Satelliteninternet Amazons Internet aus dem All soll 2024 starten

Kuiper-Antenne: Das ist die Amazon-Konkurrenz zu Musks Starlink Quelle: Amazon

Der Wettlauf im All geht in die nächste Runde: Amazon will sein Satelliteninternet Project Kuiper starten und zeigt erstmals seine kompakte Empfangsantenne. Gegenüber Elon Musks Starlink-Konstellation ist Amazon spät dran – hat aber einen Vorteil.

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Nach dem US-Astronom Gerard Kuiper ist der Kuipergürtel benannt, ein Band von Millionen Himmelsbrocken in der Nachbarschaft des Planeten Neptun. Bald soll sein Name aber auch für tausende künstliche Himmelskörper stehen, die um die Erde kreisen – die Satellitenkonstellation von Amazon.

Project Kuiper, so ihr Name, ist seit Jahren in Planung – nun hat Amazon wichtige Eckpunkte verraten: Ende 2023 soll die Massenfertigung der Internetsatelliten beginnen, bis zum Sommer 2024 sollen Raketen sie ins All befördern. Noch im gleichen Jahr sollen erste Kunden Zugang zum Netz im All erhalten.

Damit beschleunigt sich das Wettrennen um die Vernetzung der Menschheit via Weltall. Den Startschuss gab Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX vor drei Jahren mit dem Start seines Satellitennetzwerks Starlink. Seitdem haben Unternehmen und Staaten zahlreiche weitere Konstellationen angekündigt oder umgesetzt, darunter der britische Anbieter OneWeb oder die Europäische Union mit ihrer Konstellation Iris 2

Genutzt wird das Internet aus dem All bereits intensiv: Tausende Starlink-Terminals vernetzen die Soldaten der ukrainischen Armee, Satelliten von Globalstar leiten Notnachrichten von gewöhnlichen iPhones weiter, auch es wenn am Boden keinen Mobilfunkempfang gibt.

Die Antenne ist kleiner als ein Taschenbuch

Von diesem aufblühenden Markt will sich nun auch Amazon seinen Anteil sichern. Aber Eile ist geboten: Funkfrequenzen und günstige Satellitenorbits sind begrenzt, der Markt für Kommunikation aus dem All ist umkämpft – und SpaceX ist mit inzwischen mehr als 4000 aktiven Satelliten der Konkurrenz weit voraus. Um noch in den Markt zu kommen muss Amazon Starlink entweder beim Preis schlagen oder bei Qualität und Komfort.

Ein Drittel der Weltbevölkerung hat keinen Zugang zum Internet. Selbst in Europa und den USA klaffen noch Lücken. Nun können Satelliten auch herkömmliche Smartphones mit dem Netz verbinden – und den Alltag erleichtern.
von Thomas Kuhn

Erste Bilder der Empfangsantennen für das Satelliteninternet, die Amazon nun vorgestellt hat, versprechen genau das. Das kleinste, tragbare Modell ist nur knapp 18 Zentimeter lang und wiegt 450 Gramm und ist damit kompakter als ein Taschenbuch. Es lässt sich mit wenigen Handgriffen per Mini-Stativ auf dem Tisch neben den Laptop aufstellen.

Während die kleine Antenne bis zu 100 Megabits pro Sekunde (Mbps) überträgt, ist ein größeres Modell für das Hausdach vier mal so schnell. Starlink verspricht seinen Kunden Geschwindigkeiten von 50 bis 200 Mbps. Mit weniger als 28 Zentimetern Seitenlänge ist das größere Amazon-Panel immer noch deutlich kleiner als Starlinks Standardantenne, die gut 51 Zentimeter misst. Eine dritte Amazon-Antenne für Profikunden soll bis zu einem Gigabit pro Sekunde übertragen.

Bisher waren vor allem die Kosten für die Antennen eine Hürde für viele Kunden: Rund 600 Dollar verlangt SpaceX von seinen Kunden für das Empfangsgerät. Die Produktionskosten liegen Berichten zufolge sogar noch höher, SpaceX sprach im Jahr 2021 von weniger als 1500 Dollar. Amazon dagegen will die Produktionskosten seiner Antennen auf weniger als 400 Dollar drücken.

Hoffnung auf mehrere zehn Millionen Kunden

Sogar einen eigenen Chip namens Prometheus hat Amazon für das Terminal entwickelt, der die hohen Datenraten ermöglichen soll. Die Erfahrung mit der Vermarktung von Millionen Amazon-TV-Sticks soll dem Konzern einen Erfahrungsvorsprung in punkto Hardware-Abo-Vermarktung liefern, so die Hoffnung im Hauptquartier in Seattle.

Man bereite schon die Fertigung vieler Zehnmillionen Einheiten vor, kündigt Amazon an. Eine Kampfansage: Starlink hat aktuell gut eine Millionen Nutzer weltweit. 

Ob für Amazons Ziele aber die bisher bei den Behörden angemeldete Zahl von 3236 angemeldeten Project-Kuiper-Satelliten in rund 600 Kilometern Höhe reichen werden, ist offen. Dank des neuen Prometheus-Chips, der auch im All eingesetzt werden soll, soll jeder Satellit ein Terabit pro Sekunde verarbeiten können. das wäre mehr als zwölf mal so viel wie ein Starlink-Satellit der neuesten Generation schaffen soll.

Starlink hat die Erlaubnis für knapp 12.000 Satelliten – und erwägt gar den Ausbau der Konstellation auf 42.000 fliegende Antennen. Aktuell testet Starlink schon die kleinere, schnellere Version seiner Satelliten im All. Amazon dagegen will erst demnächst zwei Test-Trabanten in den Orbit schicken. 

Im All ist Amazon noch nicht – aber in der Cloud

Ein weiterer Nachteil: SpaceX kann seine Geräte preiswert mit den eigenen Raketen ins All befördern. Amazon dagegen muss sich auf Startanbieter verlassen – und hat dazu vergangenes Jahr den größten Raketenvertrag aller Zeiten abgeschlossen: 83 Raketenstarts bei drei verschiedenen Raumfahrtunternehmen sollen Project Kuiper in die Erdumlaufbahn befördern. 

Zudem dürfte Amazon bald weitere Konkurrenz erwachsen. Chinas Staatskonzern China Satellite Network Group plant eine Konstellation namens Guowang mit 13.000 Satelliten, der chinesische Autobauer Geely hat schon eigene Satelliten im All und will bis 2025 die Konstellation auf 72 Stück erhöhen, um seine Fahrzeuge weltweit zu vernetzen.

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Einen Vorteil aber hat Amazon: Die höheren Startkosten könnte der Konzern möglicherweise bei der Verarbeitung der Daten kompensieren. Als führender Cloud-Anbieter hat Amazon nicht nur eine hocheffiziente Infrastruktur an Rechenzentren, sondern auch schon einen Dienst für die Satellitendatenverarbeitung namens Amazon Ground Station mit Bodenstationen rund um den Globus. Im All ist Amazon Neuling – in der Cloud die Nummer eins.

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