Satellitenkonstellation Project Kuiper Amazon will den Weltraum erobern

Riesenauftrag von Amazon: Europas Ariane-6-Rakete kann nun durchstarten (Illustration). Quelle: dpa

Der Handelskonzern Amazon hat 83 Raketenstarts bestellt, um seine Satellitenflotte Project Kuiper ins All zu befördern. Sie könnte Elon Musks Starlink-Konstellation Konkurrenz machen – und beschert Europas kriselnder Ariane-Rakete einen kräftigen Schub.

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Es ist der größte Auftrag für Weltraumraketen aller Zeiten: Der Onlinehändler Amazon hat am Dienstag bekanntgegeben, insgesamt 83 Raketenstarts bei verschiedenen Anbietern bestellt zu haben. Damit will der Konzern in den kommenden Jahren seine Satellitenkonstellation Project Kuiper ins All befördern.

Schon seit Jahren ist bekannt, dass Amazon an einer Flotte von Internetsatelliten arbeitet, mit denen der Konzern weltweit schnelle Internetverbindungen anbieten will. Nun macht Amazon offenbar ernst: In den nächsten fünf Jahren sollen Raketen den Großteil einer geplanten Konstellation von 3236 Satelliten ins All befördern.

Dazu hat Amazon 38 Starts beim US-Anbieter United Launch Alliance gebucht. Zwölf Raketenstarts soll das Raumfahrtunternehmen Blue Origin übernehmen, das Amazon-Gründer Jeff Bezos gehört – mit der Option, 15 weitere Starts durchzuführen. Der Rest der Aufträge geht nach Europa: Der französische Anbieter Arianespace hat den Zuschlag bekommen, 18 Flüge für den Aufbau der Amazon-Konstellation durchzuführen.

Rettung für europäische Rakete

„Dieser Vertrag, der größte, den wir je unterzeichnet haben, ist ein großer Moment in der Geschichte von Arianespace“, sagt Stéphane Israël, Chef von Arianespace. Seit einigen Jahren arbeitet das Unternehmen an einer neuen Trägerrakete namens Ariane 6 – ein Projekt, das zuletzt vor allem wegen steigender Kosten und jahrelanger Verspätung von sich reden machte.

Unklar war zuletzt, ob sich die neue Ariane-Rakete rechnen würde, weil kaum kommerzielle Aufträge für die europäische Rakete in Sicht waren. Mit dem Amazon-Auftrag dürfte die Ariane 6 nun mehrere Jahre lang gut ausgelastet sein. Allerdings muss sie sich erst einmal beweisen – der Erststart ist für Ende des Jahres geplant.

Mit seiner Internetkonstellation macht Amazon dem schillernden Unternehmer Elon Musk Konkurrenz. Seit Jahren baut Musk mit seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX die Satellitenkonstellation Starlink auf. 2110 Satelliten hat SpaceX bereits im Orbit. Mehr als 250.000 Kunden nutzen den Dienst, der eine schnelle Internetversorgung verspricht, inzwischen.

Um das Internet via Weltall nutzen zu können, benötigt man eine Satellitenschüssel, die automatisch mit vorbeifliegenden Satelliten in Kontakt tritt. Die Internetverbindung bei Starlink ist in etwa so schnell wie ein gängiger DSL-Anschluss via Festnetz.

Amazon will nun nach eigenen Angaben zehn Milliarden Dollar in eine eigene Konstellation investieren. Der Konzern ist mit seiner Rechenzentrumssparte AWS bereits Anbieter für die Verarbeitung von Satellitendaten und hat weltweit Bodenstationen für den Empfang von Daten aus dem All aufgebaut. 

Teure Raketenstarts

Schnelles Internet via Weltall gilt vor allem in ländlichen Regionen als attraktive Lösung – die Anbieter wollen dabei auch von staatlichen Förderprogrammen zum Breitbandausbau profitieren, wie sie etwa die USA aufgelegt haben. Auch Fluglinien sind an Satelliteninternet interessiert oder Autokonzerne, die ihre Fahrzeuge via Weltall mit neuer Software versorgen wollen.

Branchenbeobachter rechnen damit, dass Datenverbindungen via Weltall in den kommenden Jahren zu einem stark wachsenden Geschäft werden. Die Herausforderung liegt darin, die Flotten mit den großen Zahlen an Satelliten auch profitabel zu betreiben. Amazon muss für die Raketenstarts nun mächtig investieren. 

Mehrere nagelneue Starlink-Satelliten des Weltraumunternehmens SpaceX verglühen gerade nach und nach in der Erdatmosphäre. Ein ESA-Experte sieht die Ursache in mangelhaften Algorithmen zur Vorhersage des Weltraumwetters.
von Thomas Stölzel

Konkurrent SpaceX dagegen kann seine eigenen Raketen benutzen – die im Unterschied zu den Raketen von Arianespace und ULA wieder zur Erde zurückkehren und sich wiederverwenden lassen. Darum dürfte es noch offen sein, ob Project Kuiper für Amazon zu einem Erfolg wird – oder zu einem sehr teuren Prestigeprojekt.

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