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Wer hat die Nord-Stream-Pipelines gesprengt?Was ein Taucher für einen Anschlag können muss

Trotz neuer Hinweise zum Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines im vergangenen September bleibt unklar, wer dahinter steckt. Zumindest eines scheint gewiss: jemand mit mehreren Spezialausbildungen.Thomas Stölzel 09.03.2023 - 11:41 Uhr

Gas, das im September aus Nordstream 2 austritt. Wer hat die Bomben gelegt, die die Lecks verursacht haben?

Foto: imago images

Monatelang sickerte kaum etwas über die Ermittlungen zu den Anschlägen auf die Ostseepiplines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 durch. Nun bestätigte die Bundesanwaltschaft Medienberichte, nach denen sie schon im Januar ein Schiff hat durchsuchen lassen, das an den Anschlägen auf die beiden Pipelines beteiligt gewesen sein könnte. Die polnische Firma, die dieses Schiff in Rostock angemietet haben soll, soll zwei Ukrainern gehören.

Die Explosionen ereigneten sich im September in 70 bis 80 Metern Tiefe. Die Sprengsätze platziert haben, da sind sich Experten einig, können nur professionelle Taucher. „Für einen Amateur ist das nicht machbar“, sagt etwa Gert Reich vom Hamburger Unternehmen Taucher Knoth, das sich auf Bergungen unter Wasser spezialisiert hat.

Beim Sporttauchen kann man mit Pressluft kurzfristig Tiefen von etwas mehr als 50 Metern erreichen. Um hingegen an die Ostseepipelines zu gelangen, müssen die Taucher sogenanntes Mischgas nutzen. Dabei wird Atemluft, die hauptsächlich aus Sauerstoff und Stickstoff besteht, Helium hinzugefügt. Das ist notwendig, weil sich durch den hohen Wasserdruck in der Tiefe mehr Stickstoff im Blut löst. Beim Auftauchen können sich wie beim Öffnen einer Sprudelwasserflasche Bläschen im Blut bilden, an denen der Tauscher dann sterben kann. Deshalb mischt man bei extremen Tiefen Helium hinzu, um den Anteil Stickstoff zu senken. Zugleich muss auch die Menge Sauerstoff in der Tiefe reduziert werden, weil auch zu viel Sauerstoff hier schädlich ist.

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Tieftaucher sind daher oft mit drei Flaschen unterwegs, die die einzelnen Gase enthalten und die je nach Tiefe in bestimmten Verhältnissen vermischt werden. Das ist zwar ein aufwändiges Verfahren. Doch eines, das viele Industrietaucher heute beherrschen, sagt Reich. Ein anderer Tauchprofi bestätigt, dass sich mit dem richtigen Equipment Tiefen von bis zu 150 Metern erreichen lassen. Die Ostseepipeline liegen gerade einmal auf 70 bis 80 Metern unter der Wasseroberfläche.

Sprengstoffausbildung nötig

Komplizierter ist der Umgang mit Sprengstoff. „Dazu braucht man eine weitere Ausbildung in Sprengtechnik und in Zeitzündertechnik. Das kann man keinem Anfänger in die Hand drücken“, sagt ein Tauchprofi, der sich mit so etwas auskennt. Er hält es für hochwahrscheinlich, dass diejenigen, die die Sprengsätze gelegt haben, eine militärische Ausbildung haben. Es könnten aber auch ehemalige Militärs sein.

Taucher, die mit Sprengstoff umgehen, brauchen hierzulande eine Spezialausbildung. Dazu zählen etwa militärische Minentaucher oder andere Kampfmittelbeseitiger. Und nicht jeder von denen kann mit Mischgas tauchen. Um eine Pipeline zu sprengen, sind zudem sogenannte Haft- oder Schneidladungen notwendig, bei denen die Sprengwirkung möglichst in eine bestimmte Richtung zielt. Auch das ist Spezialwissen, so ein ehemaliger Minentaucher.

Die Ostsee jedoch gilt unter Profitauchern nicht als sonderlich schwieriges Gewässer. „Sie ist in großen Bereichen flacher als die Nordsee, die mehr Strömung und mehr Ebbe und Flut hat“, sagt Experte Reich. Auch sei die Sicht meist besser. Wer als Taucher in schwierigen Gewässern wie der Nordsee Erfahrung hat, tut sich in der Ostsee leicht. Und wenn man den Trassenverlauf der Pipelines kennt und vernünftig navigieren kann, erklärt Reich, sei es relativ leicht, die Pipeline zu finden.

Dann müsse nur noch das richtige Equipment her. Sich dieses zu besorgen, sehen die Profis nicht als Problem an. Das sei nur eine Frage des Geldes. Anders sei das bei der Menge Sprengstoff, die bei dem Anschlag verwendet wurde. Im Herbst gingen Ermittler von mehreren Hundert Kilogramm Sprengstoff aus. Nichts, was man leicht beschaffen kann.

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