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NahrungsergänzungsmittelDas große Geschäft mit den Wellness-Pillen

Vitamine und Mineralstoffe sind gesund, das weiß jedes Kind. Auch weil jeder fit und leistungsstark sein will, boomt der Markt für Nahrungsergänzungsmittel. Doch die Mittel sind nicht immer gesundheitsfördernd.Maike Freund 10.04.2017 - 21:24 Uhr aktualisiert Quelle: Handelsblatt

Der Markt mit den vermeintlich gesundheitsfördernden Präparaten boomt.

Foto: dpa

Müde, erschöpft und kraftlos? Vielleicht fehlt da ein Vitamin. Oder ein Mineralstoff. Oder beides zusammen. Auch gegen erhöhten Stress oder brüchige Nägel, Haarausfall und Schlafstörungen gibt es rezeptfreie Mittel in der Apotheke, dem Supermarkt, der Drogerie oder im Internet – und die Deutschen greifen fleißig zu.

Das zeigt auch eine repräsentative Studie der Verbraucherzentrale: 20 Prozent aller Befragten haben nach eigenen Angaben in den vergangenen sechs Monaten ein Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, 15 Prozent sogar mehrere solcher Präparate – im Glauben daran, dass die Vitamine und Co. der Gesundheit gut tun. Daran glauben knapp mehr als die Hälfte der Befragten – nämlich 51 Prozent. Frei nach dem Motto: Wo gesund draufsteht, muss auch gesund sein.

So boomt der Markt mit den vermeintlich gesundheitsfördernden Pillen: Die Deutschen haben 2016 für 1,12 Milliarden Euro Nahrungsergänzungsmittel gekauft, berechnet das Marktforschungsinstitut IMS Health für das Handelsblatt – ein Umsatzplus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. 165.000 Packungen und Fläschchen wurden verkauft. Am häufigsten kauften die Deutschen Magnesium, gefolgt von Calcium, Eisen und sonstigen Mineralstoffen, dann erst folgen die Vitamine.

Medikamente

Wie die Pharmaindustrie mit Schmerzen gewinnt

von Katharina Matheis und Susanne Kutter

Insgesamt gingen 1,6 Millionen Packungen Tabletten über die Ladentheke. Noch immer sind es die Apotheken, die den größten Anteil der Verkäufe übernehmen – rund 67 Prozent. Dann folgen Internetversand (13,7 Prozent), die Drogeriemärkte (12,3 Prozent) und der Einzelhandel (6,5 Prozent). Zahlen des Marktforschungsinstituts Nielsen für das Handelsblatt zeigen: Im Lebensmitteleinzelhandel, in Drogeriemärkten, Discountern und Supermärkten dominieren bei der Nachfrage die Eigenmarken. Rund 8500 Neuanmeldungen von Nahrungsergänzungsmitteln gibt es pro Jahr.

Novartis

Zahlungen 2015 an Ärzte und Kliniken: 91,1 Millionen Euro

Soviel wie kein anderes Unternehmen gab Novartis in Deutschland für klinische Studien und Anwendungsbeobachtungen an Ärzte aus – über 70 Millionen Euro im Jahr 2015. Anwendungsbeobachtungen, bei denen Ärzte die Wirkung eines Medikaments an ihren Patienten beobachten, sind allerdings umstritten. Kritiker sprechen von wertlosen Pseudostudien, die Konzernen nur einen Vorwand liefern,  Geld an die Ärzte zu zahlen. Novartis  hat seinen Hauptsitz in der Schweiz und stellt unter anderem das Schmerzmittel Voltaren und das Leukämiepräparat Glivec her.

Foto: AP

Merck

Zahlungen 2015 an Ärzte und Kliniken: 55,9 Millionen Euro

Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern zahlte 2015 mehr als fünfzig Millionen Euro an Ärzte. Merck ist unter anderem auf Präparate gegen Multiple Sklerose (MS) spezialisiert. Für Selbsthilfegruppen gegen MS finanziert Merck häufig Broschüren und Aufklärungsprogramme. Was ja auch immer eine gute Gelegenheit ist, die eigenen Medikamente ins rechte Licht zu rücken.   

Foto: dpa

Bayer

Zahlungen 2015 an Ärzte und Kliniken: 33,9 Millionen Euro

Fast zehn Millionen Euro zahlten die Leverkusener an Ärzte, um etwa Vorträge oder Hotelübernachtungen bei Fortbildungen zu finanzieren. Um die Mediziner von einem Medikament zu überzeugen, suchen die Pharmakonzerne oft nach starken Meinungsbildnern, die Vorträge auf Kongressen halten. Deren Unabhängigkeit steht jedoch oft infrage.   

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Roche

Zahlungen 2015 an Ärzte und Kliniken: 46,6 Millionen Euro

Der Pharmakonzern zahlte 35 Millionen an Ärzte und sechs Millionen an Kliniken und andere medizinische Einrichtungen. Für das Unternehmen, das sich besonders auf Krebsmedikamente spezialisiert hat, ist auch das Klinikgeschäft sehr wichtig. Seinen Hauptsitz hat Roche wie Novartis in der Schweiz.

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Pfizer

Zahlungen 2015 an Ärzte und Kliniken: 29,1 Millionen Euro

Der Viagra-Erfinder gab mehr als zwanzig Millionen Euro an Ärzte. Auch bei Patientenorganisationen zeigt sich der US-Konzern großzügig. Etwa 450.000 Euro flossen 2015 in Deutschland an Selbsthilfegruppen, so viel wie von keinem anderen Unternehmen. Die Deutsche Rheuma-Liga erhielt etwa 48.000 Euro.

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Boehringer

Zahlungen 2015 an Ärzte und Kliniken: 21,4 Millionen Euro

Das rheinland-pfälzische Familienunternehmen bietet Medikamente gegen Diabetes, Lungenkrankheiten, Krebs und Schlaganfall an. Entsprechende Ärzte und Patientenorganisationen stehen bei Boehringer entsprechend im Fokus.

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Sanofi

Zahlungen 2015 an Ärzte und Kliniken: 12,3 Millionen Euro

Der französische Konzern hält sich in Deutschland mit Zahlungen an Ärzte, Kliniken und Patientenorganisationen eher zurück. Nur rund zehn Millionen Euro gehen an die Ärzte; 1,4 Millionen an Kliniken und medizinische Fachverbände. In Sanofi sind auch Teile des früheren deutschen Pharma- und Chemiekonzerns Hoechst aufgegangen.

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Hersteller Nummer eins bei Consumer-Health-Produkten ist der Pharmakonzern Merck. Es folgen Queisser Pharma, Woerwag, Hermes Arzneimittel, Protina, Sanol, Stada, Hexal und Orthomol. Die Top-Zehn-Hersteller machen laut IMS Health 46 Prozent des Umsatzes. Handelsmarken wurden im Ranking nicht berücksichtigt.

Nahrungsergänzungsmittel sind keine Medikamente, sondern fallen unter die Kategorie Lebensmittel. Deshalb unterliegen sie laxeren Vorschriften. Eine Zulassung wie bei Arzneimitteln gibt es nicht. Die Produkte werden auch nicht von Behörden auf ihre Wirksamkeit und Sicherheit sowie die Richtigkeit der Werbeaussagen hin überprüft, bevor sie auf den Markt kommen.

"Depression äußert sich nur psychisch"

Psychische Anzeichen wie zum Beispiel Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwäche, Trauer und Niedergeschlagenheit gehören klar zum Krankheitsbild der Depression. Sie gehen jedoch gelegentlich mit körperlichen Symptomen einher. „Manchmal verbergen sich hinter Magen- oder Darmbeschwerden, Schwindel sowie Kopf- und Rückenschmerzen starke Depressionen“, weiß Doktor Friedrich Straub, Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie und Chefarzt der Schlossparkklinik Dirmstein. Um sicher zu gehen, dass diese körperlichen Symptome mit der depressiven Verstimmung zusammenhängen, ist eine intensive ärztliche Untersuchung erforderlich. Diese kann Klarheit darüber verschaffen, ob neben der Depression auch andere Krankheiten wie Diabetes oder Schilddrüsenprobleme als Auslöser der Symptomatik in Frage kommen.

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"Ein frohes Gemüt schützt vor Depressionen"

„Einen sicheren Schutz gibt es nicht“, betont der Experte. Die Krankheit kann jeden treffen - und zwar ganz unabhängig von der Persönlichkeit. Die gute Nachricht: Gewisse Risikofaktoren für die Begünstigung einer Depression lassen sich mindern. Laut Straub können vor allem Sport und ausreichend Bewegung an der frischen Luft sowie Entspannung eine heilende Wirkung für die Seele haben. Auch ein erfülltes Sozialleben mit vielen engen Freunden und abwechslungsreiche Freizeitaktivitäten senken das Risiko für depressive Verstimmungen.

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"Depressionen verschwinden von selbst wieder"

Ganz im Gegenteil. Die Depression ist eine ernstzunehmende Krankheit. Je länger die Behandlung aufgeschoben wird, desto mehr kann sich der Heilungsprozess in die Länge ziehen. Bei anhaltender Symptomatik von circa zwei Wochen sollte spätestens nach diesem Zeitraum professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Straub rät zunächst zu einem Besuch beim Hausarzt. Dieser kann den Zustand des Patienten genauer untersuchen und anschließend eine Beurteilung abgeben, ob eine therapeutische Behandlung notwendig ist. Auch wenn eine Psychotherapie in der Regel Monate dauert, sind die Erfolgschancen hoch. „Je früher die Behandlung beginnt, desto schneller und effektiver können die Beschwerden in der Regel behoben werden“, so Straub. Zwar lassen sich erneute depressive Phasen nicht ausschließen - eine erfolgreich abgeschlossene Therapie stabilisiert die Psyche jedoch dauerhaft und hilft dem Erkrankten, die Lebensfreude schrittweise zurückzugewinnen. Bei stärkeren Beschwerden ist oft eine unterstützende Behandlung mit Psychopharmaka sinnvoll.

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"Nur Frauen sind von Depressionen betroffen"

Experten gegen davon aus, dass deutschlandweit etwa drei Millionen Menschen unter Depressionen leiden. Frauen sind offiziellen Zahlen der Deutschen Depressionshilfe zufolge doppelt so häufig von der Krankheit betroffen wie Männer - der Anteil liegt bei etwa 22 Prozent im Vergleich zu zwölf Prozent bei den Männern. Laut Straub ist das unter anderem auf hormonelle Schwankungen zurückzuführen.

Dennoch macht die stärkere Verbreitung beim weiblichen Geschlecht die Depression längst nicht zu einer reinen Frauenangelegenheit. Der unterschiedliche Umgang mit der Krankheit legt nahe, dass die Dunkelziffer unter den Männern deutlich höher ist. „Ein Grund dafür liegt sicherlich im traditionellen Männerbild. Der starke Mann benötigt keine medizinische Hilfe, vor allem keine psychologische“, erklärt Straub. Deshalb bleibt die Krankheit bei Männern oft unbemerkt - so lange, bis der Erschöpfungszustand so ausgeprägt ist, dass eine Behandlung unabdingbar wird. Männer neigen dazu, ihre Probleme zu verdrängen und entwickeln eher gefährliche Kompensationsstrategien wie Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch. Die Selbstmordrate ist dreimal so hoch wie beim 'schwachen Geschlecht'.

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"Angehörige sollten den Depressiven aufmuntern"

Depressionen sind nicht nur für den Betroffenen schwer erträglich, auch die Angehörigen brauchen viel Kraft. Auch bei lang anhaltenden depressiven Phasen nicht die Geduld zu verlieren ist eine der wichtigsten Verhaltensregeln für Freunde und Familie.
Sprüche à la: "Jetzt reiß dich mal zusammen", "Nimm das Leben nicht so schwer" oder Witze und Aufmunterungsversuche sind eine schlechte Idee. „Grundsätzlich sollte man gut gemeinte Ratschläge besser für sich behalten“, so Straub. Tabu sind vor allem Anweisungen, die den Betroffenen noch mehr unter Druck setzen oder dessen Schuldgefühle verstärken könnten. Ersparen sollte man sich auch Kommentare, die das Leiden herunterspielen.

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"Ein Urlaub bringt dich in bessere Stimmung"

Ein Tapetenwechsel, um den depressiv Erkrankten auf andere Gedanken zu bringen, erscheint oberflächlich betrachtet wie eine gute Idee. Jedoch kann ein Urlaub fernab der Heimat sogar entgegengesetzt wirken: „Für viele Erkrankte ist eine andere, fremde Umgebung zusätzlich beängstigend und beunruhigend“, warnt Straub. Ein geregelter Tagesablauf ist für depressive Menschen wichtig. Angehörige sollten sie deshalb darin unterstützen, Terminen oder Verpflichtungen nachzukommen, insbesondere Therapiesitzungen.

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"Immer mehr Menschen erkranken an Depressionen"

Die Zahl der Menschen, die in Deutschland an Depressionen erkranken, ist seit Jahren konstant, weiß Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. "Innerhalb eines Jahres erkranken acht bis zehn Prozent der Erwachsenen. In verschiedenen europäischen Ländern ist das ähnlich." Europaweite Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Zahl der Betroffenen seit Jahren gleich bleibe. Nur: Der Umgang mit der Krankheit hat sich verändert. Medien berichten stärker über Depressionen, Betroffene fühlen sich weniger stigmatisiert, sprechen öfter über ihre Krankheit und suchen sich Hilfe. Hinzu kommt, dass Ärzte Depressionen besser diagnostizieren sowie behandeln und dadurch weniger Ausweichdiagnosen – wie Migräne, Tinnitus oder chronische Rückenschmerzen – stellen. "Diese Faktoren erwecken den falschen Eindruck, dass Depressionen deutlich häufiger werden", sagt Hegerl.

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"Arbeit macht depressiv"

Bislang ist unklar, ob Arbeit ein häufiger Grund für Depressionen ist. Laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe sind Berufstätige nicht häufiger depressiv als andere Personengruppen. "Viele Menschen erleben, dass Abläufe im Berufsleben immer straffer und schneller werden", sagt Hegerl. Durch Smartphone und Co. sind viele Arbeitnehmer bis in den Feierabend oder im Urlaub erreichbar – und fühlen sich daher gestresst. "Grundsätzlich ist Arbeit ein sinnstiftender Faktor im Leben, der dieser Krankheit sogar vorbeugen kann", sagt Christa Roth-Sackenheim, Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Psychiater (BVDP). Die Ursachen für die Erkrankungen können vielfältig sein.

Bei der Entstehung einer Depression spielt laut Hegerl die Veranlagung eine wichtige Rolle. Diese kann genetisch oder zum Beispiel durch Traumatisierungen in der Kindheit bedingt sein. Hinzu kommen oft als Auslöser negative Lebensereignisse wie Überforderungssituationen oder Verlusterlebnisse, aber auch scheinbar Positives wie Urlaubsantritt oder bestandene Prüfung.

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"Schlafen und Urlaub helfen gegen Depressionen"

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe rät jedem Depressiven von einem Urlaubsantritt ab. "Die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung über den eigenen Zustand wird in einer fremden Umgebung noch intensiver", sagt Hegerl. Übermäßig viel Schlaf verschlimmert den Zustand der Betroffenen ebenfalls. Das Gegenteil, also Schlafentzug, ist laut Experte eine wirksame antidepressive Maßnahme, die viele Kliniken ihren Patienten mittlerweile anbieten. Etwa 60 Prozent der Betroffen zeigen laut der Stiftung nach einer durchwachten Nacht eine abrupte Besserung in den frühen Morgenstunden. Denn: Depressive sind nicht einfach nur müde. Sie sind erschöpft, weil sie sich in einem Zustand der permanenten Anspannung befinden – sie fühlen sich, als stünden sie ständig vor einer wichtigen Prüfung. "Wenn Depressive lange wach bleiben, bauen sie ein Schlafdruck auf, der dieser Anspannung entgegenwirkt", sagt der Experte. Die Besserung hält allerdings nur bis zum nächsten Schlaf.

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"Depression ist keine richtige Krankheit"

Depressionen sind eine schwere, oft sogar lebensbedrohliche Krankheit. "In Deutschland nehmen sich jedes Jahr etwa 10.000 Menschen das Leben – und man kann davon ausgehen, dass die Mehrheit der Suizide eine Folge von Depressionen ist", sagt Hegerl. Schwer depressiv Erkrankte sind in ihrer Stimmung gefangen, neigen zu Schuldgefühlen und können weder Trauer noch Freude empfinden. "Wenn schwer depressiv Erkrankte wieder weinen können, kann das ein Anzeichen für eine Verbesserung des Gesundheitszustandes sein", sagt Hegerl.

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"Depressionen sind eine nachvollziehbare Reaktion auf die Lebensumstände"

Negative Ereignisse wie chronische Überforderung, der Tod einer nahestehenden Person oder Stress mit dem Partner können der Auslöser für Depressionen sein – müssen sie aber nicht. Laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe kann es sogar vorkommen, dass kein Auslöser für die Erkrankung diagnostiziert werden kann. In manchen Fällen rufen laut Experte sogar positive Erlebnisse – eine bestandene Prüfung, eine Beförderung oder der Urlaubsantritt – eine Depression hervor.

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"Depressionen treffen nur sensible Menschen"

"Depressionen können jeden treffen", sagt Hegerl. Egal ob Top-Manager im Dax-Unternehmen, eine Hausfrau mit zwei Kindern oder Rentner.

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"Antidepressiva machen süchtig"

Eine Umfrage der Stiftung hat ergeben, dass 80 Prozent der Befragten glauben, dass Antidepressiva süchtig machen. Hegerl stellt klar: "Antidepressiva machen nicht abhängig". Suchtgefahr bestehe bei Schlaf- und Beruhigungsmitteln, zum Beispiel bei valium-artigen Medikamenten. "Bei sehr schwer depressiv Erkrankten werden in manchen Kliniken anfangs für wenige Tage zur Linderung des Leidens und der Suizidgefährdung Beruhigungsmittel eingesetzt", sagt Hegerl. "Derartige valium-artige Beruhigungsmittel sind aber auf keinen Fall Teil der Standardbehandlung von Depressionen und bergen ein Suchtrisiko."

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"Ein Antidepressivum verändert die Persönlichkeit"

Depressive haben oft Angst, dass sie sich verändern oder an Autonomie verlieren, sobald sie Antidepressiva nehmen. Ein Antidepressivum verändert nicht die Persönlichkeit. Stattdessen gilt: "Die Depression verändert das Wesen", sagt Hegerl. "Viele Erkrankte berichten, dass Angehörige, aber auch sie selbst, sich während der Erkrankung nicht wiedererkennen."

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Psychische Erkrankungen liegen vorn

Bei 30 Prozent der BKK-Versicherten wurden im Jahr 2013 psychische Erkrankungen attestiert.

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Depression und Burnout

55- bis 59-Jährige bekamen am häufigsten die Diagnose Depression. Beim Burn-Out-Syndrom sind es dagegen die 30 – 59-Jährigen.

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Geschlechterunterschiede

Bei Frauen werden häufiger als bei Männern psychische Krankheiten diagnostiziert, was auch mit der Doppelbelastung Beruf und Familie zusammenhängen kann. Sie werden nicht länger als Männer krankgeschrieben. 

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Regionale Unterschiede

In Regionen mit überdurchschnittlich vielen  Haus- und Nervenärzten sowie Psychotherapeuten gibt es überdurchschnittlich viele Krankheitsfälle und Krankheitstage.

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Betroffene Branchen

Im Dienstleistungsgewerbe fehlen weit mehr Mitarbeiter wegen Depression und Burn Out als im verarbeitenden Gewerbe.

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Rentner

Kurz vor dem Eintritt ins Rentenalter gibt es die meisten seelischen Erkrankungen.

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„Sinn macht die Einnahme dann, wenn tatsächlich ein Mangel festgestellt wurde und der durch die normale Nahrungsaufnahme nicht beseitigt werden kann“, sagt Angela Clausen von der Verbraucherzentrale NRW. Doch sie warnt: Bei der Selbstmedikation könne es – insbesondere bei Verwendung mehrerer Produkte oder Nichteinhaltung der Verzehrempfehlung – zu Überdosierungen kommen. Diese wiederum könnten gesundheitsschädlich sein. Das sei vielen Verbrauchern jedoch nicht bewusst, so die Expertin. Auch seinen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich.

„Der Aufklärungsbedarf ist gewaltig“, sagt Clausen. Deshalb gibt es seit Januar das Portal „Klartext Nahrungsergänzungsmittel“ der Verbraucherzentralen in Deutschland. Die Mehrzahl der Deutschen glaube eben, dass sie ihrer Gesundheit etwas Gutes tun würden. Doch aktuelle Untersuchungen zeigen: Nötig sind die Nahrungsergänzer in vielen Fällen nicht. „Die Deutschen sind nicht unterversorgt“, sagt Clausen. „Wir nehmen mit der Nahrung in der Regel auf, was der Körper braucht.“

Doch das Gefühl der Deutschen ist ein anders. Laut der Studie sind es vor allem die bis 30-Jährigen, die zu den Pillen greifen. Mehr Frauen als Männer nehmen Nahrungsergänzungsmittel. Und: Je höher der Bildungsgrad, desto stärker werden die Produkte verwendet ein. „Es ist die Sorge um die Gesundheit, vor allem aber um die Leistungsfähigkeit, die die bis 30-Jährigen zur Einnahme bringt“, sagt Clausen.

Eine weitere Gruppe, die verstärkt zu Nahrungsergänzungsmitteln greift: die über 55-Jährigen. „Die Behandlung der ersten Alterszipperlein, aber auch die Angst vor Krankheiten sind Gründe für die Einnahme der Mittel“, sagt Clausen. „Doch Nahrungsergänzungsmittel sind nicht für die Vorbeugung, Heilung oder Behandlung von Krankheiten da.“

Und doch ist es das, was viele Produktverpackungen suggerieren. Beispiel B12: Das Vitamin trägt „zur Verringerung von Müdigkeit und Erschöpfung“ oder „zu einer normalen Funktion des Immunsystem bei“ heißt es zum Beispiel auf Produktverpackungen. Wer sich also nicht normal fühlt, greift zu. Das Problem: Je nach Produkt und Hersteller liegt die B12-Menge bei 50 bis 55 Mikroramm. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt Empfehlungen für die Tagesdosierung heraus. Die liegt für B12 nur bei 3 bis 9 Mikrogramm.

Eines der bekanntesten Präparate bei den B12-Vitaminen ist Vitasprint. Das Premiumprodukt aus dem Hause Pfizer ist nach eigenen Angaben Marktführer – allerdings handelt es sich dabei, im Gegensatz zu anderen B12-Produkten, um ein Arzneimittel, das heißt: ohne Wirknachweis, aber sicherheitsgeprüft. Vitasprint ist noch höher dosiert. Je nach Produkt – als Trinkfläschchen oder Kapsel – liegt die B12-Menge bei 200 bis 500 Mikrogramm.

Pfizer teilt mit, „dass es sich bei Vitasprint um ein Arzneimittel handelt und die Dosierung von 500 Mikrogramm für therapeutische Zwecken eingesetzt wird und keinen ernährungsphysiologischen Wert mehr hat“. Für Verbraucher sei der Unterschied aber nicht erkennbar, weil Vitasprint auch in Drogeriemärkten neben den Nahrungsergänzern angeboten werde, sagt Verbraucherzentrale-Expertin Clausen.

Auch andere Produkte sind deutlich zu hoch dosiert, wenn die Grundlage die Empfehlung des BfR ist. Beispiel Magnesium: Unter der Marke Doppelherz von Queisser Pharma, einem der Marktführer für Nahrungsergänzungsmittel, gibt es Produkte in unterschiedlichen Dosierungen mit 210, 250, 300 oder 400 Milligramm sowie mit Zusätzen. Die maximale empfohlene Tageshöchstdosis für Magnesium des BfR liegt bei 250 Milligramm. Auf Anfrage wollte sich das Unternehmen sich dazu nicht äußern.

Überdosierungen bei Nahrungsergänzungs-Produkten sind kein Einzelfall. Ein Marktcheck der Verbraucherzentrale zeigt: 64 Prozent aller Magnesiumprodukte liegen über der empfohlenen Tagesdosis. Einer der Gründe: Es klinge besser, meint Angela Clausen: „In den Köpfen ist verankert: Viel hilft viel. Auch wenn das nicht stimmt.“

Magnesium Verla ist laut IMS Health das meistverkaufte Nahrungsergänzungsmittel 2016. Das Unternehmen wirbt auf seiner Seite: „Mit nur einer Einnahme die Tagesempfehlung erfüllen.“ Allerdings liegt die mit 300 Milligramm über der Empfehlung des BfR. Andere Magnesium-Produkte aus der gleichen Reihe sind aber deutlich geringer dosiert.

„Die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zur Magnesiumzufuhr über die Nahrung (300 bis 400 Milligramm pro Tag) gilt nur für Gesunde“, teilt das Unternehmen Verla auf Handelsblatt-Anfrage mit. „Für zum Beispiel Kranke oder durch Medikamenteneinnahme belastete Personen können höhere Mengen nötig sein. Was die Ergänzung der normalen Ernährung anbetrifft, schlägt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) wie auch das Bundesinstitut für Risikobewertung eine Höchstmenge von 250 Milligramm Magnesium pro Tag vor.

Das heißt aber nicht, dass höher dosierte Nahrungsergänzungsmittel mit gesundheitlichen Risiken verbunden sind. So kommt die European Food Safety Authority (EFSA) zu dem Schluss, dass Magnesiummengen von etwa 360 Milligramm pro Tag bei einem kleinen Prozentsatz der Erwachsenen zu leichtem Durchfall führen können. 360 Milligramm werden dabei als die niedrigste Menge betrachtet, bei der überhaupt ein unerwünschter Effekt (leichter Durchfall) möglich erscheint. „Unter diesem Aspekt sind Nahrungsergänzungsmittel mit 150 bis 300 Milligramm Magnesium eine sinnvolle Option bei erhöhtem Magnesiumbedarf (zum Beispiel Sport, Stress, Medikamenteneinnahme).“

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