Shareconomy Besitzen ist out - Teilen ist in

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Aus der Not geliehen

Auch die PKW-Verfügbarkeit der jungen Erwachsenen ist deutlich geschrumpft – auch hierzulande. Während 1997 noch 83 Prozent der untersuchten Gruppe ein Fahrzeug zur Verfügung stand, waren es 2007 nur noch 72 Prozent. Die Studie hat sich auch mit der Frage beschäftigt, warum immer mehr junge Menschen auf den eigenen PKW verzichten. Als mögliche Gründe wurden unter anderem der Rückgang der Einkommen, das vermehrte Leben in Ballungsräumen und eine sinkende Erwerbstätigkeit bei Jugendlichen genannt.

Parallel dazu wurden öffentliche Verkehrsmittel doppelt so häufig genutzt. Kein Wunder also, dass BMW sich stark für Carsharing in Städten einsetzt, um potenzielle Kunden zumindest auf diesem Weg das Erlebnis Autofahrt zu ermöglichen und gleichzeitig auf diese Weise den Markt nicht komplett an den ÖPNV abzugeben. Das Konzept geht auf, die Branche boomt. Immer mehr Menschen leihen sich Autos. Interessant daran: Wären Platz und Geld vorhanden, würden sie vielleicht ein eigenes Auto besitzen. Es wird aus der Not geteilt - und weil es einfach ist. Die Autos können überall abgestellt und eingesammelt werden, oft ist sogar das Parken kostenlos.

Beim Carsharing stellen Unternehmen einen ganzen Fuhrpark zur Verfügung. Der muss gepflegt und gewartet werden. Deutlich einfacher machen es sich Plattformen wie Airbnb oder Ebay, in dem sie ihre Seiten als Treffpunkte für Anbieter und Nutzer bereitstellen. Hier zählt die Programmierleistung, um einen Obolus zu verlangen. Diese Dienstleistung bezeichnet der Innovationsmanager Reinhard Karger als Aggregator und sagt: „Die Aggregatoren werden gewinnen, die Silos werden verlieren.“ Carsharing-Unternehmen sind in seinen Augen Silos.

Besonders beeindruckend sind die Erfolgsgeschichten der Aggregatoren im Reisesektor. Portale wie Airbnb und 9flats vermittelt private Ferienwohnungen oder Zimmer auf der ganzen Welt. Vor etwa zwei Jahren ging Airbnb an den Markt. Inzwischen kann das Unternehmen weltweit drei Millionen Buchungen pro Jahr verzeichnen. Tendenz steigend. Das Prinzip ist auf allen Seiten gleich: Privatleute erstellen eine Art Profil ihrer Wohnung. Ausstattung, Lage, Preis manchmal sogar Fotos der Mitbewohner informieren recht gründlich. Besonders hilfreich bei der Entscheidung sind die Benotungen und Kommentare früherer Gäste. Schlampige oder unzuverlässige Gastgeber haben so kaum eine Chance sich durchzusetzen. Durch das Teilen von Meinungen, entsteht eine Kontrolle. Der neue Trend alarmiert die Hoteliers in Deutschland. 87 Millionen Übernachtungen in Deutschland pro Jahr in privaten Unterkünften, sind ein nicht zu unterschätzendes Marktsegment, das nur ungern an Aggregatoren abgegeben wird.

Zehn Vorurteile gegen die Cloud
1. Die Cloud ist nicht sicher Falsch. Vielmehr gilt: Wer billig kauft, kauft teuer. Die Begründung: Wichtig ist es, für seine Anforderungen das richtige Modell zu finden. Hierfür muss zwischen der öffentlichen Public Cloud und der geschlossenen, nur angemeldeten und abgesicherten Nutzern zugänglichen Private Cloud unterschieden werden. In vielen Public Cloud Angeboten gibt es bis dato keine Modelle, die dem Kunden Sicherheit garantieren. In einem Private Cloud Modell dagegen lassen sich Sicherheitszusagen sowie Zusagen für Performancewerte durchaus treffen. Wichtig ist es, für seine Anforderungen das richtige Modell zu finden. Ob ein Service die für den Kunden ausreichende Sicherheit liefert, wird in Private Clouds durch Zertifikate wie zum Beispiel das SSAE16 sowie die verwendete Architektur und Technologie  sichergestellt. Neben einem Zertifikat ist das SLA (Service Level Agreement) zwischen Anbieter und Nutzer von entscheidender Bedeutung. Im Übrigen kann selbst ein Cloud-Anbieter nicht auf die Daten des jeweiligen Kunden zugreifen. Auch dann nicht, wenn er zu administrativen Zwecken auf die Netzinfrastruktur und Systeme zugreifen muss. Quelle: dapd
2. Ich verliere die Rechte an meinen DatenFalsch. Lesen Sie das Kleingedruckte. Die Begründung: Tatsächlich ist es oft schwierig, seine Daten einfach und sicher zu einem Cloud Provider zu migrieren. Man sollte denken, es wäre selbstverständlich, die Hoheit über seine Daten zu behalten. Leider sehen die SLA´s einiger Anbieter hierfür keine geregelte Strategie vor. Daher müssen Unternehmen bei manchen Anbietern mit hohen Aufwänden für die Migration ihrer Daten rechnen. Dann wird ein vermeintlich attraktives Angebot schnell zum kommerziellen Desaster. Es lohnt sich, das Kleingedruckte aufmerksam zu lesen, zu verstehen, und gegebenenfalls Transparenz einzufordern.  Quelle: dapd
3. One size fits allEine flexible, uneingeschränkte Skalierung ist Trumpf. Die Begründung: Cloud Angebote basieren auf Virtualisierung, also einer vernünftigen Auslastung von Ressourcen, um die Kosten niedrig zu halten. Darum sollten Anwender darauf achten, daß sie Ressourcen gemäß ihrer individuellen Anforderungen frei skalieren können. Nur dann lassen sich weitreichende kommerzielle Vorteile erzielen. Quelle: dpa/dpaweb
4. Es gibt nur zwei Abrechnungsmodelle: "Pay as you go" oder LaufzeitenvertragFalsch. Die Lösung liegt in einer klugen Mischung aus beidem. Die Begründung: Es ist klar, dass das "Pay as you go", also ein bezugsabhängiges Abrechnungsmodell ohne Vertragsbindung, grundsätzlich teurer ist als eine vertraglich vereinbarte Abnahme von Leistungen. Sobald Anwender jedoch eine maximale Flexibilität oder stark schwankende Anforderungen erkennen, ist es lediglich ein Rechenbeispiel, welches Modell ihren Anforderungen am besten entspricht. Spielen der Faktor Flexibilität in Zukunft eine wesentliche Rolle, kann sich ein "Pay as you go"-Modell schnell rechnen.  Quelle: dpa
5. Cloud Services reduzieren ArbeitsplätzeFalsch. Durch die Nutzung von Coud Services entstehen neue Arbeitsplätze, beim Anbieter wie beim Anwender. Die Begründung: Die Nutzung von Cloud Services dient zunächst der Reduzierung von Bedarf und Kosten in der IT. Im Anschluss werden dadurch Ressourcen für hochwertige Aufgaben verfügbar gemacht, die bis dahin nicht oder nur extern bedient werden konnten. Damit führt die effektive und exzellente Unterstützung der Unternehmensprozesse durch die Cloud zu mehr Produktivität und damit zu mehr Geschäft– was zusätzliche Arbeitsplätze im Unternehmen schafft. Quelle: dapd
6. Die Cloud ist nur das Outsourcing von gesternFalsch. Jeder kann seine Cloud selbst betreiben. Die Begründung: Unternehmen können ihre Private Cloud im eigenen Hause betreiben und lediglich die Vorteile nutzen. Letztendlich bieten die verschiedenen Modelle der Cloud-Anbieter eine maximale Anpassung an den individuellen Bedarf der Anwender. So ist im Private Cloud Modell von Dimension Data auch vorgesehen, die Hardware im Rechenzentrum des Kunden zu platzieren. Anwender können hierbei die IT-Kontrollsoftware des Anbieters nutzen, welche Orchestrierung und Provisionierung sowie Reporting und Billing in einer einfachen Nutzeroberfläche zur Verfügung stellt. Das Hosted Private Cloud Modell hingegen sieht die Hardware in einem der Rechenzentren des Dienstleisters vor. Eine Kombination ist möglich, ebenso wie eine Kombination von Private Modellen und Pay as you go Modellen innerhalb der Public Services.   Quelle: REUTERS
7. Anforderungen weltweit tätiger Unternehmen kann die Cloud nicht bedienenFalsch. Verlässliche Anbieter liefern heute auf allen Kontinenten und in mehreren Rechenzentren global ausgerichtete Cloud-Angebote. Die Begründung: Verteilte Rechenzentren in jedem Kontinent sowie eine technologisch fortschrittliche Verwaltung der Cloudressourcen ermöglichen den Rollout von globalen Systemen innerhalb kürzester Zeit. Anwender sollten dabei sicherstellen, dass die SLA´s sowie die Supportmodelle des Anbieters zu ihnen passen und die eingesetzte Technologie sicher und verlässlich funktioniert. Wichtig ist, dass die Administration der verschiedenen geografischen Standorte zentral zur Verfügung stehen kann und dass an allen genutzten Standorten die entsprechenden Sicherheitsstandards eingehalten werden.  Quelle: dpa

Die Cloud gewinnt

Vor allem die Diskussion um technische Lösungsansätze im Bereich „Shareconomy“ ist aktuell in vollem Gange. Dazu gehört im besonderen der neue Einsatz von mobilen Anwendungen und Cloud Computing. Denn auch mehr Speicherplatz in der Cloud erweitert die Möglichkeiten des Teilens. Software lässt sich hier ablegen und von vielen Menschen gemeinsam nutzbar machen – von Schreib- über Bildbearbeitungsprogramme, Tabellen- oder Präsentationstools. Die Cloud gewinnt, während Anbieter der Software verlieren.

Mit Cloud Computing stehen Inhalte eben überall dort zur Verfügung, wo man sie braucht und für alle, denen man diesen Zugang ermöglicht. Notwendig sind dafür breitbandige Netze, aber nicht mehr der Besitz von Datenträgern. „Access, also der Zugang zu Waren, Wissen oder Daten, rückt in den Mittelpunkt und verdrängt den physischen Besitz. Bibliothek, Videothek oder Fotosammlung wandern vom Studierzimmer in den Cyberspace“, sagt Reinhard Karger. Bücherwände, vollgestopfte CD-Regale oder Plattensammlungen werden nach dieser Logik aus unserem Alltag verschwinden - beziehungsweise sind schon verschwunden.

Eines haben alle Beispiele des neuen Teilens gemeinsam - sie sind stark mit der IT-Branche verbunden. Das Phänomen ist eines der alltäglichsten Ausdrücke unserer technologisierten Welt und wird ganz sicher kein kurzfristiger Trend bleiben. Denn nur durch den Austausch von Wissen, Material und Ideen sind heutzutage noch Innovationen möglich.

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