Wie groß ist die Nachfrage nach Elektroautos wirklich?
Wenn Tesla das Model 3 auf den Markt bringt, sind die Kalifornier in dem Segment für bezahlbare Elektroautos um die 35.000 Dollar nicht alleine. Seit kurzem verkauft GM den Chevrolet Bolt, der auf ganz ähnliche Leistungsdaten wie das Model 3 kommt. Nach sechs Monaten wurden nur 6529 Bolt verkauft, weit weniger als von einem Nissan Leaf oder den teureren, bestehenden Tesla-Modellen.
Das kann zweierlei bedeuten: Entweder warten die Kunden gebannt auf Musks Kompaktwagen oder die Nachfrage nach Elektroautos unterhalb der Oberklasse ist derzeit noch geringer als gedacht. Zu früh freuen über die miesen Absatzzahlen der Konkurrenz sollte sich der Tesla-Chef nicht. Zum einen kommt noch in diesem Herbst die Neuauflage des etablierten Nissan Leaf, zum anderen muss er beim Model 3 noch für echte Kaufverträge sorgen: Jede der 400.000 Vorbestellungen kann jederzeit storniert werden – etwa wenn die Kunden das fertige Auto im Juli das erste Mal sehen.
Bislang war die Markenloyalität bei Tesla-Kunden sehr hoch. Doch mit dem Model 3 erschließt der Elektroautobauer neue Zielgruppen mit einem anderen Verhalten. „Model-3-Kunden werden keine Fehler wie große Spaltmaße oder schlecht ausgerichtete Teile akzeptieren“, glaubt Kathellen Rizk, Direktorin der Auto-Sparte bei der Beratungsgesellschaft JD Power. „Wenn die Millennials in das Model 3 einsteigen, erwarten sie, dass alles perfekt funktioniert.“
Die Kunden haben dieselben Ansprüche, die sie auch an einen etablierten Premium-Autobauer stellen. In den vergangenen Jahren war Tesla mit dem Model S quasi ohne Wettbewerb unterwegs. In der Oberklasse holen die Premium-Hersteller mit ihren Elektro-Plänen auf, im Volumensegment sind bereits andere Autobauer mit ihren E-Fahrzeugen etabliert. Spätestens mit dem Sprung in den Massenmarkt ist die Schonfrist für Tesla vorbei.