmen weltweit jagen einem neuen Trend hinterher – Abnehm-Medikamenten, die nach dem Essen ein Sättigungsgefühl auslösen und damit die Pfunde purzeln lassen. Der Erfolg dieser Behandlungen hat die Aufmerksamkeit von Prominenten auf sich gezogen, darunter Tesla-Chef Elon Musk, Influencerin Kim Kardashian und der ehemalige britische Premierminister Boris Johnson. Bis zu 100 Milliarden Dollar könnte der Markt wert sein. Es folgt eine Liste der Unternehmen, die sich an der Jagd beteiligen:
Novo Nordisk
Jüngste Studien haben gezeigt, dass eine hochdosierte, orale Version des Wirkstoffs Semaglutid der dänischen Novo Nordisk übergewichtigen oder fettleibigen Erwachsenen helfen kann, 15 Prozent ihres Körpergewichts zu verlieren. Die Behandlung befindet sich in der fortgeschrittenen Entwicklung der spätklinischen Phase-III, in der erfolgversprechende Mittel an tausenden Probanden getestet werden. Novo plant, noch in diesem Jahr in den USA und in Europa die Zulassung für die Abnehmpille zu beantragen. Der Zeitpunkt der Markteinführung steht allerdings noch nicht feststeht.
Semaglutid wurde erstmals im Jahr 2021 als wöchentliche Injektion unter dem Namen Wegovy, auch bekannt als Ozempic bei der Behandlung von Diabetes, zugelassen.
Das Unternehmen hat auch ein älteres Produkt, Saxenda, das 2014 zugelassen wurde, aber Wegovy gilt als sicherer und wirksamer. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA warnte jedoch kürzlich davor, dass die Einnahme von Medikamenten mit dem Wirkstoff Semaglutid bei Patienten mit Typ-2-Diabetes das Risiko für Schilddrüsenkrebs erhöhen könnte. Die Warnung der EMA umfasst auch Medikamente der Konkurrenten Eli Lilly, Astrazeneca und Sanofi.
Eli Lilly
Der US-Pharmakonzern Eli Lilly hat in einer Phase-II Studie seines Adipositas-Mittels Retatrutid gezeigt, dass eine einmal wöchentliche Injektion nach 48 Wochen zu einem Gewichtsverlust von bis zu 24,2 Prozent führen kann. Seine experimentelle Pille Orforglipron habe in der höchsten Dosis Menschen dabei geholfen, nach 36 Wochen 14,7 Prozent ihres Körpergewichts zu verlieren. Das Medikament befindet sich ebenfalls in der mittleren Phase-II Entwicklung, in der erste erfolgreiche Studien mit Tests an mehr Patienten unterlegt werden sollen.
Der Konzern hatte letztes Jahr berichtet, dass sein Mittel Mounjaro bei fettleibigen oder übergewichtigen Menschen, die nicht an Diabetes litten, einen Gewichtsverlust von 22,5 Prozent bewirkte. Bei Diabetikern führte das Medikament zu einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von 15 Prozent. Mounjaro, auch bekannt als Tirzepatid, wartet in den USA auf die Zulassung zur Behandlung von Fettleibigkeit. Es zielt auf das Hormon GLP-1 ab, das den Blutzuckerspiegel senkt, sowie auf ein zweites mit Fettleibigkeit zusammenhängendes Hormon, GIP.
Pfizer
Der US-Pharmakonzern Pfizer hat die Entwicklung seiner einmal täglich einzunehmenden Pille wegen Bedenken über die Auswirkungen auf die Leber eingestellt. Die Entwicklung seiner anderen Adipositas-Pille, Danuglipron, geht jedoch weiter. Diese soll zweimal täglich eingenommen werden. Pfizer geht davon aus, die Pläne für die spätklinischen Studien mit Danuglipron bis Ende des Jahres abschließen zu können und entwickelt auch eine einmal täglich einzunehmende Version dieses Medikaments. Im Mai zeigte Danuglipron ähnliche Ergebnisse bei der Gewichtsabnahme wie Semaglutid von Novo Nordisk.
Amgen
Das experimentelle Adipositas-Medikament AMG133 von Amgen, ebenfalls aus den USA, zeigte Ende letzten Jahres in einer frühklinischen Studie vielversprechende Tendenzen hinsichtlich einer nachhaltigen Gewichtsabnahme. Nach zwölfwöchiger Behandlung mit der höchsten monatlichen Dosis führte das Mittel zu einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von 14,5 Prozent.
Altimmune
Die kleinere US-Firma Altimmune gab im März die Ergebnisse von einer Phase-II Studie zu seinem Adipositas-Medikament Pemvidutid bekannt. Das Medikament führte zu einer durchschnittlichen Gewichtsreduktion von mehr als zehn Prozent. Die Behandlung wies jedoch auch Nebenwirkungen auf - bei den Patienten traten leichte und mittelschwere Übelkeit und Erbrechen auf.
Viking Therapeutics
Der Medikamentenkandidat von Viking Therapeutics, VK2735, zeigte in einer frühklinischen Phase-I Studie eine Verringerung des durchschnittlichen Gewichts um bis zu sechs Prozent. Das Unternehmen plant, in einer Phase-II Studie höhere Dosierungen des Medikaments über ein längeres Behandlungsfenster zu testen.
Boeringer Ingelheim/Zealand Pharma
Das Abnehm-Medikament von Boehringer Ingelheim und der dänischen Biotech-Firma Zealand Pharma hat in einer Phase-II Studie zu Gewichtsverlusten von fast 19 Prozent geführt. Nach ersten Daten hatten Zealand und Boehringer im Mai noch eine Abnahme von fast 15 Prozent gemeldet. Allerdings brach fast ein Viertel der Probanden die Einnahme des Mittels wegen Nebenwirkungen ab.
Opko Health
Opko Health hat eine Phase-II Studie für sein Adipositas-Medikament Pegapamodutid abgeschlossen, das weniger Nebenwirkungen haben soll. Gegenwärtige Medikamente, die auf das Hormon GLP-1 abzielen, können Übelkeit und Erbrechen auslösen.
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