Porsche-Produktionsvorstand Reimold „Wir wissen nicht, wie das Elektroauto einschlägt“

Porsche verkauft derzeit so viele Autos wie nie zuvor. Im Interview spricht Produktionsvorstand Albrecht Reimold über die Planungen für das erste Elektroauto der Marke und eine mögliche Fertigung in den USA.

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Die wichtigsten Premieren des Genfer Autosalons
BMW 5er Quelle: BMW
Ford Fiesta Quelle: Ford
Kia Picanto Quelle: Kia
Lamborghini Aventador S Quelle: Lamborghini
McLaren Super Series Quelle: McLaren
Mercedes-Benz E-Klasse Cabrio Quelle: Daimler
Mercedes-Maybach G650 Landaulet Quelle: Daimler

2016 hat Porsche so viele Autos gebaut wie noch nie in seiner Geschichte. Und der Sportwagenbauer ist weiter auf Wachstumskurs: Mit der Kombivariante des Panamera, die in diesen Tagen auf dem Autosalon in Genf Weltpremiere hat, wächst die Produktpalette der Volkswagen-Tochter auf 60 Modelle.

Gleichzeitig laufen in Zuffenhausen die Vorbereitungen für den Produktionsanlauf des neuen Elektroautos „Mission E“ an. Im Gespräch mit WirtschaftsWoche Online schildert Albrecht Reimold, Vorstand für Produktion und Logistik, wohin die Reise führt.

WirtschaftsWoche Online: Herr Reimold, Sie waren bei Audi und Lamborghini, waren Werkleiter in Neckarsulm und Chef von Volkswagen Slovakia, Sie kennen vermutlich die Kennziffern aller Automobilwerke im Volkswagen-Konzern aus dem Eff-eff. Wo stehen die Standorte von Porsche im internen Vergleich – ganz oben?
Albrecht Reimold: So einfach ist das nicht. Das Werk in Bratislava kommt auf eine Tagesproduktion von 1600 Fahrzeugen, bei Porsche in Zuffenhausen liegen wir aktuell bei 250 Autos am Tag, in Leipzig bei 600 bis 700. Die Porsche-Produktion hat einen anderen Fokus als Volkswagen oder Audi. Die bei uns gebauten Autos sind in hohem Maße Einzelstücke. Da steht die Machbarkeit der Vielfalt im Vordergrund, nicht eine möglichst hohe Stückzahl. Denken sie nur einmal daran, wie viele Varianten wir vom Elfer anbieten. Und wir stellen uns darauf ein, dass die Modell-Vielfalt in Zukunft noch wachsen wird.

Porsche-Produktionsvorstand Albrecht Reimold. Quelle: Porsche

In welcher Richtung?
Etwa in puncto Derivate. In Genf präsentieren wir den Panamera Sport Turismo, einen sehr sportlichen Shooting Brake, und den Panamera Turbo S E-Hybrid, das neue Topmodell der Baureihe. Oder denken Sie nur mal an die Lackierungen. Der Anteil der Individualfarben, wir nennen sie Krawattenfarben, wächst. Und unsere Lackiererei wird bis Ende des Jahres digital lackieren können, um beispielsweise Streifen nicht mehr per Hand aufs Fahrzeug aufbringen zu müssen.

Zur Person

Die Komplexität der Produktion wird also weiter wachsen…
…und gleichzeitig immer effizienter werden. Das gilt in erster Linie für Zuffenhausen, die Heimat des Elfers. Aber ähnliche Individualisierungsmöglichkeiten möchten wir künftig auch bei den in Leipzig produzierten Fahrzeugen bieten.

An anderer Stelle wird Komplexität herausgenommen – beim Cayenne. Aktuell wird der SUV in Bratislava vorproduziert, anschließend nach Leipzig gebracht und dort komplettiert. Ab 2018 wird der Cayenne komplett in der Slowakei gebaut. Waren Sie die langen Wege leid?
Die nächste Generation des Cayenne läuft in der Tat komplett in Bratislava vom Band. Bislang erhielt er Fahrwerk und Motor erst in Leipzig oder in letzter Zeit auch bei VW Osnabrück. Wir legen großen Wert auf eine nachhaltige, umweltfreundliche Produktion und beenden deshalb den Transport halbfertiger Produkte quer durch Europa. Und Leipzig ist mit Macan und Panamera ziemlich gut ausgelastet .

Panamera Sport Turismo in Genf vorgestellt

Ein Porsche Made in Slovakia wird inzwischen von den Kunden akzeptiert?
Wichtig ist unseren Kunden, dass ein Porsche in Weissach designt und entwickelt wird. Wir verbauen in unseren Autos ja auch Teile, die aus Japan oder Südkorea zugeliefert werden. Und da wir seit zehn Jahren wissen, welche Qualitätsprodukte Bratislava abliefert, haben wir kein Problem damit, komplette Fahrzeuge dort zu bauen.

Eine Auslandsproduktion von Porsche wäre demnach nicht nur in der Slowakei machbar, sondern auch in China oder USA?
Denkbar ist vieles. Aber es gibt im Moment keine Notwendigkeit. Wir wollen auch in Zukunft nur behutsam wachsen. Wir haben dafür ein Konstrukt geschaffen, das aus einem Stammwerk in Zuffenhausen und einem zweiten Werk in Leipzig besteht. Zuffenhausen wird gerade mächtig umgebaut und für die Produktion des Elektroautos Mission E vorbereitet.

Ein 360-Grad-Blick in den Porsche Panamera Sport Turismo





Leipzig hat mit dem Panamera jetzt erst eine vollständige Prozesskette erhalten – früher, Sie erinnern sich, kam die Karosserie des Autos aus Hannover. Und der Standort dort hat aufgrund der Reserveflächen noch Potentiale für weiteres Wachstum. Und Bratislava gibt uns ebenso Raum zu atmen wie VW Osnabrück: Dort lassen wir derzeit einige Exemplare des Cayman produzieren, weil Zuffenhausen an seine Kapazitätsgrenzen stößt. So haben wir ein schönes Produktionsnetzwerk und sind nicht gezwungen, neue Fixkosten im Ausland aufzubauen.

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