Überraschender Star der CES Diese Firma steckt hinter BMWs Chamäleon-Farbe

Der BMW iX Flow wechselt die Farbe zwischen Weiß und Dunkelgrau. Die Technologie funktioniert ähnlich wie ein E-Ink-Display etwa in einem E-Book-Reader. Quelle: dpa

Mit einem Auto, dessen Farbe sich verändern lässt, sorgt BMW in Las Vegas für Aufsehen. Für das Modellprojekt arbeiten die Münchner mit einem amerikanischen Tech-Unternehmen zusammen, das den wenigsten PS-Fans bekannt sein dürfte.

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An Blickfängen mangelt es auf der CES in Las Vegas nicht. Die Fachmesse zum Jahresstart gilt seit 1998 als einer der wichtigsten Termine der Technik-Branche. Ob Sony, Google oder Microsoft: Sie alle buhlen hier mit ihren Tech-Innovationen um die Wette. In diesem Jahr aber hat ihnen ein Autohersteller die Show gestohlen: BMW präsentierte auf seinem Messestand ein Fahrzeug, das die Farbe wechseln kann – und machte damit mächtig Eindruck.

Das auf den Modellnamen „iX Flow“ getaufte Elektrofahrzeug hat viele Millionen winzige Farbkapseln. Je nach Einstellung können entweder weiße oder dunkle Partikel an die Oberfläche der Kapseln gebracht werden – wodurch ein fließender Wechsel der Karosseriefarbe zwischen Weiß und Dunkelgrau möglich wird. Per Knopfdruck oder Smartphone-App könnten Autofahrer so künftig Farbe und Design ihres Fahrzeugs spontan individualisieren. „Ein völlig neues Kapitel in der Personalisierung von Autos“, verspricht ein Werbevideo, das BMW auf der CES gezeigt hat.

Für die anpassbare Karosserie-Verkleidung hat der Münchner Autohersteller mit einem amerikanischen Tech-Unternehmen zusammengearbeitet, das bisher den wenigsten PS-Fans, dafür aber den meisten Leseratten bekannt gewesen sein dürfte. Denn bisher war die gleichnamige Technologie der Firma E Ink vor allem in E-Book-Readern verbaut.

Das auf den Modellnamen „iX Flow“ getaufte BMW.Elektrofahrzeug hat viele Millionen winzige Farbkapseln. Quelle: imago images

Die in der amerikanischen Kleinstadt Billerica, Massachusetts ansässige E Ink Corporation ist eine Tochterfirma der E Ink Holdings (EIH). Der Mutterkonzern ist börsennotiert und sitzt in Taiwan. Er ist das Ergebnis einer 215 Millionen US-Dollar schweren Übernahme: 2009 kaufte der taiwanesische E-Paper-Hersteller Prime View International seinen amerikanischen Konkurrenten auf, übernahm zwei Jahre später auch seinen Namen.

Eine strategisch kluge Entscheidung, war zu diesem Zeitpunkt der Begriff „E-Ink“ doch längst zum Synonym für elektronisches Papier generell geworden. „Unser Markenname wird jetzt überall auf der Welt erkannt“, sagte seinerzeit Unternehmenschef Scott Liu. Nun laute das Ziel, „alle Displays der Welt mit unserer Oberflächentechnologie auszustatten“.

Mal grau, mal weiß: Der Prototyp des BMW iX Flow kommt bei den Besuchern der Technik-Messe CES gut an. Quelle: dpa

Diese großen Ambitionen, so viel lässt sich zehn Jahre später sagen, hat E Ink nicht ganz erfüllt. Zumindest aber ist das Unternehmen heute unangefochtener Marktführer im Bereich des elektronischen Papiers: Nahezu alle modernen elektronischen Lesegeräte verwenden die Technologie, an der die taiwanesische Holding die Rechte hält. Auch in Smartwatches und Mobiltelefonen findet sie vereinzelt Einsatz. Zwischen 2016 und 2020 setzte E Ink Holdings (EIH) damit weltweit jährlich zwischen 13,6 und 15,3 Milliarden US-Dollar um.

Künftig soll auch die anpassbare Autooberfläche, die BMW auf der CES vorgestellt hat, Geld in die Kassen spülen. Das Konzept „iX Flow“ verbinde „das digitale Papier von E Ink mit den intelligenten Designalgorithmen von BMW“, heißt es aus dem E-Paper-Konzern. Die hauseigenen Entwickler hätten dafür eng mit den Kollegen aus München zusammengearbeitet.



Ob und wann es das Projekt zur Markreife bringen wird, ist derzeit noch nicht absehbar. Sollte es aber soweit kommen, werde das Auto „zu einem Botschafter unterschiedlicher Stimmungslagen und Situationen des täglichen Lebens“ werden können, hofft BMWs Projektleiterin Stella Clarke. Die Autokarossiere der Zukunft werde funktionieren „wie Status-Anzeigen auf Social-Media-Kanälen“.

Mehr zum Thema: Auch Sony hat auf der CES in Las Vegas ein Auto präsentiert: Das zweite Auto-Modell der Japaner trägt den Namen „Vision-S02“.

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