Morgens auf dem Weg zur Arbeit: Die Spritanzeige blinkt bereits eine Weile rot auf. „Dann eben noch schnell tanken, gestern Abend war Benzin ja recht günstig.“ So zumindest der Gedanke. An der Tankstelle folgt dann die böse Überraschung: Im Vergleich zum Vorabend ist der Benzinpreis um knapp zehn Cent gestiegen.
Jeder Autofahrer hat diese Szene wohl schon Dutzende Male erlebt. Binnen weniger Stunden schwankt der Spritpreis massiv. Der ADAC hat nun eine Untersuchung durchgeführt, die diese gefühlte Wahrheit zur Gewissheit werden lässt. Tanken ist demnach in den Morgenstunden am teuersten, abends zwischen 18 und 20 Uhr dann am günstigsten. Die Ergebnisse beziehen sich auf Benzin und Diesel. Im Tagesverlauf schwanken die Preise durchschnittlich um mehr als acht Cent.
Der Automobilclub hat die Benzinpreise über den Zeitraum von einem Jahr verglichen – vom 1. Oktober 2013 bis zum 30. September 2014. Die Daten der rund 14.000 Tankstellen in ganz Deutschland hat die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe bereitgestellt, die vor einem Jahr beim Bundeskartellamt eingerichtet wurde.
Für Alexander von Gersdorff vom Mineralölwirtschaftsverband (MWV) sind die Ergebnisse keine Überraschung. Aufgrund des hohen Wettbewerbs würden sich die Tankstellenbetreiber im Verlauf des Tages immer stärker unterbieten. „Gegen 20 Uhr ist dann der Nullpunkt erreicht. Dann macht eine Tankstelle keinen Gewinn mehr und muss die Preise wieder anheben“, sagte Gersdorff WirtschaftsWoche Online.
Dieser Analyse stimmt auch ADAC-Kraftstoffexperte Jürgen Albrecht zu. Nach dem Feierabend würde sich zudem die Kundschaft an vielen Tankstellen ändern. Wer abends zur Tankstelle fährt, um beispielsweise Zigaretten oder Alkohol zu kaufen, achte weniger auf den Benzinpreis – so die Logik.
Albrecht hofft, dass die ADAC-Ergebnisse mehr Menschen motivieren, am späten Nachmittag oder frühen Abend zu tanken. „Das würde den Wettbewerb noch weiter verschärfen“, sagte er WirtschaftsWoche Online. Zu welcher Uhrzeit Autofahrer derzeit hauptsächlich tanken, wissen die Experten von ADAC Mineralölwirtschaftsverband aufgrund fehlender Daten jedoch nicht.
Früher galten insbesondere Sonn- und Montage als günstig und Freitage als teuer zum Tanken. Diese Faustformel funktioniert laut ADAC heute aber nicht mehr. „Der Verlauf sieht an jedem Tag der Woche ähnlich aus.“ Lediglich am Sonntag seien die Schwankungen etwas geringer, weil dann insgesamt weniger Menschen ihr Auto nutzen würden.
Neben der Uhrzeit kann sich auch die Wahl der Tankstelle positiv auf den Geldbeutel der Kunden auswirken. So sind freie Tankstellen in der Regel günstiger als Markentankstellen. Eine genaue Übersicht über die aktuellen Spritpreise geben Online-Preisvergleiche wie www.adac.de/tanken oder www.clever-tanken.de. Die Anbieter haben auch Smartphone-Apps auf den Markt gebracht.
Auffällig in der ADAC-Untersuchung sind die Monate April und August: Während im Frühling die Spritpreise lediglich um etwa sieben Cent variieren, ist im Sommermonat ein Schwankungsmaximum von über 10 Cent zu erkennen. Laut ADAC ist dies auf das Kräftespiel von Angebot und Nachfrage zurückzuführen. Wer also im Sommer tankt, kann entweder ein richtiges Schnäppchen machen oder muss mehr Geld als sonst für eine Tankfüllung ausgeben.