30.000 Jobs wackeln Continental verschärft Sparprogramm

Conti musste seinen Sparkurs bereits mehrfach verschärfen – anfangs wegen der mauen Automobilkonjunktur, später wegen der Coronakrise. Quelle: dpa

Die Krise der Autoindustrie kostet beim Zulieferer Continental bis zu 30.000 Arbeitsplätze. Das sind 10.000 Stellen mehr als der Dax-Konzern aus Hannover vor einem Jahr angekündigt hatte.

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Die Krise der Autoindustrie kostet beim Zulieferer Continental bis zu 30.000 Arbeitsplätze, 13 Prozent der weltweiten Belegschaft. Das sind 10.000 Stellen mehr als der Dax-Konzern aus Hannover vor einem Jahr angekündigt hatte. Conti kündigte am Dienstag an, sein Sanierungsprogramm wegen schrumpfender Fahrzeugproduktion und den Folgen der Coronapandemie auszuweiten. Dadurch sollen ab 2023 jährlich mehr als eine Milliarde Euro eingespart werden, doppelt soviel wie bislang angepeilt. Über die Pläne soll nun weiter mit den Gewerkschaften verhandelt werden. Am Ende entscheidet der Aufsichtsrat.

„Die gesamte Autoindustrie hat derzeit gewaltige Herausforderungen zu bewältigen“, erklärte Konzernchef Elmar Degenhart. „Keine ihrer Krisen der vergangenen 70 Jahre war größer und schärfer.“ Davon seien die Zulieferer besonders hart getroffen.

Der Betriebsrat kritisierte den geplanten Abbau scharf: „Das ist ein schwerer Schlag! Der Vorstand greift zum bekannten Strickmuster: Umsatz runter, Kosten runter, Werke dicht machen, Arbeitsplätze streichen“, sagten Betriebsratschef Hasan Allak und sein Stellvertreter Lorenz Pfau. Es fehle eine verlässliche Perspektive für die Beschäftigten. „Werden die Einschnitte umgesetzt, zerstört der Vorstand Lebenspläne, vernichtet Wissen und Kompetenz in großem Maßstab und beschädigt die Attraktivität von Continental als Arbeitgeber.“ Die bei Conti stark vertretende Gewerkschaft IG BCE kündigte Widerstand an.

Talfahrt in Raten

Conti musste seinen Sparkurs bereits mehrfach verschärfen – anfangs wegen der mauen Automobilkonjunktur, später wegen der Coronakrise. 2019 türmte sich der Netto-Verlust auf 1,2 Milliarden Euro, weil milliardenschwere Abschreibungen auf Firmenwerte und Restrukturierungen die Bilanz schmälerten. Schon vor Ausbruch der Pandemie hatte der Konzern angekündigt, wegen des Wechsels in die Elektromobilität dieses Geschäft zu stärken und die Produktion von Komponenten für Verbrenner binnen eines Jahrzehnts abzubauen.

Deshalb sollten bis 2029 etwa 20.000 der weltweit damals rund 240.000 Arbeitsplätze verändert werden, 7000 davon in Deutschland. Von den neuen Plänen sind in Deutschland nun 13.000 Jobs betroffen. Ein Teil des Prozesses sei schon vollzogen, das betreffe weltweit 3000 Stellen, erklärte Conti. Die betroffenen Arbeitsplätze könnten verlagert oder abgebaut werden. Außerdem sollen mehrere Werke dichtgemacht werden, von unrentablen Geschäftsteilen will sich Conti trennen. Um den Personalabbau zu dämpfen, will der Konzern mit den Gewerkschaften auch über Arbeitszeitverkürzungen bei gleichzeitiger Weiterqualifizierung sprechen.

Die Branche steht massiv unter Druck, weil sie mitten in der Krise enorme Summen für neue Antriebe stemmen muss, um die Klimaziele zu erreichen. Vielen Zulieferern droht finanziell die Luft auszugehen, weil die Hersteller den Spardruck an sie weiterreichen. Durch Corona werden nach Meinung von Experten aber auch Probleme sichtbar, die die Firmen lange vor sich hergeschoben haben. „Nachdem die deutsche Zuliefererindustrie über mehrere Jahre hinweg ein kontinuierliches Wachstum gezeigt hat, wird nun deutlich, wie viele Unternehmen tatsächlich Restrukturierungsbedarf haben – der teilweise bereits einige Jahre überfällig ist“, hieß es jüngst in einer Studie der Unternehmensberatung PwC zur Lage der Branche.

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Continental-Chef Elmar Degenhart ist einer der wichtigsten Automanager in Deutschland und hat aktuell einen der härtesten Jobs der Branche. Aus dem Homeoffice steuert er den Zulieferer durch die Coronakrise – und macht fast alles richtig. Jetzt steht er vor seiner größten Herausforderung. Lesen Sie hier eine Annäherung.

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