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Tretroller mit ElektromotorSo sieht die nächste Mobilitätsrevolution aus

Der Tretroller wird erwachsen - mit elektrischem Antrieb. In den USA sind die ersten Städte voll von den Rollern. Auch in Paris gibt es sie. Nur in Deutschland muss man auf den Stadtflitzer warten. Wie lange noch?Christian Schlesiger 01.10.2018 - 13:26 Uhr

E-Tretroller des Start-ups Bird.

Foto: Getty Images

Ich hab's getan, neulich in Paris. Am Straßenrand stand ein schwarzer Roller des US-Unternehmens Bird. Das Fahrzeug sieht aus wie ein herkömmlicher Tretroller. Und er funktioniert auch fast genauso. Mindestens ein- oder zweimal muss man ihn antreten. Doch dann läuft er von alleine, wenn man mit dem Daumen den kleinen Gashebel nach unten drückt. Ein eingebauter Elektromotor treibt ihn auf bis zu 25 Kilometer pro Stunde an. Die Geschwindigkeit lässt sich mit dem Daumen regulieren. Eine halbe Stunde Ausleihe kostet in der französischen Hauptstadt ein Euro. Abstellen kann man den Roller, wo gerade Platz ist. Cooles Teil. Großer Spaß. Super Nutzen.

In Paris und einigen US-Städten sind diese Fahrzeuge längst Alltag. Das Unternehmen Bird wurde von dem ehemaligen Uber-Manager Travis VanderZanden gegründet und startete vor rund einem Jahr mit dem E-Tretroller im kalifornischen Santa Monica. Und es gibt immer mehr Nachahmer: Sie heißen Lime, Scoot und Skip. Selbst die Fahrdienste Uber und Lyft mischen mit. Doch die Fahrzeuge spalten inzwischen die Gesellschaft. 

Denn die Roller sind vergleichsweise schnell und erhöhen die Zahl der Verkehrsteilnehmer, die um den knappen Platz auf der Straße und den Radwegen kämpfen. Mitunter sind die E-Roller auch nicht ganz ungefährlich. Eine Helmpflicht wird empfohlen, besteht aber nicht. Vor allem junge Städter sind begeistert, andere bleiben skeptisch. Die allgemeine öffentliche Verunsicherung zeigt sich etwa daran, dass Fernsehsender in den USA, wenn sie über den neuen Mobilitätstrend berichten, den Zuschauern gleich auch ein paar Ratschläge mit auf den Weg geben, wie man die Roller verkehrssicher nutzt.

Mit dem anstehenden Herbst geht für viele Biker die Fahrradsaison allmählich zu Ende. Bleibt also mehr Zeit, im Netz nach neuem Zubehör zu stöbern. Für die neue Saison haben sich wieder diverse Neuheiten angekündigt, die den Alltag mit Fahrrad angenehmer oder auch sicherer machen können.

Für mehr Sicherheit kann zum Beispiel die smarte Akkuleuchte LS 760 I-Go Vision von Trelock sorgen. Dank eines 100-Lux-Frontscheinwerfers macht sie die Nacht zum Tag. Das Licht lässt sich auch so einstellen, dass andere nicht geblendet werden. So kann die Leuchtstärke in fünf Stufen variiert werden. Stufe 1 empfiehlt sich für gut beleuchtete Umgebungen, Stufe 5 für Fahrten in finsterster Dunkelheit.

Foto: Presse

Zudem gibt es eine Art Wasserwagenfunktion, die dabei hilft, die Leuchte möglichst blendfrei auszurichten. Das Display der LS 760 I-Go Vision zeigt sogar die Uhrzeit. Preis mit Rücklicht: rund 125 Euro.

Foto: Presse

Auch Busch & Müller bietet interessante Beleuchtungsneuheiten wie etwa das Miniaturrücklicht μ (sprich: mü), das trotz guter Leuchtkraft äußert kompakt und dezent ausfällt. Preis: rund 50 Euro.

Foto: www.pd-f.de / Sebastian Hofer

Foto: WirtschaftsWoche

Gleich 200 Euro verlangt B&M für seinen E-Bike-Scheinwerfer IQ-XM, der als Besonderheit die Möglichkeit bietet, per Schalter zwischen Abblend- und Fernlicht zu wechseln.

Foto: WirtschaftsWoche

Eine andere smarte Sicherheitslösung kommt von Abus mit dem ab Frühjahr 2019 verfügbaren Bügelschloss 770A SmartX. Neben einer Alarmfunktion bietet es eine automatische Bluetooth-Erkennung. Nähert sich der Besitzer mit einem zuvor gekoppelten Smartphone dem Schloss, entriegelt es per Motorsteuerung automatisch. Entfernt sich der Besitzer, wird die Alarmfunktion scharfgestellt. Diese zusätzliche Sicherheitsstufe löst mit Hilfe eines Bewegungsmelders einen 100 Dezibel lauten Alarm aus, sollte jemand das Schloss manipulieren.

Foto: www.pd-f.de / Sebastian Hofer

Foto: WirtschaftsWoche

Wer statt einem Smartphone lieber einen speziellen Fahrradcomputer nutzen will, findet bei Sigma mit dem Rox 12.0 Sport ein vielseitiges Gerät vor allem für sportlich ambitionierte Biker. Neben der Routenführung kann man für seine Trainingseinheiten Informationen wie Höhenmeter, Zeit, Strecke und Herzfrequenz in die Analysen einbinden. Touren aus dem Internet lassen sich zudem auf das Gerät spielen. Preis: ab rund 400 Euro.

Foto: Presse

Ortlieb hat speziell für Pedelec-Fahrer eine E-Bike-Tasche namens E-Mate entwickelt. Die ab Frühjahr 2019 zum Preis von rund 200 Euro erhältliche Gepäcklösung lässt sich dank einer speziellen Haltevorrichtung leicht an jeden Gepäckträger hängen.

Foto: Presse

Der Clou: Der wasserdichte und versteifte Innenraum bietet ein spezielles Akkufach. Damit lässt sich problemlos ein Zweitakku in der insgesamt 16 Liter fassenden Tasche transportieren. Zusätzlich gibt es ein spezielles Fach für das E-Bike-Display.

Foto: Presse

Nochmals mehr Platz, nämlich 35 Liter, bietet eine neue Trolley-Tasche von B&W, die sich einfach seitlich am Gepäckträger einhängen lässt.

Foto: Presse

Nimmt man sie vom Fahrrad, lässt sich der rund 130 Euro teure B3 Bag dank Teleskopstange und kleinen Rollen wie ein Trolley ziehen.

Foto: Presse

Besonders großzügige Gepäcklösungen hat der Anhängerspezialist Croozer im Angebot. Zusätzlich zu den Transportern für Kinder oder Getränkekisten hat das Kölner Unternehmen mit der Dog-Reihe speziell für den Transport großer Hunde entwickelte Hänger im Programm. Neu ist der Dog XL für größere und bis zu 35 Kilogramm schwere Hunde. Rund 800 Euro kostet dieser „Hundeschlitten“, der unter anderem einen tiefen und breiten Einstieg, Frontfenster und eine stabile Nylonhülle bietet.

Foto: Presse

Für noch größeres Gepäck ist der B-Turtle von Gentletent ausgelegt. Dabei handelt es sich um ein Anhänger-Zelt speziell für reisewütige Pedelec-Nutzer. Rund 3000 Euro kostet diese Mobil-Behausung, die allerdings nach souveräner Akkuleistung verlangt.

Foto: Presse

Der Zeltaufbau soll hingegen nur wenige Minuten dauern, denn ein umständliches Gestänge gibt es nicht. Stattdessen pumpt man nach dem Ausklappen die tragende Konstruktion mit einer Doppelhub-Handpumpe oder einer elektrischen Pumpe auf. Danach wird klassisch mit Schnüren und Heringen abgespannt. Der Hänger selbst dient als stabile Auflage für das Bett, das immerhin 2,10 Meter lang ist.

Foto: Presse

Und wer schon beim Fahren seine Muskeln schont, kann dies auch beim Aufpumpen der Räder. Für 99 Euro gibt es von M-Wave, der Hausmarke des Vertriebs Messingschlager, die automatische Luftpumpe Elumatik, die etwa so groß wie zwei Smartphones ist. Dank Akkus und Kompressor bringt sie auf Knopfdruck die fehlende Menge Luft in den Reifen. Auch Bälle oder Luftmatratzen kann die Elumatik mit dem richtigen Luftdruck versorgen.

Foto: www.pd-f.de / messe-friedrichshafen / eurobike

Foto: WirtschaftsWoche

Eine andere Komfortlösung kommt vom Magura, die vor allem Ganzjahresfahrer begeistern dürfte: Heizgriffe für Pedelecs. Diese werden von der Traktionsbatterie mit Strom versorgt und lassen sich bis 40 Grad stufenlos variieren. 2019 sollen erste E-Bike-Modelle mit diesen Griffen verfügbar sein.

Foto: Presse

Um auch die Füße vor Kälte zu schützen, bietet die französische Firma Racer die Schubüberzieher E-Cover, die nicht nur trocken sondern auch warm halten. Selbst bei zweistelligen Minusgraden sollen diese dank eines elektrischen Heizsystems noch ein intensives Wärmegefühl gewährleisten. Die mit allen Fahrradschuhen kombinierbaren Überzieher wiegen laut Hersteller mit den integrierten Akkus 400 Gramm. Happig fällt hingegen der Preis aus: Das Paar kostet rund 220 Euro.

Foto: WirtschaftsWoche

Die Behörden sind daher vorsichtig optimistisch. San Francisco etwa hatte vor wenigen Monaten fünf Lizenzen für ein Pilotprojekt ausgeschrieben. Zwölf Unternehmen haben sich um die begehrten Konzessionen beworben. Gerade hat die Stadtverwaltung zwei Anbietern den Zuschlag erteilt: Skip und Scoot dürfen sechs Monate lang je 625 elektrische Tretroller - auf englisch: Scooter - betreiben. Danach dürfen sie die Zahl der Scooter ein halbes Jahr lang verdoppeln. Am Ende wird Bilanz gezogen. Die kalifornische Nachbarstadt Santa Monica geht einen ähnlichen Weg. Sie hat vier Anbietern den Zuschlag erteilt: Bird, Lime, Lyft und die Uber-Tochter Jump. 

Inzwischen sind Unternehmen wie Lime und Bird jeweils mit rund einer Milliarde Euro bewertet. In Deutschland, wen überrascht's, muss man auf diese Innovation mal wieder warten. Die Verkehrsregeln verhindern sie, weil keiner weiß, was erlaubt ist und was nicht. Nicht einmal simple Pooling-Services, also Sammeltaxis, die unterwegs mehrere Fahrgäste aufgabeln und die sich den Fahrpreis teilen, sind heute grundsätzlich erlaubt. In Städten wie Hamburg, Berlin und Hannover gibt es erste Tests, mehr nicht. 

Doch immerhin hat die Bundesregierung offenbar erkannt, dass es Regelungslücken gibt, die sie schließen will. Zunächst die schlechte Nachricht: Zeitlich bleibt sie im Ungefähren. Auf Anfrage des FDP-Verkehrspolitikers Christian Jung, wann der Bund eine Neuregelung anstrebe, antwortete das Bundesverkehrsministerium, dass es für Elektrokleinstfahrzeuge - in diese Kategorie fallen Tretroller mit Elektromotor - „zukünftig“ eine Regelung geben werde. Auf Nachfrage der WirtschaftsWoche, was mit „zukünftig“ gemeint sei, antworteten die Beamten, dass die Neuregelung „in Kürze“ in die Anhörung der Länder und Verbände gehen werde. Konkreter geht es offenbar nicht. 

Immerhin zeigt sich, wie die Bundesregierung die Elektrotretroller bändigen will. Hier die Übersicht: 

Wo müssen sie fahren?

E-Tretroller müssen den Radweg benutzen, sofern einer vorhanden ist. Fehlt ein Radweg, dann können sie auf der Straße fahren. Im Prinzip ähnelt das den Vorgaben für Radfahrer, allerdings nicht ganz. Denn Radfahrer dürfen auch dann auf der Straße fahren, wenn es einen Radweg gibt, der nicht benutzungspflichtig ist - was meistens der Fall ist. Nur Radwege, die mit einem blauen Schild mit weißem Fahrrad (Verkehrszeichen 237, 240 oder 241) gekennzeichnet sind, zwingen Radfahrer zur Benutzung des Radweges. Für E-Tretroller-Fahrer gibt es keine Option: Existiert ein Radweg, ist er zu nutzen. Im Behördendeutsch heißt das: „Elektrokleinstfahrzeuge sind nach der neuen Verordnung generell auf vorhandene baulich angelegte Radwege oder Radfahrstreifen verwiesen. Bei den Radwegen wird daher nicht unterschieden, ob sie benutzungspflichtig oder nichtbenutzungspflichtig angeordnet sind.“

Was müssen E-Tretroller-Fahrer noch beachten?

Eine Helmpflicht für E-Tretroller soll nicht bestehen, da „eine bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit bis maximal 20 Kilometer pro Stunde vorgesehen ist“. Auf gemeinsamen Geh- und Radwegen haben Fußgänger Vorrang. Das Nebeinanderfahren ist für „Elektrokleinstfahrzeuge grundsätzlich verboten“. Außerdem müssen sie auf Radwegen „auf den Radverkehr Rücksicht nehmen und erforderlichenfalls die Geschwindigkeit an den Radverkehr anpassen“. Schnellerem Radverkehr sei „das Überholen zu ermöglichen“. 

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Die Planungen der Bundesregierung gehen nun also in den parlamentarischen Prozess. Zunächst gehe das Verordnungsvorhaben in die Anhörung der Länder und  Verbände. „Das Inkrafttreten der Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung  (eKFV) ist nach der notwendigen Notifizierung und dem parlamentarischen  Verfahren geplant.“ Der Zeitpunkt bleibt also ungewiss. Bis dahin finden neue Mobilitätsformen also zunächst nur in den USA und anderen Ländern statt. Elektroskateboards sind von den geplanten Regelungen und Veränderungen übrigens nicht erfasst. Denn: „Fahrzeuge nach der eKFV müssen eine Lenkstange aufweisen.“

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