Elektromobilität in Deutschland Wie der Ausbau der Ladeinfrastruktur jetzt Fahrt aufnimmt

Ein Tesla lädt an einer Ladesäule für Elektroautos. Quelle: dpa

Lange Zeit haben die Betreiber von Tankstellen bei der Elektromobilität zugeguckt. Nun steigen sie massiv in das Geschäft mit Ladesäulen ein. Vor allem BP und Shell investieren kräftig – nicht nur an Tankstellen. 

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Wer Elektroauto fährt oder mit der Idee auf einen Umstieg von Verbrenner zu Elektro spielt, dem stellt sich unweigerlich die Frage: Wo kann ich mein Auto eigentlich laden? Die Suche nach einer Ladesäule dürfte hierzulande noch immer länger dauern als die nach einer Tankstelle. Und doch tut sich was beim Ausbau des Ladenetzes.

Es war ein neuer Höchstwert: Bei der Bundesnetzagentur wurden zum 1. Dezember 2021 erstmals über 50.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektrofahrzeuge gemeldet. Das waren gut 11.600 mehr als noch im Vorjahresmonat. Der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur schreitet also voran – wenn auch langsamer als die Zahl der Elektroautos, die auf Deutschlands Straßen unterwegs sind. Große E-Ladeparks könnten die Tankstellen der Zukunft sein. So wie der von Roland Schüren am Düsseldorfer Autobahnkreuz Hilden.

Doch auch die herkömmlichen Tankstellen fangen an, umzurüsten und scheinen ein lukratives Geschäftsmodell zu wittern. Das Mineralölunternehmen BP etwa, das in Deutschland 2400 Aral-Tankstellen betreibt, hat in Deutschland mittlerweile 540 Ladepunkte in Betrieb. Weltweit betreibt BP 20.000 Tankstellen und rund 12.000 Ladepunkte. Die Ladepunkte an Tankstellen und „anderen stark frequentierten Orten“ betreibt BP selbst, beim Ausbautempo will der Konzern zulegen, „so dass die deutschlandweite Verfügbarkeit von unseren Ladesäulen mit den steigenden Zulassungszahlen von E-Autos wächst“, sagt ein Sprecher des Unternehmens auf Nachfrage der WirtschaftsWoche.

In Deutschland seien knapp 80 Tankstellen mit Ultraschnellladesäulen ausgestattet. Die sind gerade an zentralen Knotenpunkten oder auf Raststätten wichtig, um die Akkus der Elektroautos schnell laden zu können. Das sieht auch BP selbst so. Ihr selbsterklärtes Ziel: „Der Ladevorgang muss so schnell und unkompliziert wie das Tanken sein.“

Im Dezember 2021 hat BP an den Schnellladesäulen nach eigenen Angaben 24-mal so viele Kilowattstunden verkauft wie im Januar, „obwohl das Netz „nur“ um den Faktor fünf gewachsen ist“, so der Sprecher. Neben den Ladesäulen an den Tankstellen betreibt BP auch Ladepunkte an Firmenstandorten und Parkplätzen von Supermärkten und Schnellrestaurants.

Totalenergies betreibt bisher an nur 14 seiner 1200 Tankstellen in Deutschland eigene Ultraschnellladesäulen. Die Zahl soll in den nächsten Jahren aber „stark wachsen“, wie eine Sprecherin auf Nachfrage mitteilt. An weiteren 22 Tankstellen gebe es außerdem Ladeinfrastruktur von Drittanbietern. Außerhalb von Tankstellen betreibt Totalenergies 3000 Ladepunkte.

Shell geht davon aus, dass auch in Zukunft nur jeder fünfte Ladevorgang an der Tankstelle stattfinden wird – der Rest zu Hause, auf dem Supermarktparkplatz oder bei der Arbeit. Deshalb baut Shell nicht nur an Tankstellen sein Ladenetz aus. Aktuell betreibt der Ölkonzern in Deutschland an insgesamt 110 Standorten eigene Ladesäulen. Insgesamt betreibt Shell in Deutschland rund 2000 Tankstellen. In Zukunft will Shell Ladestationen auf Parkplätzen von Penny und Rewe bauen.



Die größten Spieler im Ladesäulengeschäft sind bisher aber noch andere: So meldete etwa EnBW laut Zahlen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im August vergangenen Jahres über 4300 Ladepunkte in Deutschland – aktuellere Zahlen liegen dem BDEW derzeit nicht vor. Der Anbieter EWE Go hatte zu dem Stand über 2000 und Allego knapp 2000 Ladepunkte vermeldet. Vorne mit dabei sind aber auch die Stadtwerke München, die im August 1200 Ladepunkte hatten.

Mehr zum Thema: Seit Jahresbeginn können Besitzer eines Elektroautos am CO2-Zertifikatehandel teilnehmen. Ein paar hundert Euro pro Jahr sind durchaus drin. So kommen Sie an das Geld.

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