Benjamin macht blau Die seltsame Wandlung von Opels Rocks E

Opel setzt den Rocks-E bei der Werksfeuerwehr ein. Quelle: Opel

Eigentlich sieht Opel in ihm den idealen Disco-Shuttle. Doch im Stammwerk in Rüsselsheim macht der Rocks-E jetzt seine eigene Lightshow. Denn dort surrt er neuerdings als Feuerwehrflitzer durch die Hallen.

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Blaue Blitze zucken zwischen den Backsteinhallen und eine Sirene brüllt um Aufmerksamkeit – wenn Okay Kocak über das Opel-Gelände fährt, dann recken sich alle Köpfe und es folgen ihm alle Blicke. Doch wo der Leiter der Werksfeuerwehr bei solchen Gelegenheiten bislang oft eine oft besorgte Neugier in den Gesichtern der Opelaner gelesen hat, mischt sich heute ein ungläubiges Lächeln dazwischen. Denn Kocak ist mal wieder in seinem neuesten Dienstwagen unterwegs und rauscht im Opel Rocks-E durch Rüsselsheim.

Seit ein paar Wochen ist der kleine Elektroflitzer, standesgemäß foliert in feuerwehrrot, ausgestattet mit Blaulicht, Sirene, LED-Blitzern und natürlich mit einem Feuerlöscher, der große Star im Fuhrpark. Imageträger und Lieblingsauto der Mannschafft, sagt Kocak über das vielleicht kleinste Exemplar unter den 80.000 Einsatzfahrzeugen, die in den Deutschen Feuerwehrflotten unterwegs sind. Neben seinen großen Löschfahrzeugen, dem Movano mit Drehleiter und dem Vivaro für die Einsatzleitung jedenfalls verliert sich der Rocks-E fast.

Was nach einem schlechten Scherz aus dem Marketing klingt, mit dem die Hessen die Werbetrommel rühren für den Winzling, mit dem Jugendliche ab 15 an die Marke herangeführt und sicher durch die Disconächte fahren sollen, ist für Kocak Ernst. Denn seine Mannschaft war es und nicht etwa die Anzugträger oben im Adam-Opel-Haus, die auf die Idee gekommen sind. Und es ging ihnen dabei auch nicht um Werbung, sondern um die Sicherheit im Werk und eine Arbeitserleichterung für die rund 80 Männer und Frauen, die Kocak in seinem Team hat.

Die Idee, das Micromobil in Dienst zu stellen, hatten Kocak und sein Team selbst. Quelle: Opel

Die sind nämlich nicht nur da um Brände zu löschen, von denen Kocak in seiner Laufbahn seit knapp 25 Jahren bei der Werksfeuerwehr noch keinen nennenswerten erlebt hat. Erst recht keinen wie den von 1911, als fast das gesamte Werk ein Raub der Flammen wurde. „Wir sind vor allem zur Absicherung von sogenannten Heißarbeiten im Einsatz“, skizziert er die Aufgaben. „Wir stehen bereit, wenn irgendwo geschweißt, geflext oder gelötet wird, kontrollieren die Einhaltung der Brandschutzvorschriften und sehen auch nach dem Abschluss der Arbeiten noch einmal nach dem Rechten. Wir überprüfen oder ersetzen viele Tausend Feuerlöscher und Brandmelder auf dem Werksgelände und in Zeiten von Corona befüllen wir auch die zahlreichen Hygienestationen, in denen Mundschutze, Desinfektionsmittel und Schnelltestes bereit liegen“, erläutert der Feuerwehrchef.

Rund 1.000 Einsätze kommen so für die jeweils 15 Mitarbeiter in den drei Schichten täglich pro Jahr zusammen – selbst wenn dabei nur ganz selten Wasser oder Löschschaum fließen. Sogar Höhenretter hat Kocak im Team, weil das bei den hohen Hallen und Kranbrücken auf dem Werksgelände Vorschrift ist.

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Mussten seine Kollegen viele ihrer Kontrollgänge bislang zu Fuß erledigen und dabei durch Hallen von bisweilen fast einem Kilometer Länge laufen, weil die anderen Einsatzwagen schlicht zu groß waren für mach enge und verwinkelte Wege oder weil sie als Verbrenner drinnen nicht fahren durften, surren sie mit dem Rocks-E jetzt munter durch Flure und Gänge, fahren zwischen den Bändern hindurch und müssen ihre Ausrüstung nicht so weit tragen. „Es gibt kaum einen Winkel, wo der Wagen nicht hinkommt“, schwärmt Kocak über den 2,41 Meter kurzen und 1,39 Meter schmalen Zweisitzer, der mit seinen kaum 500 Kilo wahrscheinlich sogar im Aufzug mitfahren dürfte.

Blaulicht, Sirene, LED-Blitzer und natürlich ein Feuerlöscher zählen zur Ausstattung. Quelle: Opel

Dass der Rocks dabei mit seinem 8 PS starken E-Motor nicht eben der schnellste ist, weil es sonst ja ein Auto wäre und draußen erst mit 18 Jahren gefahren werden dürfte, ficht Kocak nicht an. Zwar verlangt der Gesetzgeber, dass die Werksfeuerwehr binnen fünf Minuten an jedem Ort auf dem bei Opel immerhin 1,9 Quadratkilometer großen Gelände sein muss. Doch bei der zentralen Lage der Wache gelingt das selbst mit dem Rocks-E.

Es ist ja auch nicht so, dass im Notfall jemand nach dem Tempo schauen würde. Aber zumindest bei seinen Routinejobs ist selbst das für ein Einsatzfahrzeug eher bescheidene Spitzentempo von 45 km/h kein Problem, gibt sich Feuerwehrchef Kocak milde: „Schließlich gilt auf dem gesamten Werksgelände Tempo 30“. Und so, wie es bei Opel eine eigene Feuerwehr gibt, gibt’s auf dem Areal bisweilen auch eigene Geschwindigkeitskontrollen.

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Überhaupt hält der Opelaner, der statt des üblichen grauen Montage-Kittels stolz seine blaue Uniform trägt, große Stücke auf sein kleinstes Einsatzauto – nicht nur, weil es seinen Kollegen und ihm so machen Fußmarsch erspart. Sondern auch, weil sie damit offenbar eine Nische gefunden haben, in der sich vielleicht sogar noch ein paar Zulassungen machen lassen. „Denn egal ob in Messehallen oder Flughafenterminals, in Fabrikgebäuden oder auf Universitätsfluren, mit diesem Einsatzfahrzeug kommt man einfach überall hin“, weiß Kocak und hofft auf neugierige Anrufe seiner Kollegen aus anderen Werken, Fabriken oder Firmen. Nur bei der Nummer müssen sie aufpassen: Was draußen die 112, das ist im Werk die 77777.

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