Die deutsche Tochtergesellschaft des chinesischen E-Auto-Start-ups Byton ist insolvent, berichtet die WirtschaftsWoche. Das geht aus Veröffentlichungen des zuständigen Amtsgerichts München hervor. Demnach wurde durch das Gericht am vergangenen Dienstag die vorläufige Insolvenzverwaltung über die Byton GmbH angeordnet. Der Münchner Jurist Michael Bauer, Partner der Kanzlei Dr. Beck & Partner, wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Dem Vernehmen nach war Bauer zuvor als Sachverständiger eingesetzt worden, um nach dem Insolvenzantrag eines Gläubigers die wirtschaftliche Lage der Byton GmbH zu prüfen.
Byton ist ein chinesisches Unternehmen mit Töchtern in den USA und München. Das von deutschen und französischen Ex-BMW-Managern mitgegründete Unternehmen hatte große Pläne; ein rein elektrisches SUV mit mehr als 500 Kilometern Reichweite zum Preis von rund 40.000 Euro sollte im wichtigen chinesischen Markt den Marktführern Tesla und BYD Kunden streitig machen. Das 2018 in Las Vegas erstmals präsentierte Auto sollte schon ab Anfang 2020 vermarktet werden. Doch der Verkaufsstart wurde immer wieder verschoben. Mit-Gründer Carsten Breitfeld verließ das Unternehmen 2019, sein Ex-BMW-Kollege Daniel Kirchert übernahm, hat das Unternehmen inzwischen aber ebenfalls verlassen.
Bereits seit Mitte 2020 kämpft Byton mit erheblichen finanziellen Problemen. Offiziell sind stornierte Bestellungen während der ersten Welle der Coronapandemie daran schuld. „Wir haben die wahren Gründe nie erfahren, aber Fakt ist, dass fest zugesagte Geldtranchen von Geschäftspartnern nicht überwiesen wurden“, sagt ein hochrangiger Ex-Mitarbeiter der WirtschaftsWoche. Insgesamt handele es sich dabei umgerechnet um mehrere hundert Millionen Dollar. „Wir konnten daraufhin unsere Zulieferer nicht mehr bezahlen, es gab Lieferstopps und Kündigungen“, so der Ex-Manager. Die deutschen Mitarbeiter in der Münchner Niederlassung bekamen offenbar, wie ihre US-Kollegen, einige Monate keine Gehälter – und klagten.
Inzwischen sind alle amerikanischen und deutschen Mitarbeiter entlassen. Ob das chinesische Rumpf-Unternehmen eine Zukunft hat, ist unklar. Im Januar diesen Jahres war bei Byton Hoffnung aufgekeimt, weil der taiwanesische Apple-Auftragsfertiger Foxconn mit rund 200 Millionen Dollar einstieg. Das neu gebaute und mehrere Millionen Dollar teure Autowerk in Nanjing ist fertig, produziert aber derzeit nicht.
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