Monsieur Franc, welche Rolle kann Wasserstoff in unserem Energiemix der Zukunft spielen?
Franc: Wasserstoff wird einer der großen Vektoren, wenn es darum geht, saubere, erneuerbare Energie zu transportieren: von dort, wo sie gewonnen wird, dorthin, wo sie verbraucht wird. Wasserstoff ist ein perfekter Energiespeicher. Wenn also Deutschland darüber debattiert, wie die Energiewende und der Netzausbau gelingen kann, dann könnte eine Lösung Wasserstoff sein. Eine Technik, die übrigens so nicht nur hilft, die Probleme der erneuerbaren zu lösen. Mit Wasserstoff können auch fossile Energieressourcen geschont und sogar sauber gemacht werden.
Die Versprechungen gibt es schon lange. Bislang sehen wir dennoch keinen Durchbruch der Technik, etwa im Verkehrssektor. 60 Millionen Fahrzeuge sind derzeit in Deutschland zugelassen, laut Kraftfahrtbundesamt fahren aber nicht mal 400 davon mit Wasserstoff.
Es ist keine Frage, dass Wasserstoff den batterieelektrischen Autos überlegen ist, wenn es um Reichweiten ab 500 Kilometer geht oder darum, schwere Lasten zu transportieren. Da ist die Brennstoffzelle ökonomisch einfach vorne, weil es viel zu viel Aufwand und Gewicht bräuchte, Pkw und Lkw mit entsprechenden Batteriekapazitäten auszurüsten. Und das gilt für Deutschland genauso wie für Frankreich, Japan, China und die USA.
Warum setzt sich die Technik dann nicht durch?
Um die Kosten für in den Griff zu bekommen, müssen wir schnell die Verkäufe nach oben bringen. Nach unseren Berechnungen bräuchte es jährlich weltweit sechsstellige Verkaufszahlen, um die Technologie effizienter werden zu lassen. Derzeit haben wir nur vierstellige Verkäufe, im nächsten Jahr wohl fünfstellige. Immerhin: wenn das so weitergeht, haben wir ab 2025 wettbewerbsfähige Wasserstoff-Antriebe für Pkw. Bei Lkw und Bussen ist das heute schon der Fall – Wasserstoff ist hier die einzige Lösung für die Zukunft.
Woran hapert es besonders?
Vor allem am Tankstellennetz. Weltweit haben wir heute um die 12.000 Autos mit Brennstoffzelle, vor allem in Kalifornien, wo es ein gutes Wasserstoff-Tankstellen-Netz gibt. Bis Jahresende werden wir in Deutschland 100 solcher Tankstellen haben. Für den Durchbruch brauchen wir aber in Europa schnell mehrere tausend Tankstellen. Das ist der Schlüssel. Dafür brauchen wir aber die Hilfe der Politik.
Sie wollen sagen: Subventionen?
Es gibt mehrere Möglichkeiten. Der Gesetzgeber könnte Subventionen geben, öffentlich-private-Partnerschaften (Public-private-Partnerships) gründen oder Investitionsgarantien übernehmen. Wenn das aber nicht passiert, werden wir die Kunden nicht in ausreichendem Maße überzeugen können, vom Verbrennungsmotor auf die Brennstoffzelle umzusteigen. Das aber ist notwendig, um die Kosten zu senken und die Möglichkeiten dieser großartigen Technologie auszuschöpfen.