Warum halten sie sich dann in der digitalen Welt so zurück?
Vielen fehlt das Vertrauen in die Netze. Schauen Sie sich einmal an, wie viele Attacken es im Cyberraum gegen Firmen gibt. Bots, also Schadprogramme, die sich still und heimlich auf den PC schleichen und diesen fernsteuern, können im Internet gebucht werden. Jeder vernünftige Manager überlegt da zwei Mal, wie viel Risiko er verantworten kann – Geschäft hin oder her.
Können die Unternehmen das nötige Maß an Datensicherheit selbst hinbekommen, oder muss die Regierung eingreifen?
Es geht nicht ohne die Politik – und es bewegt sich etwas. Das Forschungsministerium hat zwei Sicherheitszentren gegründet und zusätzlich vor Kurzem mit uns und dem Innenministerium eine Arbeitsgruppe zur Internet-Sicherheit gebildet. Seit dem NSA-Skandal hat die Regierung erkannt, dass ihr das Thema Wirtschaftsspionage nicht gleichgültig sein kann.
Deshalb brauchen wir für Europa eine Alternative zu Google. Das ist die einzige Chance, die Kontrolle zurückzugewinnen. Wir würden uns freuen, im Auftrag des Bundes gemeinsam mit Industriepartnern ein solches Datennetz aufzubauen.
Wie stehen die Chancen dafür?
Die Diskussion darüber läuft. Ich sage aber: Jeder Monat, den wir weiter warten, ist einer zu viel. Denn wer über die Daten herrscht, besitzt einen unschätzbaren Vorsprung. Europa braucht dringend mehr eigene Kompetenz in allen relevanten Internet-Technologien – ob bei Big Data oder der Nutzung von Software und Speicherplatz in der Datenwolke, der Cloud.
Und Sie trauen Europa die Aufholjagd zu?
Fachleute und Wissen haben wir. Daher bin ich zuversichtlich, dass wir das Problem der Datensicherheit lösen werden. Es ist schlicht zu wichtig, um daran zu scheitern. Umgekehrt gilt: Gelingt es etwa Maschinenbauern, ihre Anlagen gegen Angriffe abzuschirmen, verschafft ihnen das einen unschätzbaren Wettbewerbsvorteil. Schließlich wird künftig fast jede Maschine und jedes Gerät vernetzt sein.