
Die VW -Tochter Audi hat den US-Umweltbehörden einen Plan zur Reparatur von rund 85.000 Diesel-Fahrzeugen vorgelegt. "Wir haben den Rückrufplan fristgerecht eingereicht", sagte ein Sprecher am Dienstag in Ingolstadt. Bis zum Dienstag (2. Februar) musste Audi der kalifornischen Umweltbehörde CARB einen Plan vorlegen, wie eine beanstandete Softwarefunktion entfernt werden soll. Zu Details der geplanten Reparaturen äußerte sich Audi nicht. Man warte nun auf die Entscheidung der Behörden.
Der von dem Ingolstädter Oberklassehersteller entwickelte Diesel-Motor mit drei Litern Hubraum ist in mehreren Fahrzeugmodellen der Marke Audi sowie beim VW Touareg und dem Porsche Cayenne eingebaut. Audi hatte erklärt, die in den USA beanstandete Software-Funktion sei den Behörden dort nicht ordnungsgemäß angemeldet worden. In Europa sei sie legal.
Die Abgas-Tests in Deutschland und Europa
Neue Modelle werden in Deutschland und der EU nach dem Modifizierten Neuen Fahrzyklus (MNEFZ) getestet. Die Tests laufen unter Laborbedingungen, das heißt auf einem Prüfstand mit Rollen. Dies soll die Ergebnisse vergleichbar machen. Der Test dauert etwa 20 Minuten und simuliert verschiedene Fahrsituationen wie Kaltstart, Beschleunigung oder Autobahn-Geschwindigkeiten.
Getestet wird von Organisationen wie dem TÜV oder der DEKRA unter Beteiligung des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA). Dieses untersteht wiederum dem Verkehrsministerium.
Die Prüfungen der neuen Modelle werden von ADAC und Umweltverbänden seit längerem als unrealistisch kritisiert. So kann etwa die Batterie beim Test entladen werden und muss nicht - mit entsprechendem Sprit-Verbrauch - wieder auf alten Stand gebracht werden. Der Reifendruck kann erhöht und die Spureinstellungen der Räder verändert werden. Vermutet wird, dass etwa der Spritverbrauch im Alltag so häufig um rund ein Fünftel höher ist als im Test.
Neben den Tests für neue Modelle gibt es laut ADAC zwei weitere Prüfvorgänge, die allerdings weitgehend in der Hand der Unternehmen selbst sind. So werde nach einigen Jahren der Test bei den Modellen wiederholt, um zu sehen, ob die Fahrzeuge noch so montiert werden, dass sie den bisherigen Angaben entsprechen, sagte ADAC-Experte Axel Knöfel. Zudem machten die Unternehmen auch Prüfungen von Gebrauchtwagen, sogenannte In-Use-Compliance. Die Tests liefen wieder unter den genannten Laborbedingungen. Die Ergebnisse würdem dann dem KBA mitgeteilt. Zur Kontrolle hatte dies der ADAC bei Autos bis 2012 auch selbst noch im Auftrag des Umweltbundesamtes gemacht, bis das Projekt eingestellt wurde. In Europa würden lediglich in Schweden von staatlicher Seite noch Gebrauchtwagen geprüft, sagte Knöfel.
Die EU hat auf die Kritik am bisherigen Verfahren reagiert und will ab 2017 ein neues, realistischeres Prüfszenario etablieren. Damit sollen auch wirklicher Verbrauch und Schadstoffausstoß gemessen werden ("Real Driving Emissions" - RDE). Strittig ist, inwiefern dafür die bisherigen Abgas-Höchstwerte angehoben werden, die sich noch auf den Rollen-Prüfstand beziehen.
Die kalifornische Umweltbehörde hatte im Januar Vorschläge von VW zur Reparatur von 2,0-Liter-Diesel-Motoren als unzureichend zurückgewiesen. Die Behörde hatte damals erklärt, sie plane weitere Untersuchungen und Gespräche mit Volkswagen. Ein Spitzentreffen von Konzernchef Matthias Müller mit der Leiterin der US-Umweltbehörde EPA einige Tage später brachte allerdings keinen Durchbruch. Woran es hakte, blieb damals offen. Ein VW-Sprecher sagte am Dienstag, mit den US-Behörden sei Stillschweigen vereinbart worden.
In den USA sind insgesamt fast 600.000 Fahrzeuge des Wolfsburger Konzerns von Unregelmäßigkeiten bei den Abgaswerten betroffen. Etwa 480.000 entfallen auf die Hauptmarke VW. Volkswagen hatte zugegeben, eine illegale Software in die Motorsteuerung eingebaut zu haben, die die Grenzwerte nur auf dem Prüfstand einhält. Neben einem Rückruf ist dort auch ein Rückkauf von Fahrzeugen im Gespräch.
Weltweit sind rund elf Millionen Fahrzeuge mit manipulierten Abgaswerten unterwegs, 8,5 Millionen davon in Europa. Dort hat VW bereits mit dem Rückruf begonnen. Die Software-Manipulation hat den Wolfsburger Konzern in die größte Krise seiner Geschichte gestürzt und wird zig Milliarden Euro Kosten für Rückrufaktionen und Rechtstreit nach sich ziehen. Am Mittwoch berät der engere Führungszirkel von Volkswagen erneut über die Aufarbeitung der Affäre. Es ist die dritte Runde binnen drei Wochen.