Mobile Brennstoffzelle Das Kraftwerk für unterwegs kommt

Mit einer mobilen Brennstoffzelle namens "Kraftwerk", die mit Feuerzeugbenzin läuft, sollen sich im Sommer Handys überall laden lassen.

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Das "Kraftwerk", das bei Kickstarter für Aufsehen gesorgt hat, soll im kommenden Sommer auf den Markt kommen. Die mobile Brennstoffzelle soll Smartphones, Tablet-PCs und andere elektronische Kleingeräte aufladen.

Doch nicht nur das: Ein gutes Jahr später will Gründer Sascha Kühn mit einer größeren Version für das Laden von Laptops nachziehen. Außerdem geplant: Eine portable Steckdose, die so groß wie ein Schuhkarton sein wird, hat er in der Pipeline. Gedacht für Regionen, in der Stromversorgung Glückssache ist.

Für die fernere Zukunft denkt Kühn an die Integration in E-Bikes, die dann einfach an der Tankstelle LPG in wenigen Sekunden laden können. Die Brennstoffzelle will er zudem als Zwischenspeicher für regenerative Energien verwenden, die schon jetzt mehr Strom produzieren, als verbraucht wird. Allerdings geht es dabei um Leistungen im Gigawatt-Bereich.

Der promovierte Werkstoffwissenschaftler Kühn hat bereits einen langen Weg hinter sich. „Es ist eine komplexe, hochwissenschaftliche Aufgabe, um so eine Technik zu entwickeln“, erzählt der Startup-Gründer.

Die Grundlagen dafür sind seit 2003 bekannt. So wissen die Wissenschaftler erst seit einigen Jahren, dass Brennstoffzellen gebaut werden können, die schnellstartfähig sein und trotzdem mit Kohlenwasserstoffen betrieben werden können. Und seit dieser Zeit hat sich Kühn in das Thema festgebissen. Anfangs noch an der Universität des Saarlandes, die dafür ein Patent anmeldete.

Das gerade einmal 200 Gramm schwere "Kraftwerk" produziert Strom mit so genannten “Microtubular Metallic Fuel Cells”. Das sind stäbchenförmige Brennstoffzellen, die Kohlenwasserstoffe wie Flüssiggas direkt in Strom umwandeln können. In jedem der „Minikraftwerke für die Hosentasche“ stecken fünf dieser Stäbchen, die für eine elektrische Leistung von zwei Watt sorgen.

Notwendig ist dafür lediglich das in jedem Supermarkt erhältliche Feuerzeuggas (Butan). Das soll reichen, um ein gängiges Smartphone elf Mal voll aufzuladen. Das Gerät soll knapp 150 US-Dollar kosten.

2008 hatte Kühn die eZelleron GmbH mit Sitz in Dresden gegründet, wo er zurzeit die Produktionslinie aufbaut. Ein kostspieliges Unterfangen. Rund fünf Millionen Euro kostet das. Produzieren kann er damit im Jahr 100.000 dieser Brennstoffzellen - längst nicht genug für die Nachfrage. Bereits über zehn Millionen Bestellwünsche hat er für seine mobile Brennstoffzelle. Überwiegend aus Europa. Aber auch aus den USA und Japan.

Erfolgreiche Crowd-FinanzierungDie Crowdfunding-Kampagne sorgte für viel Aufsehen. 1,5 Millionen Euro kamen so zusammen - immerhin die zweitgrößte Crowdfunding-Kampagne Europas. Als Startup die notwendigen Mittel von Banken zu erhalten, sei fast aussichtslos, sagt Kühn. Insgesamt sei es „in Deutschland sehr schwer, Geld einzusammeln.“ Mittlerweile startet er die nächste Investorenrunde.

Bekannt wurde die Brennstoffzelle aber nicht nur über die Crowdfunding-Plattform, sondern auch über Artikel im Hollywood Reporter und dem Musik-Magazin Rolling Stone. Dass der Ingenieur in diesen Medien erscheint, hat mit dem Produktnamen zu tun: Die Elektropop-Band Kraftwerk verklagte Kühn wegen Urheberrechtsverletzung, worüber Medien weltweit berichteten. Den Prozess in Deutschland hat Kühn bereits gewonnen. In den USA steht die Entscheidung noch aus.

Andere Unternehmen sind auf die Idee bereits aufgesprungen. Intelligent Energy, ein Spezialist für mobile Energiespeicher, hat eine Brennstoffzelle to go entwickelt. Das Gerät mit dem Namen Upp hat in etwa die Größe einer Stabtaschenlampe und soll genug Energie für bis zu fünf Handyladungen produzieren können. Möglich macht das die integrierte Brennstoffzelle, die aus Wasserstoff und Sauerstoff Strom erzeugt. Dabei befindet sich der Wasserstoff in einer gesonderten Kapsel, die ausgetauscht werden kann. Wann das Gerät auf den Markt kommt, hat Intelligent Energy bisher noch nicht verlauten lassen.

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