4 Autoren im Interview Was Schriftsteller von E-Books halten

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Der Reisejournalist sagt: "E-Books verändern das Schreibverhalten"

Franz Neumeier hat eigentlich zwei Traumberufe. Er schreibt als Journalist und Autor über Kreuzfahrten und ist deshalb die meiste Zeit des Jahres auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs. Seine Berichte und Reportagen veröffentlicht er auf der Webseite Cruisetricks.de . Sein Know-how hat er inzwischen in ein Buch verpackt, den

WirtschaftsWoche: Hat das klassische Buch auf Dauer noch eine Existenzberechtigung?

Franz Neumeier: E-Books sind etwas Flüchtiges, gut für einen Roman, der als gedrucktes Buch nach dem Lesen ohnehin nur in irgendeiner Ecke verstauben würde. Bücher, die man immer wieder anschaut, will man doch ins Regal stellen – schon um ich daran zu erinnern, dass man sie hat.
Ein ganz handfester Vorteil von gedruckten Büchern ist das schnelle Blättern. Wer schon mal auf einem E-Book-Reader mit Knopfdruck oder Fingerwischen in einem 400-Seiten-Buch eine bestimmte Information gesucht hat („da war doch was, wie war das noch gleich genau?“), der weiß wie schnell man durch ein gedrucktes Buch blättern kann und wie Nerv tötend das im E-Book-Reader ist. Die Suchfunktion hilft mir da ja nur weiter, wenn ich schon weiß, was ich genau suche.
Aber vielleicht ist das auch eine Generationenfrage, vielleicht gibt es bei einer künftigen Generation kein Bedürfnis mehr danach, etwas physisch zu besitzen und in der Hand zu halten. Ich glaube zwar, dass das ein menschliches Grundbedürfnis ist, aber wer weiß. Bei Schallplatten und CDs dachten wird das auch einmal.

Wenn es nur ein Medium gäbe, für welches würden Sie dich entscheiden, E-Book oder Buch?
Für mich persönlich: E-Book. Ich lese viel unterwegs, im Flugzeug und in der Bahn, da habe ich keinen Platz für gedruckte Bücher, ganz zu schweigen von den restriktiven Gewichtsbeschränkungen der Fluggesellschaften.

Ist es schwierig, ein E-Book selbst zu produzieren?
Nein, überhaupt nicht. Software zur Textverarbeitung und ein E-Book-Editor reichen dafür völlig aus – beides gibt’s als Open Source sogar kostenlos. Lediglich in die technischen Anforderungen sollte man sich ein wenig einlesen, damit das E-Book möglichst mit allen Readern kompatibel ist. Der schwierige Teil beim Publizieren eines Buches liegt bei Print wie beim E-Book vor der Herstellung: Man muss kreativ sein, schreiben können, eine gutes Thema finden. Daran ändert auch das E-Book nichts.

Jeder kann heute ein Buch veröffentlichen. Führt das nicht zu einer Abwertung des Mediums Buch?
Ich bin sogar davon überzeugt, dass es zu einer Aufwertung führt. Es gibt mehr Vielfalt. Und auch wenn das eine Flut von wirklich schlechten Büchern zur Folge hat, sehe ich das positiv, denn es entscheiden nicht mehr einzelne Verlage darüber, was die Leser zu wollen haben und was nicht. Qualität wird sich immer behaupten. Kreative, ungewöhnliche oder auch einfach nur in der bisherigen Systematik chancenlose Bücher haben mehr Möglichkeiten, durch die Leser entdeckt zu werden. Thematische Nischen haben viel bessere Chancen, publiziert zu werden und haben zumindest eine gewisse Chance, ihre Leser zu finden, weil auch das Marketing über Facebook & Co viel einfacher geworden ist als beim klassischen Buchvertrieb über den Buchhandel. Ich glaube aber auch, dass die – auch qualitative – Vielfalt dazu führen wird, dass die Leser kritischer werden und selbst beurteilen, was gut ist und was nicht, statt sich das wie früher von Verlagen vorschreiben zu lassen.

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