BMW-Entwickler Elmar Frickenstein „Das automatisierte Fahren ist kein Urknall“

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„Nur die beste Entwicklung setzt sich durch“

Eine Car-to-X-Kommunikation kann nur funktionieren, wenn alle auf denselben Standard setzen. Wie schwierig ist es, mit anderen Herstellern solche Standards zu erarbeiten?
Es gibt gute, aber auch schwierige Beispiele. Wenn ich vier Jahre zurück denke, als wir über die Vereinheitlichung des Ladesystems für Elektroautos diskutiert haben, sind wir heute einen ganz entscheidenden Schritt weiter. Wir haben einen Schulterschluss in der deutschen und amerikanischen Automobilindustrie hergestellt und unser CCS-Ladesystem in der Welt etabliert.

Und die schwierigen Beispiele?
Wenn ich heute auf eine Standardisierung der Backends schaue, scheint das schwierig zu sein. Das ist eine sehr junge Disziplin. Wir müssen schauen, dass die Server und Plattformen sicher Daten untereinander austauschen können.

Kann sich die Autoindustrie weiter erlauben, ihre eigenen Standards zu setzen oder muss die IT-Branche früher in Entwicklungen mit einbezogen werden?
Wir haben 2011 mit Apple einen neuen Standard entwickelt, der Apps von iOS in unser Fahrzeug einbindet. Mittlerweile haben wir 75 Apps von unterschiedlichen Herstellern auf einem Standard. Darüber hinaus haben wir einen Browser-basierten Ansatz um über unser Backend mit unserem Fahrzeug zu kommunizieren und unseren Kunden neue Funktionen anbieten zu können.

Was dann?
Die Head Unit, eine Art Zentralcomputer für das Infotainmentsystem, bleibt der entscheidende Faktor. Für diese Head Units haben wir vor sechs Jahren das Genivi-Konsortium gegründet, dass Software auf einer gemeinsamen Basis ausgetauscht werden kann. Inzwischen sind 170 Firmen aus der Zulieferer- und Software-Industrie beteiligt. Jeder stellt seine Entwicklung der Community zur Verfügung. So sinken die Innovationszyklen und die Qualität wird besser, da sich nur die beste Entwicklung in der Community durchsetzt.

Für sämtliche IT-Entwicklungen, egal ob Antrieb, Assistenten oder Infotainment, braucht es auch das entsprechend ausgebildete Personal. Bei Maschinenbau- oder Mechatronik-Absolventen steht die Autobranche nach wie vor hoch im Kurs. Wissen aber auch Informatiker, dass sie von Firmen wie BMW gebraucht werden?
Vor Jahren schon haben wir die CarIT in München gegründet, um junge Absolventen ins Unternehmen zu holen. Zusätzlich haben wir unter anderem ein Technology Office in Mountain View im Silicon Valley, eines in Shanghai und auch einen weiteren CarIT Standort in Ulm. Wir haben in den letzten vier Jahren 500 neue Informatiker eingestellt. In der IT-Community ist also inzwischen bekannt, dass wir gut ausgebildete Leute brauchen.

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