Mercedes EQ Was Daimler bei seiner Elektromarke anders macht als BMW

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Mercedes setzt nicht zwangläufig auf Karbon

Beim BMW i8, einer scharfen Kiste mit coolem Antrieb, vergaßen die BMW-Verantwortlichen, dass echte Sportwagenfans letztlich doch etwas mehr Wumms als die verfügbaren 354 PS unter der Haube haben wollen. Die dünnen Pneus waren der Querdynamik auch hier abträglich, das Design polarisierte und drei rasselnde Zylinder mit 1,5 Litern Hubraum waren zu wenig, um gegen die immer stärker werdende Sportwagenkonkurrenz zu bestehen. „Erster einer neuen Zeit“ – lautete einer der Slogans. Doch welche Zeit sollte es sein und wann genau sollte diese beginnen?

Anders als BMW mit seinem elektrischen i3 und dem hybriden i8, jeweils als Leipziger Produktion, hat Mercedes seine Elektroantriebe nicht zwangsläufig an den materialen Kostentreiber Karbon geknüpft. Die speziell für zukünftige Elektromobile entwickelte Plattform ist variabel skalierbar und für unterschiedlichste Fahrzeugmodelle einsetzbar. Radstand und Spurweite lassen sich dabei ebenso anpassen wie andere Systemkomponenten oder das im Boden verbaute Batteriepaket, das von der Daimler-Tochter Deutsche Accumotive, mit Zellen bestückt wird.

Die Fahrzeugstruktur baut ähnlich wie bei aktuellen Serienmodellen auf einen Materialmix aus Stahl, Aluminium und Karbon, um die Anforderungen an Leichtbau, Stabilität und Kosteneffizienz unter einen Hut zu bringen. Bis zum Jahre 2025 sollen unter dem EQ-Label mindestens zehn Elektromodelle verschiedenster Dimensionen automobile Realität werden sollen; darunter bis zu drei Modelle von Smart.

Daimler hat sich mit seiner Submarke EQ viel vorgenommen und man hat sich die Strategie von BMW i ganz genau angeschaut. Dieter Zetsche redet davon, dass in den nächsten Jahren bis zu einem Fünftel des Modellportfolios unter dem neuen schwäbischen Elektrolabel verkauft werden sollen. Wer die neuen EQ-Signets auf den Kotflügeln der überarbeiteten Mercedes S-Klasse sieht, die in diesem Sommer ihre Premiere feiert, ist genauso irritiert wie einst bei den Buchstabenarrangements BlueEfficiency oder BlueTec.

Einen ähnlichen Weg ging BMW. Aus den beiden i-Modellen wurden die Hybridmodelle als i-Performance-Versionen nebst entsprechender Schriftzüge abgeleitet – Nomen est Omen. Mercedes geht noch weiter und so tragen sogar die Formel-1-Fahrzeuge von Mercedes den Namen F1 W08 EQ Power+. Die Buchstabenkombination EQ soll zukünftig auf allen Plug-In-Hybriden thronen und natürlich auf den Elektromodellen selbst.

Das erste Serienmodell trägt den Namen EQ C und ist ein – angesichts des anhaltenden SUV-Trends keine Überraschung – ein Mittelklasse-Crossover vergleichbar mit dem aktuellen Mercedes GLC. Rund 4,70 Meter lang will Daimler mit seinem ersten Elektromodell einer neuen Zeit ab Mitte 2019 ein Fahrzeug anbieten, das sich gegenüber der Konkurrenz mehr durchsetzen kann, als der erfolglose Mercedes B-Klasse Electric Drive.



So sehr bei der Erstpositionierung BMW mit seiner Submarke i im Fokus der Schwaben stand, so sehr hat sich die Situation im Laufe der vergangenen drei Jahre geändert. Nach den überschaubaren Erfolgen von i3 und i8 trat BMW bei neuen Elektromodellen voll auf die Bremse. Zwar kommt 2018 eine nachgereichte Roadstervariante des Elektrosportlers i8, doch ein echtes Volumenmodell mit der internen Bezeichnung iNext lässt noch bis 2021 auf sich warten. Und das, während bereits ab 2018 die Elektropost abgehen soll.

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