




Apple bringt das Phone 5S am Freitag in den Verkauf. Wie damals bei der Markteinführung des Spracherkennungsdienstes Siri, schauen Wissenschaftler, Startups, Unternehmen und Investoren genau hin. Denn in sein neues Smartphone-Flaggschiff hat Apple erstmals den bereits viel diskutierten Fingerabdruck-Scanner eingebaut. Die Technik namens TouchID könnte der Wegbereiter für weitere biometrische Technologien in der Unterhaltungselektronik sein - vom Scannen des Augapfels bis hin zur Ganganalyse des Menschen.
"Biometrie bedeutet nichts anderes, als dass der Mensch von einer Maschine an seinem Verhalten oder an seinen biologischen Charakteristika erkannt wird", sagt Alexander Nouak. Er leitet die Abteilung "Identifikation und Biometrie" am Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung in Darmstadt. Nouak ist davon überzeugt, dass Apple mit einem implementierten Fingerabdruck-Scanner das Thema Biometrie für den Massenmarkt tauglich machen wird.
Tatsächlich ist TouchID zum Entsperren des Smartphones und zum Einkauf bei iTunes vor allem eins: bequem. Künftig muss dafür niemand mehr ein mehrstelliges Passwort in das Gerät eintippen. Einfach den Finger auf den Startknopf legen - und der Einkauf ist erledigt. Ein Metallring erkennt, dass es sich wirklich um eine menschliche Fingerkuppe handelt. Die Kamera liest dann die Rillen des Abdrucks dreidimensional aus. Laut Apple soll die Analyse bis in die tiefen, lebenden Hautschichten hinunterreichen. So soll ausgeschlossen werden, dass es sich um einen abgetrennten Finger oder eine Kopie handelt. Außerdem werden diese Schichten nicht so schnell verletzt. Selbst ein Schnitt in den Finger, berührt diese nicht.
Fakten zum iPhone5S-Verkaufsstart
Das neue iPhone 5S und die günstiger Variante 5C sind ab dem 20. September in den Apple-Shops in den USA, Deutschland und sieben weiteren Ländern zu bekommen. Außerdem können sie über Apples Online-Store bestellt werden.
Während Apple die Nachfrage nach dem iPhone 5C offenbar nahezu stillen kann, könnte es bei dem iPhone 5S knapp werden. Laut Insider-Informationen deutet sich an, dass es zu Lieferschwierigkeiten kommen könnte. Da Apple damit rechnet, das vor allem das silberfarbene Gerät am häufigsten nachgefragt wird, wurde es mit 75 Prozent am häufigsten ausgeliefert. Der Rest fällt auch das weiße und die goldene Modell.
Wann die Geräte genau ausgeliefert werden, ist bisher nicht klar.
Das iPhone 5S wird mit 64 GB-Speicher 899 Euro kosten, für die 32-GB-Variante werden 799 Euro fällig. Das Modell mit 16 BG wird 699 Euro kosten.
Das iPhone 5C wird 699 Euro bei 32 GB kosten. Bei 16 GB werden 599 Euro fällig.
Bei Vertragsabschluss variieren die Preise je nach Anbieter.
In Europa wird es die neuen Apple-Handys zunächst nur in drei Ländern geben: Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Am günstigsten sind die Geräte auf der Insel. Die Briten zahlen umgerechnet 557 statt 599 Euro. Noch günstiger sind die Apple-Handys in Singapur (503 Euro) und Kanada (436). Wer sich von dort ein Gerät mitbringt, muss beim Zoll Einfuhrumsatzsteuer zahlen, da die Länder nicht nur EU gehören. Bei einem Warenwert von unter 700 Euro liegt diese bei 17,5 Prozent.
Die Erwartungen an das iPhone 5S sind hoch. Zwar kämpft Apple mit einem schrumpfenden Marktanteil, dennoch sind im dritten Geschäftsquartal 2013 (bis Juni), 31,2 Millionen iPhones weltweit verkauft worden. Im zweiten Quartal das Jahres waren es 37,4 Millionen gewesen. Dennoch glauben Analysten daran, dass sich das iPhone 5S ebenfalls ordentlich verkaufen wird.
Piper Jaffray-Analyst Gene Munster erwartet alleine zwei bis drei Millionen verkaufte iPhone 5S über die Retail-Stores von Apple im Laufe des kommenden Wochenendes. Die Vorhersage basiert auf den Verkaufszahlen des iPhone 5 im letzten Jahr, welches im gleichen Zeitfenster die Anzahl von drei Millionen Exemplaren vorgelegt hat.
Auch die Analysten von Independent Research glauben, dass das die Kunden das neue Apple-Smartphone gut annehmen werden. Sie bewerten die Apple-Aktie nach der Präsentation der neuen iPhones weiterhin mit "Kaufen" und einem unveränderten Kursziel von 590 US-Dollar.
Mit dem neuen iPhone, das am Freitag in die Läden kommt, wird der Fingerabdruck-Scan also nun auf den Massenmarkt kommen. "Wenn die Konsumenten Apples biometrischen Fingerabdruck annehmen und viel nutzen, wird diese Technologie sehr schnell in vielen anderen Produkten auftauchen", sagt der amerikanische Star-Analyst Patrick Moorhead. Auf so einen Boom hoffen auch Unternehmen.
Die Aktie des schwedischen Unternehmens Precise Biometrics hat sich zuletzt rasant entwickelt. Seit Anfang des Jahres hat die Aktie um fast 450 Prozent zugelegt. Besonders nach oben schoss der Kurs an zwei Terminen. Am 4. September, als sich die Gerüchte verdichteten, dass das iPhone 5S einen Fingerabdruck-Scanner bekommen könnte. Und am 10. September, als Tim Cook das Gerücht bestätigte.
Der Grund: Die Skandinavier bieten eine appleähnliche Methode an, mit der sich Smartphones, Tablets und Notebooks per Fingerabdruck sperren lassen. Dazu dienen eine Karte und eine Hülle, die an das entsprechende Apple-Smartphone und -Tablet angeschlossen werden. Über einen Sensor auf der Hülle wird zunächst der Fingerabdruck gemessen, danach werden die biometrischen Daten auf der Chipkarte gespeichert. Sie legen sich quasi wie ein Schloss vor den externen Speicher. Auf der Karte können die Nutzer so Informationen hinterlegen, die nicht für jeden gedacht sind - wie zum Beispiel Passwörter oder Pincodes. Nur durch das Streichen des Fingers über den Sensor kommt man wieder an den entsprechenden Ordner.
Seit 1997 arbeiten die Entwickler in Stockholm an dem Produkt, das sie Tactivo nennen. Genutzt wird es unter anderem von Abteilungen der US-Regierung.